Afghanistan

Die Johanniter-Auslandshilfe ist seit 2002 helfend in Afghanistan tätig. Mehr als 1,7 Millionen Menschen konnten seitdem in zahlreichen Regionen des Landes erreicht werden. Der Schwerpunkt der Projektarbeit liegt vor allem in der Verbesserung der medizinischen Versorgung und der Katastrophenvorsorge.

Schweres Erdbeben erschüttert Afghanistan

Mit einer Stärke von 6,3 auf der Richterskala erschütterte am Samstag, den 07. Oktober 2023, ein schweres Erdbeben die Provinz Herat, im Westen Afghanistans. Tausende Menschen starben, Zehntausende wurden verletzt. 

Wir haben schnell reagiert und gemeinsam mit unserem lokalen Partner „Organization of Human Welfare“ (OHW) haben wir Hilfspakete an 3.500 Menschen verteilt: Kochutensilien, Hygieneartikel, Schlafmatten, Planen und wärmende Decken werden jetzt am dringendsten gebraucht. Gegen die eisige Kälte im winterlichen Afghanistan erhalten die Familien jetzt auch Brennholz, Decken, warme Kleidung und Stiefel.

Wir Johanniter sind seit über 20 Jahren in Afghanistan tätig und bleiben vor Ort, um den Menschen nun beim Wiederaufbau von 150 Häusern zu helfen. Damit schaffen wir ca. 1.000 Menschen bald wieder ein Zuhause.

Im Einsatz für bessere Gesundheit und Schutz vor anhaltender Gewalt

Die medizinische Grundversorgung von hunderttausenden Menschen konnte in den vergangenen Jahren sichergestellt werden. Gesundheitseinrichtungen wurden saniert und mit medizinischem Material ausgestattet. Vor allem Binnenflüchtlinge erhielten nach bewaffneten Auseinandersetzungen und nach Naturkatastrophen lebensnotwendige Hilfsgüter, um die Not zu überstehen. Pakistanische Flüchtlinge, die vor der Gewalt ins Nachbarland Afghanistan geflüchtet sind, haben seit 2014 Zugang zu einer medizinischen Grundversorgung in Flüchtlingscamps nahe der Grenze zu ihrem Heimatland. Bis heute leisten wir in der Provinz Khost medizinische Versorgung, die vor allem benachteiligte Gruppen im Fokus hat.

Die Ausbildung von Hebammen leistet einen Beitrag zur Verringerung der Müttersterblichkeit im Land.
Die Ausbildung von Hebammen leistet einen Beitrag zur Verringerung der Müttersterblichkeit im Land.

Im August 2013 eröffneten die Johanniter mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung eine Mutter-Kind-Klinik, in der seither täglich bis zu 200 Patienten medizinisch versorgt werden. 24 junge Frauen aus den abgelegenen Gemeinden der Provinz Balkh absolvierten parallel dazu in Mazar-I-Sharif eine Ausbildung zur Hebamme. Nach ihrem Abschluss im Sommer 2014 gingen die Frauen in ihre Dörfer zurück, um dort Schwangere und junge Mütter professionell zu betreuen. In einer Neuauflage des Projekts wurden seit Oktober 2014 weitere 72 Frauen aus den entlegenen Regionen der Provinz Balkh zu Hebammen ausgebildet. Ein dritter Ausbildungszyklus begann Anfang 2018 in der Provinz Takhar.

Medizinische Hilfe für Flüchtlinge und Vertriebene

Zehntausende Afghanen suchen in Kabul Schutz in über 50 informellen Siedlungen.
Zehntausende Afghanen suchen in Kabul Schutz in über 50 informellen Siedlungen.

Gewalt und Armut führten in Afghanistan bereits zu über einer Millionen Flüchtlinge innerhalb des Landes. Viele von ihnen haben sich in der Hoffnung auf mehr Sicherheit in der Hauptstadt Kabul in informellen Siedlungen niedergelassen. Hier leben sie unter äußerst prekären Bedingungen. Insgesamt gibt es in Kabul bereits 53 informelle Siedlungen. Da die lokale Regierung diese Siedlungen nicht anerkennt, gibt es weder fließend Wasser, noch Gesundheitsdienste oder Schulen.

Im Winter wird die Situation noch prekärer, denn bei Temperaturen weit unter Null Grad Celsius bieten die notdürftigen Unterkünfte der Vertriebenen kaum Schutz. Die Johanniter haben in den letzten Jahren die Menschen wiederholt mit Plastikplanen, Decken, Winterkleidung, Socken und Mützen unterstützt. Mobile Kliniken leisteten medizinische Versorgung für die Menschen, die vor allem an Erkrankungen der Atemwege, Lungenentzündung, Masern, Hautkrankheiten, Augeninfektionen, Mumps und Unterkühlungen litten.

Schulung in Katastrophenvorsorge

Mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amtes schulten die Johanniter seit 2015 mehr als 81.000 Menschen im Nordosten des Landes in Erster Hilfe und Katastrophenvorsorge. So führten die Johanniter in 40 Schulen der afghanischen Provinz Balkh Katastrophenvorsorgetrainings durch. 6000 Schülerinnen und Schüler erhielten hier praktische Tipps, um sich im Notfall zu schützen und anderen beizustehen. In Kunduz unterstützten wir die medizinische Versorgung durch lokale Organisationen in akuten Konfliktgebieten sowie die Schulung der Bevölkerung in Erste Hilfe.

Afghanistan nach dem Machtwechsel

Die Johanniter sind seit mehr als 20 Jahren in Afghanistan tätig und versorgen die Bevölkerung sowie die Binnenvertriebenen und Geflüchteten im Land medizinisch. Auch nach dem Machtwechsel unterstützt unser Team in Kabul gemeinsam mit unseren Partnern die Menschen und leistet wichtige Projektarbeit.

Lesen Sie unsere aktuellen Fragen und Antworten vor dem Hintergrund des Arbeitsverbots für Frauen im Land.