Kältewelle – Richtig helfen bei Erfrierungen und Unterkühlungen
Deutschland erlebt aktuell eine Kältewelle mit hohen Minusgraden. Für manche ist der starke Wintereinbruch mit Schlittenfahrten und Schneespaziergängen eine willkommene Abwechslung im Corona-Alltag. Für Menschen auf der Straße sind diese frostigen Tage jedoch hart. Zu leichte Kleidung und lange Aufenthalte im Freien lassen den Körper auskühlen und führen zu Erfrierungen und Unterkühlung - teils mit lebensbedrohlichen Folgen.
Auf dieser Seite erfahren Sie, wie Sie Erfrierungen und Unterkühlungen erkennen und im Notfall richtig handeln.
Warum die hohen Minusgrade so gefährlich sind
Frost ist nicht nur unangenehm, er birgt auch große Gefahren. Ist der Körper zu lange eisigen Temperaturen ausgesetzt, kühlt der Gesamtorganismus ab. Besonders gefährlich wird die kalte Jahreszeit für Menschen auf der Straße. Häufig sind Betroffene physisch oder psychisch nicht in der Lage, sich vor der Kälte zu schützen oder Hilfe zu suchen. Jährlich erfrieren Menschen in Hauseingängen oder auf Parkbänken, weil sie ungeschützt und zu lange in der eisigen Kälte sind.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Seien Sie aufmerksam und helfen Sie Menschen, die momentan im Freien schlafen.
- Ist eine Person sowohl von Erfrierungen als auch einer Unterkühlung betroffen, versorgen Sie zuerst die Unterkühlung, da diese lebensbedrohlich sein kann.
- Fassen Sie erfrorene Körperteile nicht an.
- Geben Sie keinen Alkohol zu trinken.
- Wärmen Sie Personen, die kaum noch bei Bewusstsein sind, nicht mit Massagen, Wärmflaschen oder heißen Getränken, dadurch kann es zum Bergungstod kommen.
Wie Sie eine Unterkühlung oder Erfrierung erkennen
Während bei einer Unterkühlung der ganze Körper leidet und die Temperatur auf unter 36 Grad sinkt, sind bei einer Erfrierung einzelne Körperteile betroffen – meist Zehen, Finger, Nase oder Ohren.
Erfrierungen werden ähnlich wie Brandwunden nach Graden klassifiziert. Sie erkennen Sie an folgenden Symptomen:
- Blau-rote, später weiß-gelbe bzw. weiß-graue Flecken oder blutgefüllte Blasen an betroffenen Stellen.
- Ein taubes Gefühl oder Kribbeln in Händen und Füßen.
- Erfrorene Körperteile sind kalt und zu Beginn weich und schmerzhaft, später können sie hart und gefühllos werden.
Bei einer Körperkerntemperatur von weniger als 36 Grad liegt eine Unterkühlung vor. Ab einer Körpertemperatur von unter 34 Grad wird diese lebensbedrohlich. Unterkühlungen gibt es in unterschiedlichen Schweregraden, die Sie an folgenden Symptomen erkennen:
Stadium I:
- Eine schnelle Atmung, die zu Sauerstoffmangel und Bewusstseinsstörungen führt.
- Zittern
- Ein schneller Herzschlag
- Aufgeregtheit
Stadium 2:
- Langsame, arrhythmische Atmung und Herzschlag
- Steife Muskeln und Gelenke
- Müdigkeit
- Verwirrtheit
- Betroffene sind kaum noch ansprechbar
Stadium 3 bis 4:
- Bewusstlosigkeit
- Kaum spürbarer Puls
Erste Hilfe bei Erfrierungen oder Unterkühlung: So reagieren Sie richtig
Zunächst ist es wichtig, hinzuschauen. Seien Sie aufmerksam und schauen Sie nach Menschen, die dieser Tage im Freien schlafen. Wer Obdachlose in der Kälte findet, sollte sie zunächst ansprechen und sich nach ihrem Befinden erkundigen. Ist die Person nicht ansprechbar oder bewusstlos bzw. hat Symptome einer Erfrierung oder Unterkühlung müssen Sie sofort handeln und den Rettungsdienst über die 112 rufen. Nutzen Sie bei der Behandlung Schutzhandschuhe und beachten Sie unsere Hinweise zur Ersten Hilfe unter Corona.
Bei Erfrierungen sollten Sie zusätzlich folgende Maßnahmen ergreifen:
- Bringen Sie die betroffene Person in eine warme, trockene Umgebung.
- Geben Sie warme, gezuckerte Getränke.
- Lockern und öffnen Sie enganliegende Kleidung und Schuhe. Entfernen Sie feuchte Textilien.
- Bedecken Sie bei tiefsten Erfrierungen Körperteile ohne Druck, weich und möglichst keimfrei.
- Motivieren Sie die Betroffenen, ihre Finger und Zehen zu bewegen. Achtung: erzwingen Sie jedoch keine Bewegung, in dem Sie Finger oder Zehen der Betroffenen anfassen und selbst bewegen.
- Versuchen Sie erfrorene Körperteile sanft durch Körperwärme des Betroffenen zu erwärmen (jedoch nicht bei bereits hart gefrorenen Körperteilen), ziehen Sie dazu Schutzhandschuhe an.
- Beruhigen und trösten Sie die Betroffenen.
Darauf müssen Sie bei der Behandlung von Erfrierungen achten:
- Verzichten Sie darauf, etwa durch Reiben, Wärmekissen oder andere externe Wärmequellen erfrorene Körperstellen aktiv zu wärmen.
- Öffnen Sie keine Blasen.
- Geben Sie keinen Alkohol zu trinken.
- Vermeiden Sie Berührungen der erfrorenen Körperteile.
Unterkühlten Personen helfen Sie mit diesen Maßnahmen:
- Ist die Person ansprechbar, bringen Sie sie in eine warme, trockene Umgebung. Falls das nicht möglich ist, schützen Sie Betroffene möglichst vor Wind und dem kaltem Boden.
- Geben Sie warme, gezuckerte Getränke.
- Entfernen Sie feuchte Kleidung und schützen Sie den Körper durch (Rettungs-) Decken und Kleidung vor weiterer Auskühlung.
- Ist die Person nicht bei Bewusstsein und atmet nicht, führen Sie die Herz-Lungen-Wiederbelebung durch, ziehen Sie dazu Schutzhandschuhe an und beachten Sie unsere Hinweise zur Ersten Hilfe unter Corona.
- Beruhigen und trösten Sie die Betroffenen.
Das müssen Sie bei der Behandlung von Unterkühlungen beachten:
- Geben Sie keinen Alkohol zu trinken.
- Betroffene, die kaum noch bei Bewusstsein sind und nicht mehr zittern, dürfen nicht durch Massagen, Wärmflaschen oder heiße Getränke aufgewärmt werden. Hier besteht die Gefahr des Bergungstods, der dadurch entsteht, dass sich kaltes mit warmen Blut vermischt und einen Herzstillstand verursacht. Versuchen Sie stattdessen Menschen in diesem Zustand langsam durch Decken und trockene Kleidung aufzuwärmen.
Ist die Person sowohl von Unterkühlung als auch von Erfrierungen betroffen, behandeln Sie zuerst die Unterkühlung, da diese lebensbedrohlich sein kann.