11.02.2022

Zum Tag der 112: „Gaffen tötet!“

Durch einen innovativen QR-Code auf Rettungswagen erwischen sich Gaffer selbst auf frischer Tat

Eine Innovation der Johanniter-Unfall-Hilfe und der Kreativagentur Scholz & Friends kommt auf die Straße: mehr als 30 Rettungswagen der Johanniter werden aktuell mit einem innovativen Design ausgestattet, welches Gaffern ihr schädliches Verhalten bewusst machen soll. Auch die Johanniter aus Baden-Württemberg beteiligen sich an dem Projekt. Ein Rettungswagen der Johanniter-Rettungswache in Ludwigsburg ist seit Dezember 2021 im Einsatz. Ein weiterer folgt in Kürze in Stetten (Leinfelden-Echterdingen).

Thomas Hanisch, Landesvorstand bei den Johannitern in Baden-Württemberg, dazu: Wir unterstützen das Projekt, denn immer wieder erleben unsere Rettungskräfte, dass ihre Arbeit durch Schaulustige behindert wird. Die Verbreitung von Smartphones und die Veröffentlichungsmöglichkeiten in den Sozialen Medien haben die Problematik noch verschärft. Das muss sich ändern, denn oft entscheiden schon wenige Minuten über Leben oder Tod“.

Hanisch hebt jedoch hervor: „Ein Handy am Unfallort kann jedoch auch sinnvoll eingesetzt werden: Werden Passanten Zeugen eines Unfalls, kann durch Erste Hilfe Leben gerettet werden. Dazu gehört auch, die 112 zu wählen!“

Die Idee hinter dem Slogan „Gaffen tötet!“

Mit einem innovativen digitalen Design auf Basis der QR-Code-Technologie, das an Rettungsfahrzeugen angebracht wird, sollen Schaulustige, die mit ihrem Smartphone das Geschehen festhalten wollen, davon abgehalten werden. Er löst auf dem Handy der Fotografierenden den automatischen Warnhinweis „Gaffen tötet!“ aus. So soll Gaffern ihre Tat unmittelbar bewusst gemacht werden.

Denn Gaffen ist längst kein Kavaliersdelikt mehr. Seit dem 1.1.2021 gilt laut Paragraf 201a des Strafgesetzbuches, dass das Fotografieren oder Filmen eines Unfalls mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren belangt werden kann.

Teilnehmende Rettungswachen der Johanniter

An den Standorten Düren (NRW), Rodgau (Hessen), Erfurt (Thüringen), Hermannsburg und Beckedorf (Niedersachsen), Ludwigsburg (Baden-Württemberg), Nossen (Sachsen) und Berlin sind die beklebten Rettungswagen schon auf den Straßen zu sehen.  Die Standorte Seligenstadt (Hessen), Koblenz (Rheinland-Pfalz), Radebeul und Naumburg (Sachsen-Anhalt), Cottbus (Brandenburg), Stetten (Baden-Württemberg), Hiddensee, Wismar, Lindetal und Altenkirchen (Mecklenburg-Vorpommern) folgen in den kommenden Wochen.

Die wisenschaftliche Begleitung

Parallel zum praktischen Test auf der Straße werden das „Gaffen“-Phänomen und die Reaktionen auf die beklebten Rettungswagen von der Akkon Hochschule für Humanwissenschaft wissenschaftlich untersucht. Ein fünfköpfiges Team um Prof. Dr. Marisa Przyrembel bezieht sich dabei auf Aspekte der Notfall-, Sozial- und Motivationspsychologie, um dem Phänomen „Gaffen“ näher zu kommen, denn fehlt seit Jahren eine belastbare Studie mit bundesweiten belegbaren Zahlen zu diesem Thema. Zusätzlich soll das neue Design im praktischen Einsatz geprüft werden.

Ausgewertet werden Daten aus den jeweiligen Rettungseinsätzen, Klickzahlen, die durch den QR-Code generiert werden und Daten, die aus Befragungen des Rettungsdienstpersonals sowie der Bevölkerung erhoben werden.

Zusätzlich zu den Standorten, deren Rettungswagen mit dem neuen Design ausgestattet werden, wurden 43 regulär beklebte Fahrzeuge in die Studie einbezogen, die als Vergleichswerte hinzugezogen werden.

Rettungsdienst bei den Johannitern

Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist eine der großen Rettungsdienstorganisationen in Deutschland. Mehr als 740.000 Notfalleinsätze absolvierten die Johanniter im Jahr 2020. Mehr als 350.000 Patienten wurden 2020 durch Krankentransporte befördert. Bundesweit sind die Johanniter in 289 Rettungswachen aktiv.