Johanniter-Springerpool Rettungsdienst - ein Angebot für alle, die Lust auf etwas Neues haben
Notfallsanitäter Can Yilmaz ist Praxisanleiter und Dozent im Rettungsdienst. Ab September bildet er neue Kolleginnen und Kollegen für die Arbeit im Johanniter-Springerpool Rettungsdienst aus.
Mit dem Johanniter-Springerpool Rettungsdienst werden die Johanniter künftig zehn ihrer Rettungswachen im Raum südliches Niedersachsen, von Schwarmstedt bis Göttingen, mit zusätzlichem Personal unterstützen. Ab August sollen die ersten Rettungs- und Notfallsanitäter spontan dort aushelfen, wo die Personalnot aufgrund von Krankheit oder nicht besetzter Stellen gerade groß ist. Auf die neuen Kolleginnen und Kollegen warten nicht nur Dienstfahrzeuge und eine monatliche Zulage für ihre Flexibilität und Einsatzbereitschaft. Um auf jeder der Rettungswachen mit stark unterschiedlichen Gegebenheiten sofort einsetzbar zu sein, durchlaufen sie erst eine mehrwöchige Einarbeitung. Notfallsanitäter Can Yilmaz von der Johanniter-Rettungswache in Langenhagen hat zum Start eine Intensiv-Schulung über drei Tage vorbereitet und erzählt, worum es dabei geht.
Can Yilmaz: Die neuen Kolleginnen und Kollegen werden in sechs Landkreisen zum Einsatz kommen. Das sind zehn individuelle Rettungswachen. Manche groß, andere eher klein. Einige im städtischen Umfeld, andere auf dem Land. Einige in Autobahnnähe, alle mit einer unterschiedlichen Krankenhausanbindung. Dazu kommen sich unterscheidende Systeme zur Patientenerfassung, Medizinprodukte und Tragesysteme. Was die rettungsdienstliche Medizin betrifft, haben wir über die so genannten SOP (Standart Operating Procedures) mitunter sehr verschiedene Vorgaben der ärztlichen Leitungen in den Kommunen. Unsere Pool-Mitarbeitenden müssen diese Vorgaben nicht nur kennen, sondern sie auch auch ohne großes Nachdenken umsetzen.
Das heißt, die Neuen müssen richtig büffeln. Kannst Du Beispiele nennen?
Can Yilmaz: Wenn wir als Rettungsdienst vor Ort eintreffen, müssen die Patientendaten aufgenommen werden. Das passiert in Hildesheim und an unserer Heidekreis-Rettungswache in Schwarmstedt digital mit dem NIDApad, in der Region Hannover werden Patienten dagegen zurzeit noch handschriftlich mit dem Rettungsdienst-Protokoll erfasst. Ein anderes Thema sind Schmerzmittel. Im Gegensatz zu manchen Kommunen, in denen Paracetamol, Nalbuphin und Esketamin eingesetzt wird, darf in anderen auch das unter das Betäubungsmittelgesetz fallende Morphium und Fentanyl genutzt werden. Aber in welcher Dosierung? Und in welcher Kombination mit anderen Medikamenten? Das muss alles sitzen und ist richtig Futter fürs Hirn.
Bisher dominierte beim Rettungsdienst-Springerpool die Information, dass die Mitarbeitenden ein Dienstfahrzeug auch zur privaten Nutzung und eine monatliche Zulage von mindestens 450 Euro (brutto) bekommen.
Can Yilmaz: Das ist ja auch attraktiv. Aber der Springerpool bietet viel mehr. Der Notfallsanitäter ist mit seiner dreijährigen Ausbildung ein Examensberuf. Das Lernen hört danach nicht auf. Der Springerpool bietet die Möglichkeit, über den eigenen Tellerrand zu blicken und zu schauen, wie es die anderen machen. Nach der Einarbeitung geht das Lernen auf jeder Rettungswache im Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen dort weiter. Wer das macht, kann mit einem festen Arbeitgeber auf Schnuppertour gehen und in relativ kurzer Zeit für sich herausfinden, unter welchen Gegebenheiten er oder sie sich am wohlsten fühlt.
Wirst Du Rettungssanitäter*innen und Notfallsanitäter*innen gemeinsam schulen?
Can Yilmaz: Ja, das ist von Vorteil. Im Einsatz arbeiten die beiden schließlich auch Seite an Seite. Ich sage immer, der RS muss seine Aufgaben beherrschen und darüber hinaus die des NFS gut kennen, um ihn entsprechend unterstützen zu können. Der NFS muss im Gegenzug wissen, was der RS zu leisten vermag. Am Patienten darf es keine Unklarheiten geben.
Also alle auf die Schulbank und das dicke Buch aufschlagen?
Can Yilmaz: Ganz ohne curriculäre Anteile wird es nicht gehen, aber wir machen auch Simulationsübungen, schauen uns Fahrzeuge an, sprechen über die unterschiedliche Bestückung, üben in unserem realitätsnah ausgestatteten Praxisraum in Langenhagen, tauchen in Details ein wie zum Beispiel den unterschiedlichen ManV-Sichtungskonzepten und tauschen uns untereinander aus. Jeder, der im Springerpool anfängt, bringt Erfahrungen mit.
Hättest Du auch Lust auf die Arbeit im Pool?
Can Yilmaz: Wäre ich jünger, familiär ungebunden und hätte meine Rettungsdienst-Ausbildung gerade abgeschlossen – ja! Ich glaube, dass das zusätzliche Wissen und die gemachten Erfahrungen die neuen Kolleg*innen breit aufstellen wird. Aber so freue ich mich auf die ersten Fortbildungen ab August. Ich habe da wirklich Spaß dran und den Anspruch, die Leute bestens zu befähigen.
Die ersten Mitarbeitenden im Johanniter-Springerpool Rettungsdienst starten Anfang September, weitere Kolleg*innen werden derzeit aber noch gesucht. Informationen dazu unter www.johanniter.de/rettungsdienst-nb