Wegweisende Tagung in turbulenten Zeiten
Führungskräfte der Johanniter in Weser-Ems im Bevölkerungsschutz treffen sich für zwei Tage beim NLBK in Loy - NLBK-Dezernent Katastrophenschutz Pascal Drewes betont Bedeutung des Ehrenamts im Bevölkerungsschutz
Sie gehören zu dem Besten, was der Bevölkerungsschutz der Johanniter-Unfall-Hilfe in Weser-Ems zu bieten hat. Rund 60 Führungskräfte, ausschließlich ernannte und ehrenamtlich aktive Gruppen-, Zug- und Verbandführende haben sich zu einer zweitägigen Fachtagung am Standort Loy des Niedersächsischen Landesamtes für Brand- und Katastrophenschutz (NLBK) getroffen. „Es geht darum, dass wir uns weiterentwickeln“, betonte Regionalbereitschaftsführer Martin Hilse. „Die Abstände zwischen den Katastrophen werden immer kürzer, die Herausforderungen immer größer. Darauf müssen wir vorbereitet sein.“ Eine Ansicht, die „Hausherrin“ Susanne Küther, Abschnittsleiterin 1 des NLBK, teilt: „Wir leben in turbulenten Zeiten.“ Es freue sie ganz besonders, dass die Johanniter, mit denen sie immer sehr gut zusammengearbeitet hat, ihre Tagung in Loy abhalten. Auch Pascal Drewes, Dezernent Katastrophenschutz im NLBK, griff diesen Faden auf. „Wir leben ganz offensichtlich in einer Welt des Wandels“, sagte er in seiner Keynote für die Fachtagung Bevölkerungsschutz der Johanniter in Weser-Ems. „Unser Ziel ist die Bevölkerung zu schützen. Das ist unsere Aufgabe, deshalb sitzen wir hier.“
Der Zivilschutz, der Schutz der Bevölkerung im Verteidigungs- oder Spannungsfall, sei ein wachsendes Thema. „Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass die Welt in zehn Jahren eine andere ist“, sagte Drewes. Niedersachsen komme dabei als zentral gelegenes Flächenland eine besondere Bedeutung als Umschlagplatz im Bündnisfall zu. Das ehrenamtliche Personal im Bevölkerungsschutz sei dabei eine tragende Säule. „Das hat so kein anderes Land. Darauf können wir stolz sein.“ Als Beispiel nannte er unter anderem das Weihnachtshochwasser 2023, bei dem mehr als 100.000 ehrenamtliche Einsatzkräfte von unterschiedlichen Organisationen gegen die Fluten kämpfte. „Das hat soweit gut geklappt. Es wurden keine großen Siedlungsgebiete überflutet.“ Auch in Europa gelte der deutsche ehrenamtlich getragene Bevölkerungsschutz als zuverlässiger Partner. Kräfte waren unter anderem in Nordmazedonien, Griechenland und der Türkei im Einsatz.
Trotzdem hat auch das NLBK Wünsche und Forderungen an die Hilfsorganisationen. Es werde zum Beispiel eine Vereinheitlichung von Einheiten angestrebt. „Wir wollen wissen, was genau da kommt, wenn uns etwas angekündigt wird.“ Noch sei es so, dass innerhalb von Hilfsorganisationen gleiche Namen für Einheiten mit unterschiedlicher Ausstattung verwendet werden. Die Johanniter in Weser-Ems seien da schon sehr weit vorne. Zudem muss besser aufgezeichnet werden, wenn Einheiten doppelt verplant werden. Es sei zulässig, Sanitäts- und Betreuungsgruppen sowohl im Behandlungsplatz 50, im Betreuungsplatz 500 als auch im Wasserrettungszug zu melden. „Wenn wir alarmieren, muss das kommen, was wir erwarten.“ Dazu gehöre, dass benannte Einsatzkräfte auch tatsächlich verfügbar sind. Problem könne hier die eigene Betroffenheit sein. All das sei zu bedenken und mit den Hilfsorganisationen zu planen. Aber, so Drewes, er sei zuversichtlich, dass durch das frühzeitige Planen der Bevölkerungsschutz in Niedersachsen auf die kommenden Herausforderungen gut vorbereitet ist. „Die Johanniter sind dabei wie die anderen beteiligten Organisationen ein wichtiger, unverzichtbarer Teil.“
Text: Stefan Greiber/Fotos: Anette Schulte