22.03.2018 | Geschäftsstelle Ortsverband Beverungen

Überlebenschance bei verschluckten Bausteinchen: Wenige Minuten

Johanniter bieten „Erste Hilfe am Kind“-Kurs an

Konzentriert blick André Krois auf die Babypuppe vor ihm. Der junge Vater weiß: Von dem, was er heute lernt, kann vielleicht einmal das Leben seines oder eines anderen Kindes abhängen. Wie Krois geht es vielen Teilnehmern an diesem Samstag beim „Erste Hilfe Kurs am Kind“-Kurs bei den Johannitern in Beverungen. Sie sind vor kurzen Eltern geworden oder beaufsichtigen als Tagesmutter Kinder und sie alle wollen das beruhigende Gefühl haben, im Notfall richtig reagieren zu können.

„Kinder sind keine kleinen Erwachsenen“, betont der ehrenamtliche Erste-Hilfe-Ausbilder Heinz-Eberhard Bendix. Erwachsene atmen zehn bis zwölf Mal die Minute, Frühchen 240 Mal. Ein Erwachsener braucht bei der Wiederbelebung eine Atemspende von 500 Milliliter - ein Frühchen einen Teelöffel voll Luft. „Entsprechend müssen wir unsere Technik bei der Wiederbelebung eines Kindes anpassen“, erläutert Bendix den Teilnehmern. Carolin Becker-Just arbeitet in der Altenpflege und wiederholt regelmäßig in Kursen die Wiederbelebung bei Erwachsenen. Jetzt als Mutter will sie aber genau wissen, was sie bei Kindern beachten muss. „Einfach um für mich die Angst davor rauszunehmen“, erzählt sie ihre Beweggründe, um bei dem Johanniter-Kurs teilzunehmen.

Aber nicht nur das richtige Handeln bei einem Herz-Lungen-Stillstand wird bei diesem speziellen Erste-Hilfe-Kurs beigebracht. Ein Sturz vom Wickeltisch, eine umgestoßene Kaffeetasse oder Zeckenbisse – Anlässe für Erste Hilfe am Kind gibt es viele. Fast zwei Drittel der häuslichen Unfälle in Deutschland betreffen Kinder unter sechs Jahren. „Stellen Sie sich vor, ihr Kind bekommt keine Luft. Seine Lippen und Fingerspitzen werden schon blau. Was machen Sie?“, beschreibt Ausbilder Bendix die Auswirkungen eines verschluckten Bausteins in einer Kinderkehle. In einem solchen Szenario hat ein Baby nur eine Überlebenschance von wenigen Minuten. Der Johanniter warnt davor, aus Fernsehfilmen beliebte Methoden, wie das Baby kopfüber an den Füßen zu halten oder gar einen Luftröhrenschnitt, auszuprobieren. Stattdessen zeigt er drei Erste-Hilfe-Methoden, die dem Kind wieder Luft verschaffen, bis die Profis vom Rettungsdienst übernehmen können.  

„Jedes Elternteil, Großeltern oder Babysitter sollte sich damit auseinandersetzen“, meint Bendix, der selbst zwei Kindern hat und auch schon Großvater ist. In seinem Gepäck hat er an diesem Nachmittag nicht nur viele Fallbeispiel, sondern auch verschiedene Wiederbelebungspuppen, um die Reanimation an Kindern in verschiedenen Altersgruppen zu üben.  

Termine für einen „Erste Hilfe am Kind“-Kurs können individuell mit den Johannitern vereinbart werden. „Kinderbetreuungseinrichtungen oder auch Privatpersonen, wenn sich mindestens zwölf interessierte Personen zusammenfinden, können sich bei uns melden“, erklärt Leiter der Ausbildungsabteilung im Johanniter-Regionalverband Lippe-Höxter Björn Jockwig. Die Kurse können bei den Johannitern in Beverungen oder in geeigneten Räumlichkeiten der Teilnehmer stattfinden. Weitere Informationen unter 05235 95908-521