Üben für den Ernstfall
Die Fahrer im Fahrdienst für Menschen mit Behinderung tragen eine große Verantwortung, deswegen wird Erste Hilfe regelmäßig geübt – direkt am Fahrzeug und mit Mimen
Rund 240 kleine und große Fahrgäste bringt der Johanniter-Fahrdienst für Menschen mit Beeinträchtigungen jeden Tag zu ihren Förderschulen oder in ihre Werkstätten und holt sie nach Schulschluss oder Arbeitsende wieder ab. Die Busse Johanniter sind oberfrankenweit in Scheßlitz, Bamberg, Kronach und Himmelkron unterwegs. Oberste Priorität hat dabei die Sicherheit der Fahrgäste. Dazu gehört vor allem, sicher, vorausschauend und defensiv zu fahren. Doch Fahrdienstleiter Andreas Dennert legt Wert darauf, dass seine Fahrerinnen und Fahrer auch auf Unvorhergesehenes vorbereitet sind. Deswegen werden die Mitarbeitenden regelmäßig in Erster Hilfe geschult und zwar ganz praktisch: „Zum Glück kommt ein akuter Notfall während unserer Fahrten nur sehr selten vor, doch gerade deswegen ist regelmäßiges und vor allem realitätsnahes Üben so wichtig, damit man im Ernstfall schnell und richtig handeln kann“, erklärt Andreas Dennert.
Der Erste-Hilfe-Kurs ist deswegen speziell auf die Anforderungen im Behindertenfahrdienst ausgelegt. Die Fahrerinnen und Fahrer wissen zwar, dass sie während der Übungen auf einen Notfall reagieren müssen, aber nicht was genau passiert. Das Szenario ist möglichst echt: Der Bus ist mit Fahrgästen besetzt, von denen einer oder mehrere vorher durch den Ausbilder instruiert wurden. Dann geht die Fahrt los - wie an einem ganz normalen Schulmorgen. Plötzlich der Notfall: Ein Fahrgast wird bewusstlos oder hat einen epileptischen Anfall. Für den Fahrer und seinen Beifahrer heißt das: Ruhig bleiben, sicher anhalten, sich um den Betroffenen kümmern und ihn als Ersthelfer versorgen, also beispielsweise die Atmung zu kontrollieren, gegebenenfalls die Atemwege freizumachen oder im Extremfall auch mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung zu beginnen.
„In unseren Kursen stehen Kindernotfälle im Mittelpunkt, da viele unserer Fahrgäste jung sind und oft auch unter Vorerkrankungen leiden“, erklärt Dennert. „Wenn man nicht regelmäßig übt, dann macht man oft aber auch schon Fehler, bevor man sich um den Betroffenen kümmert.“ Der Bus muss sicher abgestellt werden, die Warnblinkanlage angeschaltet und eine Warnweste angezogen werden, außerdem muss die Teamleitung informiert werden, damit auch in der Johanniter-Dienststelle entsprechende Maßnahmen ergriffen werden können.
Und was ist mit den anderen Fahrgästen? Auch das wird im Erste-Hilfe-Kurs simuliert: Zum Beispiel dann, wenn plötzlich einer der „Schüler“ einfach auf eigene Faust den Bus verlässt und wegläuft. „Natürlich ist ein Ernstfall noch einmal anders, doch wir legen viel Wert darauf, dass unserer Fahrerinnen und Fahrer möglichst viele Situationen zumindest in dem Kurs bereits einmal durchgespielt haben. Deswegen war es uns so wichtig, den Lehrsaal direkt in den Bus zu verlegen“, so der Johanniter. Bei den Fahrerinnen und Fahrern kommt das gut an. Sie freuen sich bereits jetzt auf den nächsten Kurs. Und die kleinen und großen Fahrgäste profitieren auf jeden Fall – auch wenn der Ernstfall zum Glück selten ist.