12.06.2023 | Landesverband Nordrhein-Westfalen

Pflegeprojekt "SeQua" auf Erfolgskurs

Sechs Monate nach Start des Pilotprojekts "SeQua" (Selbstorganisierte Quartierteams) sind Kompetenzsteigerung und Selbstorganisation auf einem sehr guten Weg.

"Ich brauch hier mal 'ne Hand!", bittet Angelina Boller, Pflegedienstleitung der Sozialstation Erkelenz, ihre Kolleginnen – und gleich acht Hände sind zur Stelle. Mit guter Kommunikation und dem Engagement aller Beteiligten meistert das Pflegeteam des Pilotprojekts "SeQua" (Selbstorganisierte Quartierteams) die Teambuilding-Aufgabe zum Auftakt des Projekttreffens. Sie steht sinnbildlich für die Arbeit der Projektgruppe in den vergangenen Monaten. Denn das erste halbe Jahr im innovativen Pflegeprojekt im Regionalverband Aachen-Düren-Heinsberg war nur im engen Austausch miteinander und durch den starken Einsatz aller Projektgruppenmitglieder möglich. Diese führten am 7. Juni eine weitere Evaluierung der bisherigen Projektzeit unter der Leitung von Ann Kathrin Melchers (Projektverantwortliche und Fachbereichsleitung im Regionalverband) und Judith Laackman-Mendoza (Projektleitung und Referentin im Landesverband NRW) durch.

Sehr positiver Rückblick nach einem halben Jahr

Im Januar 2023 stimmte sich die Projektgruppe noch auf das Ziel und Motto des Pilotprojekts ein: "Pflege zukunftsfähig denken". Ein halbes Jahr später sind die Mitarbeitenden mitten drin in der konkreten Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen und in einem Prozess, der bereits jetzt deutliche Erfolge zeigt. Ann Kathrin Melchers findet dafür sehr klare Worte:"Für mich ist die Weiterentwicklung der gesamten Station herausragend: Sowohl in den Abläufen als auch im Zusammenhalt des Teams – aber auch die Veränderungen im Hintergrund, die durch die höhere Effizienz des Teams überhaupt erst möglich werden. Ohne die Stärke in diesem Team wäre das so nicht möglich gewesen."

Die Gruppe ist dem erklärten Ziel des Projektes bereits jetzt ein gutes Stück nähergekommen. Sie möchten "unter optimalen Bedingungen für Kunden/-innen und Mitarbeitende selbstbestimmte und qualitative Versorgung im Quartier gewährleisten und weiterentwickeln"

"Wie selbstorganisiert sind wir bereits?"

Auf diese Frage fallen die Rückmeldungen ebenfalls sehr positiv aus: Die Mitarbeitenden haben seit Projektbeginn die Möglichkeit zur Übernahme von Aufgaben, je nach Stärken und Interessen. Dazu gehören zum Beispiel die Verantwortlichkeiten für Erstgespräche, Arztgespräche, die selbstständige Erstellung des Dienst- oder Tourenplans oder das Verordnungsmanagement. Themenspezifische Schulungsphasen und Teambuildingmaßnahmen garantierten dabei die Weiterentwicklung der Mitarbeitenden und die Qualität der Arbeit. Agiles Projektmanagement ermöglicht die experimentierende Herangehensweise mit dem Fokus auf Ressourcen, Kommunikation und eine schnelle Umsetzung.

Die Projektgruppe ist zufrieden mit der neuen Arbeitsdynamik und dem Gefühl, den Arbeitsalltag selbst mitgestalten zu können. Die verbesserte Aufgabenteilung hat viele positive Effekte: Neben einem gestärkten Wir-Gefühl existiert auch ein tieferes Verständnis für die Aufgaben und Bereiche der Kollegen und Kolleginnen, und die Kommunikation im Team hat sich verbessert. Auch die quantitativ messbaren Erfolge sprechen für sich und zeigen eine höhere Effizienz im Team und eine bessere Kostendeckung. Das Team kann außerdem eine erste Bewerbung aufgrund der Attraktivität des Projekts verzeichnen.

Sommerpause bis Ende August - und danach?

In der zweiten Hälfte des aktuell bis Ende März 2024 anvisierten Projektzeitraums wird die selbstorganisierte Arbeit des Pflegeteams weiter vertieft. Und auch diese neuen Umsetzungsentwürfe werden aus den Bedürfnissen und der Motivation der Mitarbeitenden heraus gestaltet. Denn der Schlüssel zum Erfolg der letzten Monate liegt auch in der transparenten Kommunikation und im gemeinsamen Engagement der Gruppe, in dem sich jede Person gleichermaßen einbringt und das Team unterstützt. 


Hintergrund: Selbstorganisierte Quartierteams
Der Einsatz von kleinen, agil arbeitenden, gut vernetzten und selbst organisierten Pflegeteams in einem räumlich engen Radius ist der Kerngedanke des Konzepts. Die Teams sind in bestimmten Aufgabenfeldern wie beispielsweise der Einsatz-, Touren-, und Urlaubsplanung selbstverantwortlich organisiert. Allem voran steht die Individualität der sogenannten "Quartierteams", deren Arbeitsmodelle je nach Kontext, Anforderungen und Bedürfnissen immer wieder neugestaltet werden können. Das Ergebnis ist eine schlankere Arbeitsorganisation, größere Agilität und somit eine größere Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit.