Schlüsselfeld erhält Anerkennung als Lehrrettungswache
Notfallsanitäter können nun vor Ort ausgebildet werden
Mit der Renovierung im vergangenen Jahr wurde die Johanniter-Rettungswache Schlüsselfeld fit für die Zukunft gemacht. Jetzt folgte ein weiterer wichtiger Schritt: Die Anerkennung als Lehrrettungswache durch die Regierung von Oberfranken. Damit können nun Notfallsanitäter direkt vor Ort ausgebildet werden. Personalmangel und Nachwuchssuche sind Themen, mit denen Wachleiter Thomas Roschmann immer wieder konfrontiert wird. "Deswegen freue ich mich sehr, dass wir nun Azubis im eigenen Haus ausbilden können. Das ist die beste Art qualifizierte und motivierte Mitarbeiter zu akquirieren. Man lernt sich über längere Zeit kennen und wir setzten natürlich alles daran, dass unsere Azubis sich mit der Arbeit hier identifizieren können und dass sie sich auf lange Sicht, auch nach der Ausbildung, wohlfühlen." Auch Rettungsdienstleiter Andreas Dennert schließt sich an: "Es ist einfach ein Vorteil, dass nun der praktische Teil der Ausbildung bei uns im eigenen Haus und damit abgestimmt auf unseren Bedarf stattfinden kann. Außerdem ist es auch für die Mannschaft in den Wachen wichtig, dass es eine gute Mischung aus erfahrenen Kräften und jüngeren Leuten gibt."
Um als Lehrrettungswache anerkannt zu werden, mussten festgelegte Kriterien erfüllt werden: So muss eine Mindestanzahl an Notarzt- und Notfalleinsätzen im Jahr nachgewiesen werden, es muss einen qualifizierten Praxisanleiter geben und in der Wache müssen Rettungsdienstfahrzeuge stationiert sein, die mit den entsprechenden Geräten und Ausrüstungsgegenständen ausgestattet sind. All dies konnten Andreas Dennert und Thomas Roschmann nachweisen, sodass aktuell bereits der erste Azubi zum Team der Wache gestoßen ist: Samuel Ehrhart ist allerdings nicht bei den Johannitern angestellt, sondern Stabsunteroffizier bei der Bundeswehr. Seit einigen Wochen absolviert der 23-Jährige den praktischen Teil der Ausbildung in der Schlüsselfelder Wache. Dem Rettungsdienst war er schon vorher verbunden: "Ich war bereits ehrenamtlich im Rettungsdienst Haßfurt tätig. Jetzt wird aus dem freiwilligen Engagement ein Beruf, weil es einfach ein gutes Gefühl ist, anderen Menschen zu helfen", erzählt Samuel Ehrhart. "Es war Zufall, dass Samuel gerade jetzt einen Platz gesucht hat. Für uns ist es natürlich super, dass wir auf diese Weise sofort in die Ausbildung starten konnten", so Thomas Roschmann. Ab dem kommenden Ausbildungsjahr soll es dann den ersten "eigenen“ Notfallsanitäter-Azubi geben: "Ich freue mich schon auf die Bewerbungen!"
Seit der Notfallsanitäter 2014 den Beruf des Rettungsassistenten abgelöst hat, ist dies die höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst. Durch die Neuerung wurden auch die Kompetenzen gegenüber den bisherigen Rettungsassistenten deutlich angehoben. Der theoretische Teil der dreijährigen dualen Berufsausbildung wird in Berufsfachschulen absolviert, die praktische Ausbildung in der Lehrrettungswache sowie in verschiedenen Abteilungen des Krankenhauses. Für den praktischen Teil in der Wache ist Wachleiter Thomas Roschmann in seiner Funktion als Praxisanleiter zuständig: "Das wird mit der Schule abgestimmt, von der Samuel auch Aufgaben für die Praxis bekommt, und wir führen auch ein Lernbedarfsgespräch, um die Ausbildung optimal zu gestalten." Dazu kommen regelmäßige Praxistage in der Wache, bei denen bestimmte Themen vertieft werden. Und auch die Kollegen werden natürlich miteingebunden: "Ich schule parallel auch mein Team, damit sie Samuel und allen kommenden Azubis kompetent und erfolgreich betreuen können", so Thomas Roschmann. Im ersten und zweiten Lehrjahr fahren die Notfallsanitäter-Azubis als "dritter Mann oder dritte Frau" auf dem Rettungswagen mit, im letzten Lehrjahr steigt dann die Eigenverantwortung. Wer sich für eine Ausbildung in diesem Bereich entscheidet, kann sich auf einen abwechslungsreichen Beruf mit viel Verantwortung freuen: "Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter haben die höchste Qualifikation, die man im Rettungsdienst als Nicht-Mediziner haben kann", erklärt Andreas Dennert: "Das ist eine echte Herausforderung, aber auch sehr erfüllend, wenn man den Wunsch mitbringt, anderen Menschen zu helfen."