Runder Tisch zur Smartphone-basierten Ersthelfer-Alarmierung
Bundesweite Einführung könnte mehr als 10.000 Menschenleben pro Jahr retten
In Deutschland erleiden jährlich etwa 70.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses. Nur jeder zehnte Betroffene überlebt. Eine unverzüglich begonnene Herzdruckmassage verdoppelt bis verdreifacht die Überlebenschancen der Betroffenen. Daher ist Zeit der kritische Faktor. Hier setzt bereits seit über zehn Jahren die Smartphone-basierte Ersthelfer-Alarmierung (SbEA) an. In Regionen, die solche Systeme bereits in eigener Initiative eingeführt haben, wurden schon zahlreiche Leben gerettet.
Es gibt in Deutschland verschiedene Akteure, die sich in verschiedenen Bereichen der SbEA engagieren. Um gemeinsam die bisherigen Entwicklungen, Herausforderungen und fehlende Rahmenbedingungen zu diskutieren, haben die Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe (BAGEH) und der Mobile Retter e.V. im Oktober alle relevanten Stakeholder zu einem Runden Tisch in Berlin eingeladen. Ziele sind mittelfristig die Erarbeitung einheitlicher Mindeststandards und die bundesweite Verbreitung der SbEA.
Grundstein für Kooperation erfolgreich gelegt
Für eine umfassende Diskussion des Themas haben 33 Vertretende aus dem aktiven Ehrenamtsmanagement, den Hilfsorganisationen, der Technologie sowie der Wissenschaft teilgenommen. Politiker aus dem Deutschen Bundestag (SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) beteiligten sich zudem mit Redebeiträgen an der Veranstaltung und gaben wertvolle Impulse. „Wir freuen uns sehr, dass so viele relevanten Stakeholder der Smartphone-basierten Ersthelfer-Alarmierung und die Politik unserer Einladung gefolgt sind. Als Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe wissen wir, dass wichtige Ideen eine starke Kooperation vieler Parteien und einen langen Atem brauchen. Dafür wurde der Grundstein gelegt“, so Ralf Sick, Leiter Geschäftsbereich Bildung Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. als diesjährig vorsitzende Hilfsorganisation der BAGEH.
Themen und Ergebnisse
Es wurden verschiedene Themen besprochen – von den variierenden Hilfsfristen über die Qualifikation und Betreuung der ehrenamtlichen Ersthelfenden bis hin zu den noch weißen Flecken auf der Landkarte und einer möglichen technischen Harmonisierung. Mittel- bis langfristig sind einheitliche Qualitätskriterien und Standards denkbar, zum Beispiel in den Bereichen Qualifikation der Ersthelfenden, Alarmierungsindikationen und psychosoziale Notfallversorgung. Die Forderung der teilnehmenden Organisationen: Die SbEA muss bundesweit nachhaltig etabliert und in die Regelversorgung überführt werden. Das sieht auch die neunte „Empfehlung der Regierungskommission zur Reform des Rettungsdienstes“ die flächendeckende Einführung von Ersthelfer-Apps vor. So könnten jedes Jahr bis zu 10.000 Menschenleben gerettet werden. „Natürlich brauchen wir noch weitere Absprachen, aber wir haben heute die Basis für eine zielführende Zusammenarbeit geschaffen. Ich bin dankbar für den konstruktiven Austausch und freue mich auf die weiteren gemeinsamen Schritte zur bundesweiten Verankerung der Smartphone-basierten Ersthelfer-Alarmierung“, erklärt Dennis Brüntje, Geschäftsführung Mobile Retter e.V. Ein Anschlusstreffen ist für das Frühjahr 2024 geplant.