10.06.2021 | Regionalgeschäftsstelle Braunschweig

„Qualität ist elementar“

Landtagsabgeordneter und Mitglied des Kultusausschusses Christoph Bratmann besucht die Johanniter-Kita Mitgaustraße

Christoph Bratmann, Mitglied des Niedersächsischen Landtages, Birte Wilkens-Bathelt, stellvertretende Leiterin der Kita Mitgaustraße, Marc Wegner, Johanniter-Dienststellenleiter, und Silke Prieske, Leiterin der Kita Mitgaustraße (von links nach rechts). Foto: Johanniter/Kopetz

Braunschweig. Die Einladung der Johanniter-Unfall-Hilfe hat der SPD-Landtagsabgeordnete Christoph Bratmann gern angenommen. Nicht nur, weil er schon den Rohbau der Kita in der Mitgaustraße in Braunschweig gesehen hatte und neugierig war, wie es denn jetzt in der 2019 eröffneten Einrichtung so aussieht. Nein, der Dialog vor Ort ist doch immer noch am besten, so das Mitglied des Kultusausschusses des Niedersächsischen Landtags.

In dieser Funktion hatten die Johanniter des Regionalverbandes Harz-Heide ihn auch eingeladen. „Wir wollten vor Ort in einer Kita ins Gespräch gehen, um unsere Sichtweise zum neuen Kita-Gesetz darzustellen“, sagt Marc Wegner, Dienststellenleiter der Johanniter in Braunschweig. Auch wenn eine Nachbesserung des aktuellen Gesetzentwurfs beim Fachkraft-Kind-Schlüssel am Montag veröffentlicht wurde und nun festgeschrieben wird, dass die dritte Kraft in Kindergartengruppen kommt, ist das Thema noch immer nicht vom Tisch. Bratmann als Experte auf diesem Gebiet weiß dies, er kennt aber auch den Aspekt der Finanzierbarkeit. „Mehr Personal in Kita-Gruppen sorgt für Entlastung und damit auch für eine bessere Betreuungsqualität, dies ist unbestritten“, betont der engagierte SPD-Politiker. 

Der Weg zur Umsetzung ist immer noch lang, konstatiert Kitaleiterin Silke Prieske. Denn ab 2023 sollen zwar zusätzliche Azubis kommen, aber erst ab 2027 steht die Finanzierung einer Drittkraft mit 20 Stunden im Kindergartenbereich. „Wie wichtig dies ist, zeigt sich bei uns im Krippenbereich, in dem wir bereits nach diesem Modell arbeiten. Wir haben es geschafft, dass wir in jeder Krippengruppe eine Drittkraft in Vollzeit haben,“ meint Wegner. „Den Erfolg sehen wir gerade bei der Eingewöhnung und Entwicklung der Kinder wie auch bei der Zufriedenheit unserer Mitarbeitenden tagtäglich. Und dies zahlt sich für die Zukunft aus.“ 

Die Qualität der individuellen Entwicklungsbegleitung jedes Kindes stetig zu steigern und auszubauen ist elementar. Und dies ist nur mit entsprechender Investition von Zeitressourcen möglich – und dafür braucht es das notwendige Personal. Die Gesellschaft hat sich verändert und verändert sich weiter, die Anforderungen und Aufgaben im Kitabereich wachsen, doch die Leitungs- und Verfügungszeiten bleiben gleich, bedauert Prieske. Dies wirke sich auf Dauer negativ auf die Mitarbeiterentwicklung aus. Erst recht, wenn auch integrative Kindergartenplätze angeboten werden. „Wir haben in unserer Einrichtung das Glück, dass die Stadt Braunschweig hier sehr aufgeschlossen ist und vieles zusätzlich möglich macht. Außerdem sind wir als Johanniter-Einrichtung in ein System der Qualitätssicherung und Weiterentwicklung eingebunden“, beschreibt die Kitaleiterin die Situation. „Doch dies reicht bei weitem nicht aus, den Herausforderungen voll und ganz begegnen zu können.“ So sei die notwendige Fachberatung leider im neuen Gesetz nur unzureichend behandelt worden – ein klarer Auftrag für den Landespolitiker. Ebenfalls kritisch sehen die Johanniter, dass im neuen Gesetz beim Thema Inklusion versäumt wurde, einen Rechtsanspruch für integrative Kita-Plätze festzuschreiben.

Das Leitungsteam Silke Prieske und Birte Wilkens-Bathelt war sehr glücklich über den Besuch des Landtagsabgeordneten: „Wir werden gesehen und unser Anliegen und unsere Arbeit wahrgenommen.“ Trotzdem bleibt noch viel zu tun. „Wir müssen noch viel bewegen, um die Freude an diesem wundervollen Beruf zu gewährleisten und damit auch entsprechenden Nachwuchs zu generieren“, führt Prieske aus. Auch Christoph Bratmann, selbst Pädagoge, sieht den Handlungsbedarf. Er nehme viele Eindrücke, aber auch Anregungen mit. Die Nachbesserungen beim Gesetzentwurf seien notwendig gewesen und ein deutlicher Fortschritt. Doch ausreichend? Dies zeigt sich auf Dauer im Kita-Alltag, in dem die Erwartungen an das pädagogische Personal weiterhin steigen und die Belastung jetzt schon enorm ist. Und bis 2027 sicherlich auch nicht weniger wird.