Ostern – Hoffnung, die wächst
Die Johanniter GmbH wünscht frohe Ostertage!

Es gibt Tage, an denen scheint der Winter kein Ende zu nehmen. Das Grau bleibt hartnäckig am Himmel hängen, die Kälte kriecht in die Knochen, und alles fühlt sich schwer an. Doch dann – ganz unerwartet – liegt eines Morgens ein Hauch von Frühling in der Luft. Die Sonne wärmt ein wenig mehr, Krokusse durchbrechen den Boden, und plötzlich ist da diese Ahnung: Es bleibt nicht immer so. Es wird anders. Es wird heller.
Ostern erzählt genau diese Geschichte. Aber nicht als plötzlichen Knall, sondern als vorsichtige Morgenröte.
Die Frauen, die am frühen Morgen zum Grab gehen, erwarten nichts Gutes. Sie bringen Salben mit, weil sie sich mit dem Tod abgefunden haben. Sie stellen sich darauf ein, die letzte Ehre zu erweisen. Sie rechnen nicht mit einem Neuanfang – und doch beginnt genau das. Aber es geschieht nicht sofort. Die Auferstehung kommt nicht mit Pauken und Trompeten. Sie ist zuerst ein leeres Grab.
Hoffnung wächst nicht von einem Moment auf den anderen. Sie ist wie der Frühling, der sich leise ankündigt. Wie das erste Grün, das erst ganz zaghaft sichtbar wird. Wie ein Sonnenaufgang, der nicht auf einen Schlag den Himmel erhellt, sondern langsam das Dunkel zurückdrängt.
In meiner Arbeit in der Klinik begegne ich oft Menschen, die sich in einem langen Winter befinden. Patientinnen und Patienten, die auf Heilung hoffen und nicht wissen, wann oder ob sie kommt. Angehörige, die ihre Liebsten begleiten und dabei selbst so viel Kraft brauchen. Mitarbeitende, die Tag für Tag ihr Bestes geben, aber manchmal kaum spüren, ob es reicht.
Viele stehen irgendwo zwischen Gestern und Morgen – in einer Zeit des Wartens, des Aushaltens. Wie an einem Karsamstag.
Aber Ostern sagt: Das Dunkle bleibt nicht das Letzte.
Hoffnung ist nicht immer laut. Sie schreit nicht: „Alles wird gut!“ Aber sie zeigt sich. In einem Lächeln, das ermutigt. In einer Hand, die hält, wenn Worte fehlen. In einer Blüte, die sich durch die Erde kämpft.
Vielleicht ist Ostern genau das: Eine Einladung, nicht nur auf das große Wunder zu warten, sondern die kleinen Zeichen des Lebens wahrzunehmen.
Denn Hoffnung wächst. Immer.
Diakonin Jennifer Klee