Organtransport – ein Ehrenamt mit Verantwortung
Die oberfränkischen Johanniter sorgen für den sicheren Transport lebenswichtiger Organe
Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation DSO wurden 2019 in Bayern knapp 460 Organe gespendet, bundesweit waren es rund 3.000. Dahinter stecken Menschen, die durch das neue Organ Lebensqualität gewinnen oder deren Leben durch die Transplantation gerettet werden kann. Der tatsächliche Bedarf ist deutlich höher – alleine in Deutschland warten derzeit etwa 9.000 Patienten auf ein Organ – umso mehr zählt jede einzelne Spende. Doch bevor ein Organ transplantiert werden kann, muss es oft über weite Strecken transportiert werden – vom Entnahmeort in das Krankenhaus, in dem der Organempfänger betreut wird. Bei dieser Aufgabe zählen Minuten, der Transport muss exakt geplant sein. Ein verantwortungsvoller Job also, der in vielen Fällen von Ehrenamtlichen übernommen wird: Zum Beispiel von Heiko Rödel und seinem Team, das sich bei den oberfränkischen Johannitern im Organtransport engagiert. Etwa zwei- bis dreimal klingelt das Telefon pro Monat, meist in der Nacht, denn oft werden Organentnahmen dann durchgeführt, wenn in den OP-Sälen Kapazitäten frei sind. Am anderen Ende der Leitung sind Johanniter-Kollegen aus Nürnberg, die für die Koordination der Transporte verantwortlich sind und die Anfragen der DSO weiterleiten.
In vielen Fällen muss es schnell gehen, wenn der entsprechende Anruf kommt. Der Vorlauf ist meist kurz, Verzögerungen müssen vermieden werden: "Wir bekommen die Information, an welcher Klinik wir das Organ abholen und wohin wir es bringen müssen. Vor Ort nehmen wir die Transportbox und die entsprechenden Formulare entgegen und machen uns auf den Weg. Auch am Zielort werden wir bereits erwartet. Dort nimmt beispielsweise der diensthabende Arzt den Behälter entgegen und quittiert den Empfang", erzählt Heiko Rödel. Doch auch wenn die Zeit ein wichtiger Faktor ist und alles exakt geplant ist: Mit Blaulicht wird nur dann gefahren, wenn es aus Sicht des transplantierenden Krankenhauses aufgrund des Zustands des Organempfängers nötig ist.
Die meisten Fahrten für das Bamberger Team starten am Uniklinikum Erlangen und gehen zu Kliniken in ganz Franken, also beispielsweise nach Würzburg, Bamberg oder Schweinfurt. Manchmal sind die Fahrer aber auch länger unterwegs, wenn Organe quer durch das Bundesgebiet oder in Nachbarländer wie Österreich oder die Schweiz transportiert werden müssen. Und in einigen Fällen "chauffiert" der Organtransportdienst nicht nur die keimfreie Transportbox mir dem Organ, sondern gleich das komplette Chirurgenteam zum Flughafen und wieder zurück, damit die Ärzte sich ganz auf ihre herausfordernde Aufgabe konzentrieren können.
Insgesamt hat das Team in Oberfranken bereits 30 Fahrten übernommen, seitdem es sich Anfang 2019 für diesen Dienst gemeldet hat. Alle in Heiko Rödels Team haben mindestens eine Ausbildung zum Sanitätshelfer absolviert, kennen sich also aus im Rettungsdienst. Und alle investieren ihre freie Zeit in dieses lebenswichtige Ehrenamt: "Wir alle sind dabei, weil wir mit unserem Einsatz im besten Fall Leben retten. Wir hoffen, das wir anderen Menschen helfen können, auch wenn wir über die einzelnen Schicksale nichts erfahren. Spender und Empfänger bleiben anonym."
Um das ehrenamtliche Angebot halten und ausbauen zu können, plant das Organtransport-Team der oberfränkischen Johanniter die Gründung eines Helfervereins. Er soll in Zukunft helfen, finanzielle Unterstützung zum Beispiel für ein neues Fahrzeugt und weitere Ehrenamtliche zu gewinnen.