Oberfränkische Johanniter blicken auf 2020 zurück
Auswirkungen der Pandemie sind spürbar
„Es war sicher ein Jahr, das uns viel abverlangt hat, aber auch eines, in dem wir enger zusammengerückt sind und viel erreicht haben“, so blickt Jürgen Keller, Dienststellenleiter der Johanniter in Bamberg auf 2020 zurück. Auch bei den Johannitern war es vor allem die Pandemie, die das Jahr geprägt hat. Gerade im sozialen Bereich, bei der Kinderbetreuung und im Rettungsdienst waren die Herausforderungen angesichts der geltenden Schutz- und Hygienevorschriften groß. Ganz eingestellt werden musste zum Beispiel für mehrere Monate der Bereich Ausbildung. In den wärmeren Monaten konnten dann unter strengen Auflagen wieder Erste-Hilfe-Ausbildungen durchgeführt werden.
Geprägt von der Pandemie ist auch der Bereich der Ambulanten Pflege. Hinter dem Team der Sozialstation Schlüsselfeld liegt eine anstrengendes, aber dennoch erfolgreiches Jahr: Mehr als 22.500 Mal machten sich die Pflegekräfte zu Hausbesuchen auf den Weg. „Natürlich ist die Belastung hoch: Das Arbeiten mit Schutzkleidung, regelmäßige Tests, sicher auch die Angst vor Ansteckung – das ist nicht immer leicht, aber unsere Mitarbeiter geben alles. Gerade weil die von uns betreuten Menschen im Moment mehr Zuwendung brauchen als sonst“, erzählt Ursula Benke, Leiterin der Johanniter-Sozialstation.
Der Rettungsdienst der Johanniter in Oberfranken fuhr in 2020 von der Wache Schlüsselfeld aus über 1.600 Krankentransporte und über 900 Notfall-/Notarzteinsätze. Insgesamt wurden dafür fast 120.000 Kilometer zurückgelegt. "Zu den eigentlichen Fahrten kamen noch die Komplettreinigung und Desinfektion der Fahrzeuge hinzu, die nach jeder Verdachtsfahrt vorgenommen wurde. Und auch die Arbeit mit Maske und kompletter Schutzausrüstung ist körperlich anstrengender", so Rettungsdienstleiter Thomas Roschmann.
Im Bereich der Kindertageseinrichtungen gab es trotz Corona eine stabile Entwicklung der Kinderzahlen, so konnte im Waldkindergarten Schlüsselau die Zahl der Kinder seit dem Start 2019 verdreifacht werden, im laufenden Jahr wird der Freiluftkindergarten dann voll ausgelastet sein. Ein Leuchtturmprojekt für den Regionalverband Oberfranken ist der Bau der ersten Johanniter-Kindertagesstätte in Bamberg, der 2020 begonnen wurde. Die ersten Kinder werden im September 2021 einziehen.
Stark gewachsen ist im vergangenen Jahr in Oberfranken der Bereich Schulbegleitung, obwohl in den vergangenen Monaten coronabedingt eine Betreuung in vielen Fällen nicht möglich war. Ausfallen mussten in 2020 alle Angebote der Ferienbetreuung. Auch Lacrima, das Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche in Oberfranken konnte im vergangenen Jahr nicht wie gewohnt für die Betroffenen da sein. Präsenztermine konnten so gut wie nicht stattfinden. Über Onlinetreffen und Bastelpakete wurde der Kontakt zu den Gruppen aber dennoch aufrechterhalten. Das Projekt Lesehunde ist im vergangenen Jahr hingegen gewachsen – trotz monatelanger coronabedingter Pause: Inzwischen sind die oberfränkischen Teams an neun Schulen in der Region im Einsatz, wenn es Corona zulässt.
Auch der Bereich Hausnotruf musste in der Pandemiezeit neue Wege gehen. Um einen Geräteanschluss ohne persönlichen Kontakt zu ermöglichen, werden die Hausnotrufgeräte per Paket versandt und die Installation telefonisch begleitet. Aktuell betreuen die oberfränkischen Johanniter fast 1000 Hausnotrufkunden.
Der Linienfahrdienst der oberfränkischen Johanniter war 2020 auf 30 festen Linien in Scheßlitz, Himmelkron, Kronach, Burgkunstadt und seit November erstmals auch in Bamberg unterwegs. Insgesamt wurden dabei über 870.000 Kilometer zurückgelegt und 270 Kinder und Erwachsene regelmäßig zu Förderstellen, Werkstätten und Schulen transportiert. Im Patientenfahrdienst gab es im Jahr 2020 deutlichen Zuwachs: Durchgeführt wurden rund 22.300 Fahrten, im Vorjahr waren es ca. 16.700.
Jürgen Keller, der als neuer Dienststellenleiter seit September des vergangenen Jahres für die 450 haupt- und ehrenamtliche Johanniter-Mitarbeiter in Oberfranken zuständig ist, zieht trotz Coronakrise eine positive Bilanz für das Jahr 2020: „Wir wollen den Standort Oberfranken weiterentwickeln und dabei sind wir auf einem guten Weg. Die Corona-Krise hat uns auch gezeigt, dass wir auf Herausforderungen schnell und flexibel reagieren können, deshalb schaue ich zuversichtlich in die Zukunft“, so Keller. „Mein besonderer Dank geht an unsere Ehrenamtlichen vor allem aus dem Bereich Bevölkerungsschutz, die sich im Krisenstab, aber auch im Corona-Testzentrum in Scheßlitz eingebracht haben“, ergänzt der 55-Jährige. „Ohne das Ehrenamt wäre eine solche Krise, wie wir sie aktuell erleben, nicht zu bewältigen.“