09.12.2024 | Johanniter-Schwesternschaft e.V.

Worte zum Advent 2024

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Liebe Johanniterschwestern und Johanniter,

nun haben die Weihnachtmärkte wieder geöffnet, obwohl sie Adventsmärkte heißen müssten. Denn Weihnachten feiern wir erst ab dem 25. Dezember. Ich finde es schade, dass wir somit sprachlich diese besondere Zeit unterschlagen. Denn diese Zeit will uns ja helfen, sich innerlich auf das große Fest vorzubereiten. Sei es drum. Ich freue mich, dass nun die Innenstädte wieder im Lichterglanz erstrahlen, und ich spüre, dass dies meiner Seele und meinem Geist guttut. Menschen treffen sich an Ständen und genießen es, im Gespräch bei einem Glühwein oder Bratwurst sich auszutauschen. Und mir wird bewusst, wie wichtig diese Augenblicke in unserem Leben, besonders im Alltag für uns sind. Und mir fällt auf, dass die „Handys“ mehr in der Hosentasche oder wo auch immer bleiben, als dass sie ihren dominanten Platz in der Hand haben. Und das lässt mich hoffen, dass auch der „moderne Mensch“ die persönliche Begegnung braucht und auch sucht. Apropos Hoffnung!

„Der Advent ist der Beginn einer Hoffnung, die in den Herzen der Menschen wachsen will.“ Dieser Satz des Kultursphilosophen Hans Urs von Balthasar erinnert mich daran, dass gerade die Hoffnung, neben der Kraft des Vertrauens, mich mit dem Leben immer in Verbindung halten will. Gerade für uns als Johanniter ist diese „Vitalbindung“ von größter Bedeutung, weil wir täglich Menschen begegnen, die sich durch ihre Lebenssituation vom Leben abgeschnitten fühlen. Durch eine Erkrankung, durch Trauer und Enttäuschung wird diese „Vitalbindung“ unterbrochen. Und in dieser herausfordernden Situation wollen wir uns rufen lassen, diesen Menschen beizustehen. Und gemeinsam wollen wir daran arbeiten, dass diese Bindung zum Leben, Hoffnung genannt, wieder aufgebaut wird, jeder mit seinen Möglichen, jede mit ihren Fähigkeiten. Und da kommt für mich die Adventszeit als Vorbereitungszeit ins Spiel. In unseren Einrichtungen bereiten wir ja die uns anvertrauten „Herren Kranken“ auf das Alltagsleben wieder vor bzw. dass sie am Alltagsleben wieder teilnehmen können.
Der Advent erinnert uns daran, dass Gott sich nicht nur in einer einmaligen Zeit und an einem einmaligen Ort in unsere Welt begeben hat – in der Krippe von Bethlehem – sondern dass er auch heute, hier und jetzt, sei es Berlin, Stendal, Bonn oder Bad Oeynhausen, wo ich nun gerade sitze und diese Gedanken niederschreibe, in unseren Herzen geboren werden möchte. Und vielleicht steckt gerade in dieser so besonderen adventlichen Zeit die Sehnsucht in uns nach einer Gewissheit, dass unsere Hoffnung auf ein gutes und erfülltes Leben nicht eine bloße Illusion ist, ausgelöst durch die „Dunkelheiten unserer Zeit“, wie sie in der Ukraine seit langer Zeit nun jeden Tag erlebt wird, oder im Nahen Osten, oder in unserem kleinen Lebensalltag, ausgelöst durch Krankheit, Enttäuschungen und Trauer. Advent lädt uns ein, dass wir uns nicht nur äußerlich vorbereiten, sondern ebenso innerlich, vom Herzen her: unser Herz für das Licht zu öffnen, dass in der Dunkelheit aufleuchten will. Advent will eine geistig-geistliche Übung sein, unser Leben so offenzuhalten, dass Gott, der sich im Kind von Bethlehem auf dem Weg zu uns gemacht hat, wieder neu in uns geboren werden kann. Und somit auch die Hoffnung jeden Tag wieder in uns neu geboren werden kann, damit wir als Johanniter die nötige Kraft finden für unsere Aufgaben. Und wichtig ist: dass wir uns untereinander und miteinander einüben helfen in dieser lebendigen Hoffnung, die den Namen Jesus Christus trägt. Unsere lebendige Hoffnung, die wir in diese angefochtene Welt hineintragen wollen, lebt aus der Kraft des Vertrauens, dass dieser Gott in unseren Herzen seinen Platz haben will. Er ist selbst Mensch geworden. Er weiß also um unsere Sehnsüchte, dass es gerecht in dieser Welt zugehen möge; dass wir einander beistehen sollten. Oder wie es bei dem Propheten Sacharja heißt: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“ Diese Gewissheit, diese Hoffnung wollen wir weitertragen, damit die Dunkelheiten unserer Zeit nicht das letzte Wort behalten, sondern das Licht des Lebens.

In Japan gibt es ein wunderbares Sprichwort, dass auf beeindruckende Weise das Wesen der Hoffnung beschreibt: „Das kleinste Teelicht ist stärker als die größte Dunkelheit.“ Lasst uns, gerade in der Adventszeit darin einüben, dieses Licht der Hoffnung in unseren Einrichtungen zum Leuchten zu bringen; für die uns anvertrauten „Herren Kranken“, aber auch für uns in unseren täglichen Begegnungen.

Uns allen wünsche ich eine gesegnete Adventszeit 2024.

Bernd Kollmetz, Fördermitglied der Schwesternschaft und 
Seelsorger in den Johanniter-Ordenshäusern Bad Oeynhausen