Nach der Schule auf dem FSJ-Testfeld ausprobieren
Wie der Nienburger Gregor Wahner seinen Freiwilligendienst bei den Johannitern erlebt: Erste-Hilfe-Kurse, Schnupperschicht in der Rettungswache und vor allem eine tolle Gemeinschaft.
Noch als Oberstufenschüler war sich Gregor Wahner sicher, dass er die Sache mit dem Präsentieren ganz gut hinbekäme. „Reden vor Leuten war kein so großes Problem für mich. Dachte ich jedenfalls“, sagt der heute Zwanzigjährige. Seit er ein Freiwilligendienstleistender bei den Johannitern im Ortsverband Landesbergen ist, weiß er: „Da war schon noch etwas Luft nach oben.“ Gregor ist unter anderem als Erste-Hilfe-Trainer im Einsatz und bringt heute Jugendlichen, am nächsten Tag womöglich gestandenen Industriearbeitern das Einmaleins der lebensrettenden Sofortmaßnahmen bei. Das habe bei ihm persönlich dann doch neue Maßstäbe gesetzt. Was er als Kursleiter weitergibt, kann im Notfall Leben retten. Die anfangs noch vorherrschende Nervosität sei rasch verschwunden, findet Gregor. Und diese neue Selbstsicherheit helfe ihm auch bei seiner Berufswahl. Das FSJ als persönliches Testfeld nutzen – so ähnlich könnte es auch für viele junge Menschen laufen, die in den nächsten Wochen ihre Abiturprüfungen absolvieren.
Ein Bundesfreiwilligendienst (BFD) oder Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) dient der beruflichen Orientierung. Der wichtigste Unterschied zwischen beiden Spielarten: Ein FSJler darf höchstens 27 Jahre alt sein; das BFD indes steht allen Altersgruppen offen. Gemeinsam ist den Freiwilligendienstleistenden, dass sie ein bis eineinhalb Jahre ihres Lebens in den Dienst der Gemeinschaft stellen. Und sich in einem sie interessierenden Feld ausprobieren dürfen. Gregor, aufgewachsen in Celle und voriges Jahr nach Nienburg gezogen, kam zur Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. (JUH). „Ich wollte etwas mit Menschen zu tun haben. Ihnen etwas beibringen zu können, finde ich total spannend.“ Seinen ursprünglichen Plan, sofort nach der Schule bei der Polizei einsteigen zu können, musste der Nienburger kippen. Ihm fehlte das Abitur. Doch in Gregors Fall – und das gilt auch für viele andere Schulabgänger – wird sein FSJ als praktischer Teil der Fachhochschulreife anerkannt. Nach dem Freiwilligendienst soll es dann klappen mit ihm und der Polizei in Nienburg. Die Karten dafür hat der junge Mann mit dem Freiwilligendienst zu seinen Gunsten neu gemischt.
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http://fsj-hannover.de/
Mehrere Kurse leitet Gregor in jedem Monat. Mit Lehrgängen, Pädagogikseminaren und einer von Mentoren begleiteten Praxisphase holte ihn der Johanniter-Ortsverband Landesbergen ins Erste-Hilfe-Thema. Gregor ist noch bis Anfang August Freiwilligendienstleistender – und er wird auch danach dem Landesberger Team aus Erste-Hilfe-Trainerinnen und -Trainern angehören. Auch seine Nachfolgerin oder Nachfolger werde diese Gemeinschaft erleben dürfen, verspricht Gregor. Kurse vorbereiten, in der Verwaltung helfen, auch den ein oder anderen Sanitätsdienst begleiten – die Aufgabenvielfalt ist groß. Das FSJ gefalle ihm, sagt Gregor. So sehr, dass er für einen Moment über einen Berufswechsel in den Rettungsdienst nachgedacht habe. „Ich habe sogar eine Schnupperschicht in einer Rettungswachse begleiten dürfen. Das war richtig cool.“ Diesen Weg beschritt konsequent Gregors Vorgängerin Lisa Schmauder. Sie hörte im vergangenen Spätsommer als Freiwilligendienstleistende auf, blieb aber als ehrenamtliche Erste-Hilfe-Trainern bei der JUH. Und sie lässt sich derzeit bei den Johannitern zur Notfallsänitäterin ausbilden. Gregor ist bei seinem Berufswunsch geblieben und hat sich jetzt bei der Polizei beworben. Sein FSJ zieht er durch und sammelt alle Erfahrungen, die er bekommen kann.
„Kritik auch mal annehmen können und sich auf Neues einlassen; das würde ich meinem Nachfolger auf jeden Fall empfehlen.“ Mehr Voraussetzungen, vom Führerschein einmal abgesehen, seien gar nicht so entscheidend. Und dann ist da noch das Feedback, das Gregor oft nach Abschluss eines Kurstages von seinem Publikum bekommt. „Meistens positiv, weil die Teilnehmenden Neues lernten.“ Gregor hat wie jeder Erste-Hilfe-Trainer einen Rahmenplan für seine Ausbildungsinhalte. Er setzt Schwerpunkte, je nach Wissensstand und Wünschen einer Gruppe. „Mir ist beispielsweise wichtig, dass die Unterschiede zwischen einem Herzinfarkt und einem Schlaganfall klar sind.“ Und wenn Ersthelfende solche Symptome erkennen und unter der Nummer 112 der Leitstelle nennen können, verbessert das die Überlebenschancen. All das ist Fachwissen, das Gregor in seine künftige Berufsausbildung mitnehmen wird. „Ich bin da ganz positiv“, sagt Gregor.