Myanmar: Ein Jahr nach dem Putsch
Die Zahl der Bedürftigen hat sich seit dem Putsch vervierfacht. Die Johanniter leisten Hilfe unter erschwerten Bedingungen.
Am 1. Februar 2021 hat die Militärjunta in einem Putsch die Macht in Myanmar übernommen. Seitdem befindet sich das Land in einer sich immer schneller drehenden Abwärtsspirale. ´
'Ein Viertel der Bevölkerung - rund 14,4 Millionen Menschen - werden in diesem Jahr von humanitärer Hilfe abhängig sein', prognostiziert das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UNOCHA) in seinem neuesten Bericht. Ein Jahr nach der Machtübernahme hat sich damit die Zahl der Bedürftigen von rund 3 Millionen im Jahr 2021 fast vervierfacht.
Gründe dafür sind die wirtschaftliche Instabilität, COVID-19, eskalierende Konflikte und vor allem eine enorme Nahrungsmittelkrise. “Durch die zunehmende Gewalt und die Vertreibung der Bevölkerung können die Menschen keine Nahrungsmittel mehr anbauen”, sagt Holger Wagner, Programmleiter bei der Johanniter-Auslandshilfe. “Für 13 Millionen Menschen droht eine Hungersnot.”
Die Johanniter sind seit 14 Jahren im Land tätig und und unterstützen vor allem in den Gebieten mit ethnischen Minderheiten, wie Karen, Chin und Shan State die Bevölkerung. Hier kommt es seit Wochen zu schweren Kämpfen zwischen oppositionellen Gruppen und dem Militär. “Häuser werden niedergebrannt, Menschen verhaftet. Rund 200.000 Vertriebene sind in die Grenzregion zu Thailand geflohen oder verstecken sich in den Wäldern. Hier leben sie unter schwierigsten Bedingungen”, so Wagner weiter. “Sie zu erreichen wird mit jedem Tag schwieriger. Trotz allem tun unsere Partner ihr Bestes, um sie mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen.”
Nothilfe für Vertriebene
So haben die Johanniter im Januar dieses Jahres Nothilfe für Vertriebene in der Region der Karen geleistet, die aufgrund von Kämpfen ihre Dörfer verlassen mussten. „Zusammen mit unseren Partnern konnten wir die Betroffenen mit Lebensmitteln, Wasser und Plastikplanen versorgen. Zudem wurden Kranke und Verletzte medizinisch versorgt“, berichtet Wagner weiter.
Lebensgrundlage sicherstellen
Und auch in den anderen Projektregionen können die Johanniter die Gemeinden bei der Sicherung ihres Lebensunterhalts unterstützen. „Dank dem Aussetzen von Kampfhandlungen in einigen unserer Projektgebiete, konnten die Bauern den reifen Mais ernten. Dieser ist die Haupteinnahmequelle und der Lebensunterhalt der Menschen in dieser Region“, freut sich Helen Guillermo, Johanniter-Landesbüroleiterin für Myanmar.
Sorge um die Sicherheit der Mitarbeitenden und Partner
Neben der humanitären Not der Bevölkerung sorgen die Johanniter sich aber vor allem um die Sicherheit ihrer Mitarbeitenden. „Sie berichten mir davon, wie unsicher sie sich fühlen. Sie können ihr alltägliches Leben nicht mehr wie gewohnt verbringen und leiten unter ständiger Angst verhaftet zu werden“, so Holger Wagner weiter. „Trotz allem haben sie sich entschieden, in der gegenwärtigen Situation weiter vor Ort alles zu tun, um den Menschen zu helfen. Dafür gebührt ihnen der größte Respekt.“
Über die Johanniter-Auslandshilfe
Die humanitäre Hilfe im Ausland ist eine satzungsgemäße Aufgabe der Johanniter-Unfall-Hilfe. Sie wird durch die Johanniter-Auslandshilfe umgesetzt. In 11 Länderbüros und in Berlin arbeiten mehr als 280 internationale und lokale Mitarbeitende. Die Johanniter sind seit 14 Jahren in Myanmar tätig und unterstützen vor allem in den Gebieten mit ethnischen Minderheiten, wie Karen, Chin und Shan State, die Bevölkerung.
Hinweis an Redaktionen:
Johanniter-Mitarbeitende in Berlin und Myanmar stehen für Interviews zur Verfügung.