05.11.2021 | Regionalverband Oberfranken

„Man bekommt viel zurück“

Die 23-jährige Alica Frerichs und die 25-jährige Alexandra Zwosta haben sich zur Rettungssanitäterin weitergebildet und sind nun ehrenamtlich im Landkreis Bamberg im Einsatz

Die Rettungssanitäterinnen Alica Frerichs (links) und Alexandra Zwosta im Gespräch.
Alica Frerichs (links) und Alexandra Zwosta engagieren sich ehrenamtlich im Rettungsdienst – neben Studium und Beruf.

Die Motivation ist bei beiden die gleiche: Sie wollen anderen helfen, sich sozial einbringen. Alica Frerichs und Alexandra Zwosta haben dafür einen besonderen Weg eingeschlagen. Neben ihrem eigentlichen Beruf beziehungsweise ihrem Studium haben sie sich zur Rettungssanitäterin weitergebildet und sind nun ehrenamtlich im Bereich Krankentransport und Rettungsdienst bei den oberfränkischen Johannitern im Einsatz. Kein leichter Job, aber einer der Sinn macht: „Klar muss man dafür gemacht sein, aber es sollten mehr Leute mal in diesen Bereich reinschnuppern. Es ist eine sehr dankbare Aufgabe und man bekommt viel zurück“, so die 23-jährige Alica Frerichs. Sie arbeitet hauptberuflich als Heilerziehungspflegerin: „Ich habe damit meinen Traumjob gefunden und liebe die pädagogische Arbeit, aber das Medizinische hat mir dabei gefehlt.“

Die frischgebackene Rettungssanitäterin engagiert sich bereits seit Langem ehrenamtlich bei den Johannitern. Sie hat eine Ausbildung zur Erste-Hilfe-Trainerin und Sanitätshelferin gemacht und war in den vergangenen Jahren regelmäßig bei Sanitätsdiensten und als dritte Person auf dem Krankentransport- oder Rettungswagen im Einsatz. Auch Alexandra Zwosta hält als ehrenamtliche Erste-Hilfe-Trainerin bereits seit drei Jahren Kurse bei den oberfränkischen Johannitern und hat sich vor allem im Sanitätsdienst mit Engagement und in vielen Stunden ehrenamtlich eingebracht, um bei Veranstaltung im Notfall Erste Hilfe zu leisten. In den vergangenen Monaten haben die beiden viel Zeit investiert, um sich darauf aufbauend zur Rettungssanitäterin weiterzubilden und damit neue Aufgaben übernehmen zu können. Insgesamt 520 Stunden haben sie in Lehrgängen und bei Praktika im Klinikum Bamberg und in der Rettungswache Schlüsselfeld verbracht. Absolutes Neuland war dabei für beide die Arbeit im Krankenhaus, wo sie in verschiedenen Abteilungen wie der Geriatrie oder der Kinderintensivabteilung im Einsatz waren. Besonders spannend war für beide die Zeit in der Notaufnahme: „Die andere Seite kennen wir beide schon. Wir waren schon dabei, wenn Patienten zum Klinikum gebracht wurden, aber jetzt haben wir auch erlebt, was im Anschluss passiert, wie es mit den Patienten weitergeht und wie in der Notaufnahme gearbeitet wird.“

Ihre Prüfung haben beide im ersten Anlauf bestanden – trotz Doppelbelastung. Die 25-jährige Alexandra Zwosta ist gelernte Laborantin und studiert aktuell Biologie in Erlangen, parallel dazu hat sie für die Prüfung zur Rettungssanitäterin gelernt: „Ich bin jemand, der immer etwas Neues lernen will.“ Natürlich ist die Zeit für das Ehrenamt da manchmal knapp, aber verzichten wollen die beiden Frauen darauf auf keinen Fall. Denn nach der erfolgreich absolvierten Prüfung können die beiden nun neue Aufgaben auf der Rettungswache Schlüsselfeld übernehmen. Beim Krankentransport sind sie als Beifahrer für die Betreuung des Patienten zuständig, dazu gehört es zum Beispiel auch, im Extremfall lebensrettende Maßnahmen einzuleiten. Bei einem Rettungseinsatz assistieren sie dem Notfallsanitäter bei der Versorgung des Patienten: Dazu gehört es zum Beispiel die Vitalfunktionen des Patienten zu überwachen, Patienten zu beatmen oder Patienten und deren Angehörige psychisch zu betreuen.  Alica Frerichs hat inzwischen außerdem auch die Fahrberechtigung für Einsatzfahrzeuge erworben, sodass sie zusätzlich als Fahrerin von Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeug eingesetzt werden kann.

Natürlich erleben die Retterinnen dabei auch herausfordernde Situationen, „die einen es erst richtig schätzen lassen, dass man selbst gesund ist“, so Alica Frerichs. Um solche Einsätze zu verarbeiten, werden sie im Team besprochen. Der Austausch ist wichtig, auch wenn vieles nach einiger Zeit zur Normalität wird. Und wenn die Belastung zu hoch wird, dann gibt es noch die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV), an die sich auch Einsatzkräfte wenden können. 

Thomas Roschmann, Rettungsdienstleiter bei den Johannitern in Oberfranken, freut sich, dass die beiden sich für die Ausbildung zur Rettungssanitäterin entschieden haben: „Das Ehrenamt spielt auch im Rettungsdienst eine wichtige Rolle. In Bayern müssen wir eine Beteiligung von 18 % im Rettungsdienst durch Ehrenamtliche leisten. Und auch im

Katastrophenschutz wird immer ehrenamtliches Personal gesucht. Ohne dieses Engagement können Einsätze wie die Flutkatastrophe im Ahrtal nicht bewältigt werden. Darum bin ich froh über jeden, der sich in diesem Bereich einbringen möchte.“ Dieser ehrenamtliche Einsatz wird auch durch den Verband gefördert: Die Johanniter haben die Kosten der Ausbildung und die Organisation der Praktika für die beiden jungen Rettungssanitäterinnen übernommen. Das Team aus Ehren- und Hauptamtlichen auf der Rettungswache Schlüsselfeld wird damit noch ein bisschen jünger und weiblicher. „Inzwischen sind fast die Hälfte unseres Teams Frauen. Jeder hat seine Stärken und Schwächen, das ist nicht geschlechter-, sondern personenspezifisch. Und bei vielen Einsätzen ist es gut, ein gemischtes Team im Einsatz zu haben.“ Auch unter den Bewerbungen, die Thomas Roschmann erhält, sind immer mehr Frauen, von alten Klischees sollte man sich also dringend verabschieden, finden auch Alica Frerichs und Alexandra Zwosta: „Dass der Rettungsdienst ein Männerjob ist, ist eigentlich kein Thema mehr. Und das sollte ja heute auch so sein. Entscheidend ist, dass das Team passt und die Stimmung gut ist.“