Kölner Johanniter klären Vorwürfe auf
Keine Hinweise auf "rechte Strukturen" im Rettungsdienst – Fehlverhalten Einzelner hat Konsequenzen – Künftig mehr Präventionsarbeit
Die Johanniter haben heute mit dem Prüfbericht eines unabhängigen Expertenteams transparent über die Untersuchung anlässlich der Vorwürfe eines ehemaligen Rettungsdienst-Mitarbeiters aus Köln informiert.
Die Untersuchung
Die Experten von Guttmann Communications hatten von den Kölner Johannitern den Auftrag erhalten, die Vorwürfe so weit wie möglich aufzuklären, zu analysieren und einzuordnen sowie Empfehlungen zu erarbeiten. "Wir waren bestürzt über die Vorwürfe. Das darin beschriebene Verhalten ist absolut unvereinbar mit den Werten der Johanniter", sagt Udo Schröder-Hörster, Landesvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe in Nordrhein-Westfalen. "Natürlich wollten wir diese Vorwürfe zügig, sorgfältig und unabhängig aufklären."
"Dies war umso wichtiger, als die weit überwiegende Zahl der Johanniter-Mitarbeitenden eine hervorragende, engagierte Arbeit leistet – oft unter schwierigen Bedingungen", ergänzt Marius Mainzer, Regionalvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe Köln/Leverkusen/Rhein-Erft.
Keine Hinweise auf rechte Strukturen
Der wichtigste Befund des Abschlussberichts: "Es gab und gibt keine Hinweise auf rechtsradikale Strukturen und/oder systematische Fremdenfeindlichkeit in der Rettungswache der Johanniter", sagt Micha Guttmann, Rechtsanwalt und Compliance-Experte. "Aber wir konnten mit unserer Untersuchung einige der Vorwürfe bestätigen. 2020 gab es erhebliche Missstände in der Führung der Mitarbeitenden, in der Kommunikation und in ihrer Unterbringung. Strukturelle Ursachen begünstigten das Fehlverhalten einzelner Mitarbeitender. Die negativen Rahmenbedingungen sind ausdrücklich keine Relativierung oder Entschuldigung für dieses Fehlverhalten, aber Bestandteil einer umfassenden Erklärung", so Micha Guttmann.
Die schweren Vorwürfe des ehemaligen Mitarbeiters der Johanniter Köln zu systematischem Rassismus und einer angeblichen schlechteren medizinischen Behandlung von Patienten haben sich im Ergebnis intensiver Recherche ausdrücklich nicht bestätigt. Für mehrere Vorwürfe wurden jedoch durch die unabhängige Untersuchung Indizien und Beweise ermittelt, etwa eine inakzeptable, herabwürdigende Alltagssprache, inakzeptable Einträge in einen Wandkalender zur Provokation eines Kollegen, desolate provisorische Räumlichkeiten und eine extrem angespannte Atmosphäre in einem gestressten Team, dessen Mitglieder ihre Führung als abwesend wahrnahmen.
Ursachen und Konsequenzen: Prävention stärken
Als ein Ergebnis der Untersuchung haben die Kölner Johanniter einen Mitarbeitenden freigestellt; er arbeitet nicht mehr für die JUH. Ferner wird es ab 2023 Fortbildungen im Themenfeld interkulturelle Kompetenz, gewaltfreie Kommunikation und Konfliktmanagement geben.
"So muss künftig die Vermittlung eines klaren Verhaltenskodexes und der JUH-Werte noch stärker in den Fokus genommen werden. Der Weg mit einer neuen Führungsstruktur, mehr interner Kommunikation und Wertschätzung, den der neue Regionalvorstand eingeschlagen hat, zeigt hier erste deutliche Erfolge, was sich auch in der positiven Resonanz der Mitarbeitenden widerspiegelt", sagt Micha Guttmann.
"Gerade vor dem Hintergrund der Untersuchungsergebnisse zu 2020 ist es uns sehr wichtig, unsere Mitarbeitenden in diesem Prozess mitzunehmen und sie zu sensibilisieren und zu stärken", erklärt Marius Mainzer.
"Wir arbeiten darüber hinaus daran, den zukünftigen Umgang mit möglichen Vorfällen zu optimieren. Mit dem neuen JUH-weiten Hinweisgebersystem werden wir die Meldewege vereinfachen und sicherstellen, dass alle Hinweise konsequent untersucht werden", erläutert Udo Schröder-Hörster. Weitere Maßnahmen habe der JUH-Bundesverband mit Sitz in Berlin angekündigt.
Die Veränderungen, an denen die Johanniter mit großer Energie arbeiten, seien allerdings für eine lernende Organisation eine Daueraufgabe. Dass der Bericht substanzielle Verbesserungen der Situation seit Amtsantritt des jetzigen Regionalvorstands aufführt, bestätigt die Johanniter darin, den eingeschlagenen Kurs konsequent fortzusetzen, so Udo Schröder-Hörster.