26.04.2018 | Johanniter-Kindertageseinrichtung Regenbogen

Kinder leben Demokratie

In der Johanniter-Kita Regenbogen entscheidet die Kinderkonferenz mit

Die Kinderkonferenz entscheidet mit und präsentiert ihre Wunschzettel: (v.l.). Finn (6), Lucie (6), Yasemin (5); hinten: Benedikt (4), Lasse (4) und Marion Gurcke. Nicht mit dabei: das sechste Mitglied der Kinderkonferenz Mert (5)

„Kinder an die Macht“, sang Herbert Grönemeyer 1985. In der Johanniter-Kita in Schlangen haben sich Leiterin Marion Gurcke und ihr Team den Liedtext zu Herzen genommen: Seit einem Jahr gibt es dort die Kinderkonferenz. „Die Konferenz ist sozusagen das Parlament unserer Kita“, erklärt Marion Gurcke lachend. Sechs Kinder nehmen als Vertreter an der Kinderkonferenz teil und die kleinen Parlamentarier sprechen hier ein großes Wort mit, wenn es um die Belange der 90 Kinder in der Kita Regenbogen geht.

„Partizipation, Demokratieverständnis und soziale Werte sind für uns Johannitern in unseren Kindertagestätten wichtige Themen, die wir schon früh den uns anvertrauten Kindern vermitteln wollen“, erklärt Matthias Schröder, Vorstand des Johanniter-Regionalverbandes Lippe-Höxter. So können zum Beispiel die Kinder in den Johanniter-Kitas oftmals wählen und abstimmen, welches Essen es in den folgenden Tagen geben soll. „Das sie das Recht haben, mitbestimmen zu können, aber auch das Erlebnis, dass sie von einer Mehrheit überstimmt werden und ihren Willen nicht durchsetzen können, sind wichtige Erfahrungen, die die Kinder bei solchen Partizipationsangeboten machen“, so Schröder.

In der Schlänger Kita Regenbogen wird Partizipation durch die Kinderkonferenz gelebt. Pro Kindergarten-Gruppe wurden zwei Vertreter in die Konferenz gewählt „Natürlich in geheimer Wahl, wie sich das für eine gute Demokratie gehört“, betont Leiterin Marion Gurcke. Da die Kinder noch nicht lesen können, wurden für die Abstimmung Bilder der Kandidaten statt Wahlzettel genommen. „Jedes Kind hat genau eine Holzmurmel bekommen, ist damit allein in den Abstimmungsraum gegangen und hat die Murmel in das Schälchen seines Kandidaten geworfen“, erklärt Gurcke den Wahlvorgang.

Seit einem Jahr trifft sich die Kinderkonferenz regelmäßig alle zwei Monate. Und was wird dort besprochen? „Wir haben Regeln für das Regenbogen-Land aufgestellt“, lautet wie aus der Pistole geschossen die Antwort der Kinder. Das Regenbogen-Land ist ein spezieller und von den Kindern sehr geliebter Spielbereich in der Kita. „Wir dürfen keine anderen Kinder ärgern oder ihnen Spielsachen wegnehmen. Es dürfen nur sechs Kinder dort gleichzeitig spielen und wenn wir nicht mehr spielen möchten, räumen wir unser Spielzeug wieder weg“, zählt Yasemin (5) einige der selbstaufgestellten Regeln auf. „Und wir müssen dort leise sein. Aber das fällt mir schwer“, ruft Finn (6) dazwischen.

„Wenn die Kinder selbst Regeln aufstellen, hat das eine ganz andere Wirkung, als wenn wir Erzieher die Kinder ermahnen“, berichtet Marion Gurcke von ihren positiven Erfahrungen. Plötzlich achten die Kinder selbst darauf, dass die Regeln eingehalten werden. Und wenn neue Kinder kommen, werden sie prompt über die Regeln aufgeklärt. „Wenn Kinder in Entscheidungsprozesse involviert werden, fühlen sie sich verantwortlich und lernen auch, mit dieser Verantwortung umzugehen“, so Gurcke.

Aber nicht nur um strenge Regeln und Vorschriften geht es bei der Kinderkonferenz. Zum einjährigen Bestehen stand ein Thema auf der Tagesordnung, dass nicht nur Kinderaugen zum Leuchten bringt: Wünsche! Die sechs Gruppensprecher durften sich Spielgeräte wünschen, die für die Kita angeschafft werden sollen, und diese Wünsche auf einen Wunschzettel festhalten. Tassen für die Puppenküche, Ampeln und Verkehrsschilder für die Bobbycar-Rennstrecke oder Decken-Schaukeln für die Turnhalle: Die gebastelten Wunschzettel werden immer länger und bunter. Die Wünsche werden jetzt den anderen Kindern vorgestellt und dann dürfen alle darüber abstimmen, welches Spielgerät gekauft wird. „Natürlich wieder in freier und geheimer Wahl!“, verspricht Marion Gurcke.