Kampfmittelbeseitigung Göttingen: Helferschaft aus Harz-Heide beim Großeinsatz der Johanniter dabei
Die Hilfsorganisation unterstützte mit vielfältigen Aufgaben – auch mit 28 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aus dem Regionalverband Harz-Heide
Göttingen/Braunschweig. Mit insgesamt 150 Helfern im Zweischichtsystem waren Johanniter aus den Ortsverbänden Holzminden, Northeim, Einbeck, Bad Gandersheim und Hildesheim sowie Braunschweig, Celle, Salzgitter und Uelzen von Freitagmittag bis Sonntagmittag in Göttingen im Einsatz. Aufgrund von vier Bombenfunden aus dem Zweiten Weltkrieg in der Innenstadt mussten etwa 8.300 Personen evakuiert werden. Alle vier Blindgänger wurden in der Nacht zu Sonntag kontrolliert gesprengt.
Die Regionalbereitschaft der Johanniter in Südniedersachsen übernahm mit Unterstützung von Kollegen aus dem Regionalverband Harz-Heide die Betreuung von Evakuierten im Felix-Klein-Gymnasium. Der Aufbau der Unterkunft begann bereits am Freitagnachmittag. Die Schule bot Platz für bis zu 700 Personen inklusive ihrer Haustiere. Die Unterbringung erfolgte grundsätzlich pandemiegerecht nach Hygienekonzepten, die vom Gesundheitsamt von Stadt und Landkreis Göttingen vorgegeben worden waren. Alle eingesetzten Kräfte unterzogen sich einem Corona-Schnelltest vor Einsatzbeginn, da die Gesundheit für Mitarbeitende und Gäste die oberste Priorität besaß.
Da viele Bürgerinnen und Bürger anderweitig bei ihren Familien oder in Hotels untergekommen waren, betreuten die Johanniter im Evakuierungszentrum 129 Bürger, drei Hunde und sechs Katzen. Die Helferinnen und Helfer aus dem Regionalverband Harz-Heide waren hauptsächlich im Bereich der Registrierung und Aufteilung der Gäste auf Klassenzimmer und der Bürgerinformation eingesetzt. Außerdem waren sie für die Helferverpflegung rund um die Uhr zuständig. „Es war ein besonderer Einsatz“, sagt Sven Kaspersinski, Regionalbereitschaftsführer Harz-Heide. „Nicht nur wegen der eigentlichen Situation vor Ort, sondern auch wegen der Corona-Bedingungen und der strikten Einhaltung der Hygienevorschriften. Dies erschwert den sozialen Kontakt zu den Menschen und auch manche Handreichung. Ansonsten war es aber ein nachhaltiges Erlebnis für jeden Ehrenamtlichen von uns.“ Und Verbandsführer Dirk Hoppenstedt aus dem Ortsverband Celle, der den größten Anteil am Harz-Heide-Kontingent stellte, ergänzt: „Trotz Corona, heftigen Schneefalls auf der Anfahrt und sehr wenig Schlaf – es passte einfach untereinander. Die Zusammenarbeit aller Johanniter und die Verbindung mit den Göttingern, die Dankbarkeit der Menschen lassen ein Johanniter-Herz höherschlagen.“
Die Johanniter wendeten bei dem Betrieb des Evakuierungszentrums ihre Strukturen und Abläufe für den neu aufzustellenden Betreuungsplatz 500 (BtP 500) vom Land Niedersachsen an. Mit drei taktischen Einheiten des Bevölkerungsschutzes versahen sie selbstständig folgende Aufgaben: Registratur der Gäste, Kohortenaufteilung, Infopoint, Begleitung zu den jeweiligen zugewiesenen Klassenzimmern, Einrichtung und Betrieb einer Sanitätsstation für medizinische Notfälle, regelmäßige Fußstreifen in den einzelnen Räumlichkeiten der Schule – auch als Ansprechpartner für die Sorgen und Nöte der Gäste. Dazu wurde die eigene Helferschaft verpflegt, Bürgerinnen und Bürger im Evakuierungszentrum mit Kalt- und Heißgetränken versorgt und bei der dortigen Essensausgabe unterstützt. Außerdem kümmerten sich Mitglieder der Rettungshundestaffel Südniedersachsen in der Tierbetreuungsstation um die mitgebrachten Haustiere.
Darüber hinaus transportierten die Johanniter Bewohner aus dem Evakuierungskreis, die einen liegenden oder sitzenden Transport benötigten, in die Evakuierungszentren, bei Bedarf auch in Pflegeheime oder Hotels. Zusätzlich koordinierten sie im Auftrag der Berufsfeuerwehr den Bereitstellungsraum West für die Rettungsmittel aller Organisationen.
Einsatzleiter Marc Küchemann vom Regionalverband Südniedersachsen ist mit dem Einsatz sehr zufrieden: „Dies war eine große Leistung unserer Helfer unter den besonderen Umständen in Zeiten von Corona. Auch die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Göttingen und den anderen Hilfsorganisationen lief hervorragend. Bereits in der Planungsphase über die letzten Wochen hatten schon zahlreiche Besprechungen und Abstimmungen stattgefunden, der Informationsfluss war sehr gut und es war eine große Teamarbeit.“