Johanniter starten innovatives Pflege-Projekt
"Pflege zukunftsfähig denken" in Erkelenz
Die Altenpflege in Deutschland steht vor großen Herausforderungen und steckt schon mittendrin: Demographischer Wandel und Fachkräftemangel sind nur zwei Stichworte in diesem Zusammenhang. Mit den bestehenden Strukturen, Prozessen und Vorgehensweisen sind diese Herausforderungen kaum zu lösen. Eine Chance, dem als Pflegeanbieter entgegenzuwirken, ist eine veränderte Arbeitsorganisation: schlanker, agiler, vernetzter, mit kurzen Wegen und selbst von den Mitarbeitenden organisiert.
Mit dem ersten Projekttag mit den Mitarbeitenden der Sozialstation Erkelenz ist das NRW-Pilotprojekt "SeQua – Pflege zukunftsfähig denken" mit Selbstorganisierten Quartierteams (SeQua) am 18. Januar offiziell im Regionalverband Aachen-Düren-Heinsberg gestartet. "Pflege zukunftsfähig machen" ist das übergeordnete Motto des Projekts. Die gemeinsame Vision: "Unter optimalen Bedingungen für Kunden/-innen und Mitarbeitende selbstbestimmte und qualitative Versorgung im Quartier zu gewährleisten und weiterzuentwickeln."
Engagierter Auftakt
Mit starker Beteiligung und großem Engagement der Pflegefachkräfte wurden Stärken und Schwächen der gegenwärtigen ambulanten Pflege-Arbeit diskutiert: Was läuft bisher besonders gut im Team und was nicht? Dabei war bei allen Mitarbeitenden das offene Miteinander und die gegenseitige Wertschätzung im Team spürbar. Das ist eine wichtige Grundlage und Voraussetzung für die konstruktive Zusammenarbeit im Projekt.
Im zweiten Teil der Veranstaltung näherten sich die Pflegefachkräfte den Begriffen Selbstorganisation und Quartiersorientierung – beides wichtige Leitlinien für eine neue, modernere Organisation von ambulanter Pflege vor Ort. In interaktiven Gruppen formulierten die Beteiligten Bedenken, Hoffnungen und Fragen, die in die weitere Projektgestaltung vor Ort einfließen werden.
Das nächste Treffen findet bereits Anfang Februar statt: Um die Touren zu den Patientinnen künftig selbst organisieren zu können, werden alle Mitarbeiterinnen in einem entsprechenden IT-Programm geschult. Danach stehen weitere Fortbildungen und erste konkrete Absprachen für die Neuorganisation an. Das Projekt ist bis März 2024 geplant und wird fortlaufend evaluiert.
Hintergrund: Selbstorganisierte Quartierteams
Der Einsatz von kleinen, agil arbeitenden, gut vernetzten und selbst organisierten Pflegeteams in einem räumlich engen Radius ist der Kerngedanke des Konzepts. Die Teams sind in bestimmten Aufgabenfeldern wie beispielsweise der Einsatz-, Touren-, und Urlaubsplanung selbstverantwortlich organisiert. Allem voran steht die Individualität der sogenannten "Quartierteams", deren Arbeitsmodelle je nach Kontext, Anforderungen und Bedürfnissen immer wieder neugestaltet werden können. Das Ergebnis ist eine schlankere Arbeitsorganisation, größere Agilität und somit eine größere Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit.