06.08.2024 | Regionalverband Mecklenburg-Vorpommern Südost

Internationale Gemeinschaft wünscht stärkeren Austausch mit Einheimischen

Rund 25 Flüchtlinge aus unterschiedlichen Kultur- u. Religionskreisen bewirtschaften den 600 qm großen Johanniter-Projektgarten in Neubrandenburg. Die internationalen Teilnehmer wünschen einen stärkeren Austausch mit der einheimischen Bevölkerung.

Gemeinschaftlich legen Zugewanderte und Alteingesessene mit Hilfe des Johanniter-Projektes „Welcome to the garden“ Beete an.
Gemeinschaftlich legen Zugewanderte und Alteingesessene mit Hilfe des Johanniter-Projektes „Welcome to the garden“ Beete an.

 Gemeinschaft und Gärtnern durch Johanniter-Integrationsprojekt „Welcome to the garden“ in Neubrandenburg

Wie faszinierend es sein kann, aus einem Samenkorn eine Gemüsepflanze zu ziehen und diese auch noch zu beernten, erfahren die momentan rund 25 leidenschaftlichen Hobbygärtner im Projektgarten des Kleingartenvereins „Vorderste Straße“ in Neubrandenburg. Knapp 600 qm Gartenfläche bewirtschaften sie in Zusammenarbeit mit den Johannitern. Hier werden unter anderem Tomaten, Gurken, Salate und Kräuter angebaut. Aktuell verspricht das gemeinsam angelegte Kartoffelbeet eine baldige und ertragreiche Ernte. 

 Das Besondere an dem Projekt „Welcome to the garden“ ist die Herkunft der Hobbygärtner. Alle kommen aus unterschiedlichen Kultur- und Religionskreisen, wie z.B. der Ukraine, Russland oder den arabischen Ländern, und zählen zu den Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen. Aber auch Studenten befinden sich unter den Gartenliebhabern. Wie aber gelingt der gegenseitige Austausch, wenn doch alle einen unterschiedlichen Hintergrund haben, fremde Sprachen nicht oder kaum verstehen?  „Wir reden hier miteinander auf Deutsch. Das war ein großes Anliegen von Allen, die hier mitmachen. Ihnen ist wichtig, sich hier zu integrieren. Damit das gelingt, haben sie Deutschkurse besucht und Prüfungen abgelegt“, erklärt Jannik Graf von den Johannitern, der das Projekt federführend vor Ort begleitet. 

Stärker Austausch mit Einheimischen gewünscht

Großes Interesse besteht bei den Teilnehmern nicht nur an der deutschen Sprache sondern auch an der deutschen Kultur. „Schön wäre es, wenn mehr deutsche Bürger in den Garten kommen würden“, erklärt Mahmoud, der seit einem Jahr im Garten hilft und von dem Jannik Graf sagt, er würde besser deutsch als Graf selbst sprechen. „Uns ist es wichtig, die deutsche Kultur zu verstehen und die Sprache gut zu beherrschen. Wir möchten daher auch korrigiert werden, wenn etwas nicht richtig ausgesprochen wird. Wenn mehr einheimische Hobbygärtner hier mitmachen würden und der Austausch damit noch intensiver werden kann, würde uns das sehr freuen“, so der 30-jährige

Ziel der erfolgreichen Integration in Sicht

Bei der gemeinsamen Gartenarbeit kommt der Spaß für die Teilnehmer des Johanniter-Projektes „Welcome to the garden“ nicht zu kurz.
Bei der gemeinsamen Gartenarbeit kommt der Spaß für die Teilnehmer des Johanniter-Projektes „Welcome to the garden“ nicht zu kurz.

Graf berichtet: „Die Teilnehmer kommen mit einem Lächeln in den Garten, wir reden und machen etwas zusammen. Die Integration geht in die richtige Richtung. Kürzlich sagte jemand zu mir: ´Im Garten wachsen nicht nur Pflanzen, sondern auch du und ich´. Ich finde, er hat damit absolut Recht. Unser Ziel, hier einen Ort der Begegnung und des friedlichen Miteinanders zu schaffen, an dem alle dazulernen können, ist in Sicht. Wir freuen uns über jeden Weiteren, der bei uns mitmachen möchte.“

Gemeinsame Lösungen bei kulturellen und religiösen Unterschieden

Bau der Outdoorküche
Bau der Outdoorküche

Der Respekt und das Akzeptieren der unterschiedlichen Kulturen ist unter den Migranten sehr ausgeprägt. Auch wenn es mitunter zu Vorurteilen zwischen Ukrainern und Moslems kommt, besonders wenn es um das gemeinsame Kochen geht, wird gemeinsam eine Lösung ausgearbeitet: Um zum Beispiel religiöse oder kulturelle Befindlichkeiten zu meiden, bringen muslimische Mitbürger zum gemeinsamen Grillen Hühnchen- und alle anderen Teilnehmer auch Schweinefleisch mit. Gegessen wird zusammen am großen Tisch, während man sich gleichzeitig in lockerer Atmosphäre miteinander unterhält. Auch daran ist der unbändige Wille, sich zu integrieren, andere Kulturen zu respektieren, erkennbar.

"Herzstück unseres Gartens ist die Outdoorküche, die im letzten Jahr gebaut wurde und an der noch einige Kleinigkeiten erledigt werden müssen. Hier tummelt sich unser Gärtnerleben und hier tauschen wir uns aus“, erklärt Graf. 

Als Belohnung für die Arbeit im Garten, bleibt das gemeinsame Feiern nicht aus. Bei Lagerfeuer, Spielen oder jahreszeitlichen Festen lernen sich die Teilnehmer auch abseits der Gartenarbeit besser kennen. Hin und wieder kommen Betreiber der Nachbargärten vorbei, die zu Beginn etwas Zurückhaltung zeigten. Die anfängliche Skepsis hat sich schnell gelegt, als ersichtlich wurde, dass die Migranten hier etwas bewegen und sich integrieren möchten. 

Ein Blick über den Gartenzaun führt so manches Mal bei kleinen und mittleren Gartenproblemen zu wohlwollenden Lösungsvorschlägen oder dazu, dass Einheimische den Migranten kurzerhand Gartengeräte ausleihen. Letztendlich erfreut es alle Gärtnerherzen, wenn das Gemüse im Garten wächst, es überall blüht und grünt und die Ernte eingefahren werden kann – ganz unabhängig von der Herkunft, der Kultur oder Religion aller Beteiligten.  

Jeder, der bei diesem Projekt mitmachen möchten, ist herzlich eingeladen. 
Jannik Graf ist erreichbar unter 0162 10 01 721.

 

Das Projekt wird gefördert durch das Bundeministerium des Inneren und für Heimat.

Das Projekt wird gefördert durch das Bundeministerium des Inneren und für Heimat.