Initiative „Unsere Retter in Not“ der Johanniter NRW gestartet
Experten-Befragung legt dringenden Reformbedarf in der präklinischen Notfallversorgung offen
In dieser Woche starten die Johanniter NRW ihre Initiative zur anstehenden Gesetzesreform des Rettungsdienstes in Nordrhein-Westfalen. Kern der Kampagne sind exklusive Einblicke in die Ergebnisse einer qualitativen Befragung von Blaulicht-Experten sowie einer Online-Umfrage unter JUH-Rettungskräften zu den Problemlagen und Zukunftsperspektiven des Rettungsdienstes.
Die Zeit für eine Reform des Rettungsdienstes drängt
Die befragten Expertinnen und Rettungskräfte sind sich einig: Die Zeit für Reformen in der Notfallversorgung drängt. Das System ist an der Belastungsgrenze und droht seine Leistungsfähigkeit einzubüßen. Angesichts eines ausgeprägten Fachkräftemangels, insbesondere bei Notfallsanitätern, und hoher Einsatzlast ist die schnelle und qualitativ hochwertige Rettung von Menschen in Not gefährdet. Mancher Experte ist gar der Ansicht, dass es für eine Kehrtwende in der Notfallrettung bereits zu spät ist:
„In meinen Augen greift das Sprichwort ‚5 vor 12‘ längst nicht mehr. Es ist bereits ‚15 nach 12‘. Das System kollabiert völlig“, sagt Jonas Reimann, Notfallsanitäter und ehem. Referent Rettungsdienst beim Deutschen Roten Kreuz Nordrhein.
Die Probleme sind aus Sicht der Expertinnen und Experten größtenteils hausgemacht: Das komplexe System der Notfallrettung leidet seit vielen Jahren unter zahlreichen Altlasten und Strukturproblemen, die allen Beteiligten bekannt sind. Doch durchschlagende Reformen sind bislang ausgeblieben.
Steigende Einsatzlast und Fachkräftemangel bedrohen den Rettungsdienst
Als besonders akut werden der Personalmangel bei Notfallsanitäterinnen sowie die immer weiter steigenden Einsatzzahlen betrachtet. Stefan Müller, JUH-Regionalvorstand Bergisches Land, fasst die Situation wie folgt zusammen:
„Durch steigende Einsatzzahlen ist unser Personal massiv belastet. Zusätzlich haben wir viel zu wenig Notfallsanitäter. Diese Fachkräfte fehlen uns überall im Bereich des Rettungsdienstes. Die Einsatzzahlen, die in zwölf- oder vierundzwanzig Stunden-Schichten gefahren werden, gehen immer weiter nach oben und die Belastung für die Kollegen steigt, so dass diese wirklich an der Belastungsgrenze angekommen sind. D.h. wir brauchen dringend mehr Notfallsanitäter, wir brauchen mehr Rettungsmittel, um das System vernünftig am Laufen zu halten.“
Als wesentliche Ursachen für die aktuelle Krise im Rettungsdienst führen die befragten Expertinnen und Experten mehrheitlich folgende Punkte an:
- Große Versäumnisse bei der Ausbildung von Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern seit 2014
- Mangelnde Alternativen für eine bedarfsgerechte Lenkung von Notrufpatienten
- Der Digitalisierungsstau bei der Einsatzorganisation, insbesondere in den Leitstellen
- sowie starre Strukturen und Kleinstaaterei, die eine effektive Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Berufsgruppen und Organisationen erschweren
Die Johanniter NRW greifen mit der Kampagne „Unsere Retter in Not“ die vielfältigen Probleme des Rettungsdienstes auf, lassen Expertinnen und Experten der Blaulicht-Szene sowie Rettungskräfte der Johanniter zu Wort kommen und formulieren Handlungsvorschläge und Forderungen an die Politik in Nordrhein-Westfalen.
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