05.09.2022 | Regionalverband Oberfranken

Im Notfall zur Stelle

Paula Heindel übernimmt Verantwortung: Die 25-Jährige ist ehrenamtlich als Einsatzleiterin Rettungsdienst im Landkreis Bamberg tätig – und als Frau damit immer noch eine Ausnahme

Bei größeren Notfalleinsätzen in der Region Bamberg führt seit Neuestem auch eine Frau Regie: Paula Heindel von den oberfränkischen Johannitern hat Anfang des Jahres ihre Weiterbildung zur Einsatzleiterin Rettungsdienst (ELRD) erfolgreich abgeschlossen und inzwischen auch ihren ersten Einsatz erfolgreich absolviert. Als Frau ist sie in diesem Ehrenamt in Bayern zwar schon lange nicht mehr die Einzige, aber immer noch eine Besonderheit. Für sie selbst spielt das aber keine Rolle: „Schade, dass das immer noch als Thema gesehen wird. Dabei ist der Anteil an Männern und Frauen aus meiner Sicht heute im Rettungsdienst recht ausgeglichen. Bei uns in der Rettungswache Schlüsselfeld gibt es inzwischen sogar mehr Frauen im Team.“  Am Ende macht jeder die gleiche Arbeit als Teammitglied – nicht als Mann oder Frau.

Die 25-jährige Notfallsanitäterin ist seit 2020 hauptamtlich in der Johanniter-Rettungswache Schlüsselfeld tätig, ihre Ausbildung hat sie bei den Maltesern in Würzburg gemacht. „Eigentlich bin ich eher zufällig in diesen Bereich reingerutscht“, erzählt Paula Heindel. Ursprünglich wollte sie nach der Schule ein Praktikum in einer Anästhesiepraxis machen, das hat dann aber nicht geklappt: „Ich habe dann die Praktikumsstelle im Rettungsdienst angenommen, bin dabeigeblieben und habe direkt im Anschluss die Ausbildung zur Notfallsanitäterin begonnen“. Stillstehen ist nicht ihr Ding: Neben ihrem Hauptjob absolviert die Johanniterin zurzeit ein Fernstudium Medizinalfachberufe. Dazu kommt nun auch noch der ehrenamtliche Einsatz als ELRD. „Ich finde es total interessant alle Bereiche des Rettungswesens kennenzulernen, die Zusammenarbeit mit verschiedenen Einsatzkräften hat viele Seiten und man bekommt einen weiteren Blick auf alles“, beschreibt sie ihre Motivation. „Man muss vorausschauend und strategisch denken, das ist eine neue spannende Herausforderung.“

Die junge Notfallsanitäterin teilt sich ihre neue Aufgabe mit fünf weiteren Einsatzleitern Rettungsdienst im Landkreis Bamberg, die bei Einsätzen alarmiert werden, die umfangreicher als ein alltäglicher Rettungsdiensteinsatz sind, jedoch noch deutlich unterhalb der Schwelle zum Großschadens- oder Katastrophenfalls liegen. In ihrer Funktion ist Paula Heindel unter anderem Ansprechpartnerin des Rettungsdienstes für alle am Einsatz beteiligten Kräfte wie Polizei und Feuerwehr und sie hält die Kommunikation mit der Leitstelle aufrecht. Außerdem muss sie den reibungslosen Einsatzablauf sicherstellen, die Schadenslage beurteilen und die rettungsdienstlichen Einsatzkräfte koordinieren.

„Es ist ein anspruchsvoller und vielfältiger Job, aber ich bin mir sicher, dass Paula der Verantwortung gewachsen ist und genug Durchsetzungskraft hat“, erklärt Rettungsdienstleiter Thomas Roschmann. Bei ihm hat die 25-jährige einige Wochen hospitiert, bevor es dann Anfang Juli soweit war: Ein Gasaustritt in einer Garage in Steppach war Paula Heindels erster Einsatz als ELRD. „Natürlich war ich aufgeregt. Ich bin aber sehr gut aufgenommen worden von den Einsatzkräften vor Ort, sodass der Einsatz gut lief“, erzählt die 25-Jährige. Die verständigten Feuerwehren konnten das Ausströmen des Gases eindämmen, verletzt wurde niemand. Das kann beim nächsten Mal anders aussehen, doch Paula Heindel fühlt sich gut vorbereitet: Sie hat inzwischen mehrere Jahre Erfahrung in der Notfallrettung und während der Ausbildung an der Staatlichen Feuerwehrschule Geretsried alles Wichtige über Führung, Einsatztaktik, Kommunikation und Ressourceneinsatz gelernt.

Rettungsdienstleiter Thomas Roschmann ist stolz, dass inzwischen sechs oberfränkische Johanniter ehrenamtlich als Einsatzleiter tätig sind: „Das zeigt wie engagiert und motiviert unsere Leute sind. Es ist wichtig, dass junge Leute nachrücken, bereit sind diese große Verantwortung zu tragen und sich so für die Gesellschaft engagieren. Das verdient Respekt und Anerkennung“, so Thomas Roschmann.