Große Fußstapfen
Susanne Gloe, Leiterin des Johanniter-Kinderhauses Quickelbü, geht nach 25 Jahre in Rente und übergibt den Staffelstab an ihre bisherige Stellvertreterin Anje Schott
In den Ruhestand treten, aus dem Erwerbsleben ausscheiden, in Pension gehen: Wenn ein Mensch sein berufliches Leben beendet, lässt sich dies auf viele Arten beschreiben. Aber was es wirklich bedeutet, wenn jemand eine Einrichtung verlässt, ist nicht so einfach in Worte zu fassen – und schon gar nicht, wenn dieser Jemand Susanne Gloe ist – langjährige Leiterin des Johanniter-Kinderhauses Quickelbü. 25 Jahre lang war sie in der Quickborner Kita tätig und hat dort Projekte angestoßen, stand ihren Mitarbeitenden zur Seite, war Ansprechpartnerin für Eltern und prägte mehrere Generationen von Kindern, die in die Kita gingen.
„Wir danken Susanne Gloe für ihre langjährige Treue und hervorragende Arbeit“, erklärt Peter Küpper, zuständiger Bereichsleiter der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Mit Abschluss ihrer Erzieherinnen-Ausbildung startete Susanne Gloe im Quickelbü. „Es macht uns natürlich stolz, dass sie sich so wohlgefühlt hat und uns und dem Quickelbü über all die Jahre hinweg treu geblieben ist“, ergänzt Küpper. Sie habe das Haus maßgeblich geprägt und sei ein Kompass für andere und eine kompetente Ansprechpartnerin in allen Belangen gewesen. „Wir sind sehr glücklich darüber, dass sie bereit ist, ihre Nachfolgerin bis zum Ende des Jahres einzuarbeiten.“
Anje Schott, bisher Stellvertreterin, übernimmt ihre Aufgaben als Leiterin. „Ich werde noch einige Stunden in der Woche hier sein, um meine Nachfolgerin einzuarbeiten und Konzepte fertigzustellen“, erklärt Susanne Gloe. „So kann ich auch langsam Abschied nehmen: Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich freue mich auf neue Herausforderungen und Projekte, aber es ist natürlich nicht leicht, das Quickelbü hinter mir zu lassen.“
Im Januar 1999 hatte alles begonnen: Seitdem brachte Susanne Gloe viele Projekte, Konzepte und Veränderungen auf den Weg. Dazu gehörte auch das Projekt „Weltwissen“, das sie selbst entwickelt hatte und mehrfach ausgezeichnet wurde, u.a. von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“. Das Projekt ermöglichte Kindern im letzten Kita-Jahr, eigene Fragen und Forschungsprojekte voranzutreiben und ihnen selbstständig auf den Grund zu gehen. „Gerade im letzten Kita-Jahr sind die Kinder viel offener für Ereignisse und Geschehnisse in der Welt. Und da stellen sie ganz andere Fragen als jüngere Kinder.“ Dazu gehörten auch Themen wie Krieg, Umwelt und Katastrophen, die von den Kindern bereits wahrgenommen werden. „Bei einer akuten Ölpest hatten sie Angst um die betroffenen Wasservögel und natürlich fragten sie sich, was mit ihnen passiert.“ Diese Fragen zu beantworten und ihnen Raum zu geben – und zwar durch das eigene Tun, darum ging es im Projekt „Weltwissen“. „In den Kindern wird ein Grundstock des Wissens angelegt, wie sie zu Wissen gelangen, am besten lernen, Vorteile aus sozialem Verhalten gegenüber anderen ziehen und dass es wichtig ist, Fragen zu stellen.“ Die Kinder konnten Experimente durchführen oder bei Ausflügen neue Erfahrungen sammeln. „Das Projekt war heißbegehrt. Es gab Exkursionen nach Haithabu, ins Planetarium oder auch mal in eine Zahnarztpraxis, wo die Kinder alle Geräte ausprobieren durften.“ Die Erzieherinnen und Erzieher seien dabei stets nur Begleitungen gewesen, selbsttätiges Entdecken und Ausprobieren stand im Vordergrund.
Neben der Leitung des Quickborner Kinderhauses baute Susanne Gloe die Kita Dorotheenstraße in Hamburg auf. Sie konzipierte das pädagogische Grundgerüst, setzte den Betreuungsvertrag auf und stellte das Personal ein. „Sogar die Möbel habe ich gekauft“, erklärt sie.
Einen ganzen Tag lang „feierten“ das Team und die Kinder Ende Juni den Abschied von Susanne Gloe. Im Morgenkreis wurden ihre Lieblingslieder gesungen und Blumen überreicht. „Wir haben für sie eine altersentsprechende Ausrüstung vorbereitet, mit der sie alle Gruppen besuchte und Aufgaben bewältigen musste“, erklärt Anje Schott. Zu der Ausrüstung gehörten z.B. Handschuhe, ein Rollator, eine eingefärbte Brille und ein Hörschutz. „Das Team hat sich am Abend mit einer Gartenparty verabschiedet, die Eltern beim Sommerfest.“ Die Eltern hatten zudem einen Film gedreht, in dem die Kinder sowie das Team Grüße ausrichteten. Auch Stadt, Politik und Leitungen anderer Kitas ließen es sich nicht nehmen, bei einer Veranstaltung Abschied zu nehmen. „Ehre, wem Ehre gebührt“, so Anje Schott. „Wir werden sie sehr vermissen und ich freue mich, dass sie uns nun noch einige Stunden in der Woche erhalten bleibt. Es sind große Fußstapfen, in die ich trete, aber ich nehme die Herausforderung gerne an.“