21.02.2023 | Regionalverband Schleswig-Holstein Süd/Ost

Falafelfest in der Gemeinschaftsunterkunft

Leiterin Ilka Lambke verabschiedet sich nach sieben Jahren Tätigkeit in der von den Johannitern betriebenen Gemeinschaftsunterkunft in Bad Oldesloe und wechselt zu den Stoppelhopsern

Ilka Lambke, Ibrahim El Nabulsi und Elham Shojaei (v.l.) haben sich in den letzten Jahren mit großem Engagement für die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinschaftsunterkünfte in Bad Oldesloe eingesetzt.
Ilka Lambke, Ibrahim El Nabulsi und Elham Shojaei (v.l.) haben sich in den letzten Jahren mit großem Engagement für die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinschaftsunterkünfte in Bad Oldesloe eingesetzt.
Mit großem Einsatz bereiteten die Männer im Sandkamp Falafeln und Salat für das Fest in der Unterkunft vor.
Mit großem Einsatz bereiteten die Männer im Sandkamp Falafeln und Salat für das Fest in der Unterkunft vor.
Abschied beim Falafelfest: Wael Kassem, Fawzy Alinizy (Bewohner der Unterkunft), Ibrahim El Nabulsi, Elham Shojaei (Mitarbeitende in den Unterkünften), Ilka Lambke (Leiterin), Younus Mahmoud und Beschirahmad Hosseini (Bewohner in den Unterkünften) (v.l.).
Abschied beim Falafelfest: Wael Kassem, Fawzy Alinizy (Bewohner der Unterkunft), Ibrahim El Nabulsi, Elham Shojaei (Mitarbeitende in den Unterkünften), Ilka Lambke (Leiterin), Younus Mahmoud und Beschirahmad Hosseini (Bewohner in den Unterkünften) (v.l.).

Nach sieben Jahren als Leiterin der Gemeinschaftsunterkünfte in Bad Oldesloe verabschiedet sich Ilka Lambke von den Bewohnerinnen und Bewohnern mit einem Falafelfest. Sie widmet sich ab März neuen Herausforderungen in der Johanniter-Kita Stoppelhopser Am Steinfelder Redder. „Ich bleibe Johanniterin mit vollem Engagement getreu dem Motto ‚Aus Liebe zum Leben‘“, sagt Ilka Lambke, die für die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. die Leitung der beiden Gemeinschaftsunterkünfte Sandkamp und Kastanienallee übernommen hatte. Neu im Team ist der Sozial- und Kindheitspädagoge David Schlör.

Mitte Februar 2016 öffnete die Gemeinschaftsunterkunft im Sandkamp ihre Türen. 8 Uhr morgens begann für Ilka Lambke und Ibrahim El Nabulsi der erste Arbeitstag – bereits um 9 Uhr zogen die ersten Bewohner von der Notunterkunft in den Sandkamp ein. Wenige Monate später folgte die Eröffnung der Unterkunft in der Kastanienallee. Nicht nur das Team der Johanniter-Unfall-Hilfe übernahm die Betreuung der beiden Unterkünfte, auch Kultur- und Sprachmittlerinnen und -mittler setzten sich für die Bewohnerinnen und Bewohner ein.

„Von Anfang an war es mir wichtig, den Menschen dabei zu helfen, Perspektiven für ein Leben in Deutschland zu entwickeln“, erklärt Sozialpädagogin und Integrations­managerin Ilka Lambke. „Die erste Hürde ist immer das Lernen der deutschen Sprache. Leider war es und ist es noch heute schwierig, schnell Zugang zu Deutschkursen zu finden.“ Die Vermittlung in Praktika und Arbeit war von Anfang an ein Schwerpunkt im pädagogischen Konzept der Unterkünfte. Der Sprachmittler Ibrahim El Nabulsi betont: „Nur im Team konnten wir diese verantwortungsvolle Arbeit leisten. Das gute, offene und vertrauensvolle Miteinander von Leitung und Mitarbeitenden war eine wichtige Basis, um gute Lösungen und pädagogische Wege für ein friedliches Miteinander zu organisieren.“

Zwar ging es nicht immer konfliktfrei zu, jedoch konnten die meisten Menschen gefördert und in Arbeit gebracht werden, so dass es ihnen schließlich auch gelang, Wohnungen zu finden und ihren eigenen Weg zu gehen. Viele Bewohnerinnen und Bewohner nahmen eine sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung auf, wie etwa im Lager oder in der Produktion. „Besonders stolz bin ich auf die jungen Männer, die in Ausbildung gegangen sind. Es erfüllt uns mit großer Freude, wenn sie uns später mit ihrem Abschlusszeugnis besuchen und wir sie beglückwünschen können, auch wenn sie nicht mehr in der Unterkunft leben“, sagt Lambke. Erfolgreich arbeiten die ehemaligen Geflüchteten inzwischen als Dachdecker, Elektriker, Maurer, Fliesenleger und im kaufmännischen Bereich in Bad Oldesloe, Lübeck oder Hamburg.

Gemeinsam mit der Sprach- und Kulturmittlerin Elham Shojaei, die beim Falafelfest ihr sechsjähriges Jubiläum feierte, baute Ilka Lambke den Schwerpunkt „Förderung von Frauen“ auf. Die Frauen neigen dazu, in der Wohnung oder in der Unterkunft zu bleiben. „Daher war es uns besonders wichtig, die Frauen untereinander über alle Nationalitäten hinweg zu vernetzen sowie die Solidarität und das Verständnis untereinander zu fördern. Es wurden niedrigschwellige Deutschlernangebote, Kinderbetreuung, Mutter-Kind-Frühstück, Sport, gemeinsame Feste und Tanzveranstaltungen organisiert“, erzählt Shojaei, die mit ihren Sprachkenntnissen in Persisch, Dari, Farsi und Kurdisch eine wichtige Ansprechpartnerin für die Bewohnerinnen und Bewohner ist. „Mir gefällt es, wie wir alle mit Gefühl, Leidenschaft und viel Herz für die Menschen da sind – sowohl in fröhlichen Momenten, wenn ein Baby geboren oder eine Prüfung bestanden wurde, als auch in traurigen Momenten. So wie gerade aktuell einige Menschen Familienangehörige durch das Erdbeben in der Türkei und in Syrien betrauern müssen. Da fühlen wir mit ihnen und sind für sie da.“

Lambke empfindet den Glanz in den Augen und die Freude in den Gesichtern der Frauen als Belohnung und Anerkennung zugleich. „Gerade nach zum Teil traumatischen Erlebnissen in der Heimat und auf der Flucht ist eine stabilisierende Umgebung mit liebevoller Fürsorge und respektvollen Begegnungen auf Augenhöhe für die Frauen so unendlich wichtig.“

Nach sieben Jahren verabschiedete sich Ilka Lambke nun mit einem Falafelfest vom Team und den Bewohnerinnen und Bewohner. Mit großem Einsatz bereiteten die Männer im Sandkamp Falafeln und Salat für alle. Es sei jetzt ein guter Zeitpunkt zu gehen, meint Lambke, die meisten „alten“ Bewohnerinnen und Bewohner seien ausgezogen und viele neue Menschen gekommen.