„Eine Stadt wird bunt“: Junge Meister auf Sprayer-Mission
Die Graffiti-Szene hat in Hamburg tiefe Wurzeln. Die Jungen Meister besuchten am 12.11.2023 die Ausstellung "Eine Stadt wird bunt" über die Graffiti-Historie Hamburgs - und konnten anschließend selbst zu Sprayern werden.
Das Museum für Hamburgische Geschichte präsentiert im Jahr seines 100-jährigen Jubiläums mit der Ausstellung „Eine Stadt wird bunt“ – Geschichte des Graffiti – einen besonderen Einblick in die jüngste Kulturgeschichte.
Grund genug, mit unseren „Jungen Meistern“ einen Termin vor Ort wahrzunehmen. Am 12. November 2023 trafen wir uns daher mit insgesamt 18 Kindern aus der Arche Billstedt mit ihrem Betreuer Jonas und Kindern der Kinderfreizeit, sowie Manfred Cramer, Johannes und Mathias v.Krauss, Nicolas Horsch und Katharina v.Podewils, um unter sehr fachkundiger Leitung des Kurators und seit den späten 1980er Jahren aktiven Graffiti-Writers Oliver „Davis“ Nebel die Ausstellung zu erkunden.
Die Ausstellung beleuchtet den Zeitraum von 1980 bis 1999 und zeigt in Form von Bildern, Objekten und Kunstwerken die Verwandlung von einem grauen, von Nachkriegsarchitektur und Brachen geprägten Hamburg hin zu einer farbenfrohen, bunten Stadt. Wir konnten lernen, dass Hamburg neben Paris, Amsterdam und München zu einem der europäischen Epizentren der Graffiti- und Hip-Hop-Szene zählte, die sich durch die Überlieferung gesprühter Bilder, Schriftzüge und Zeichen Anfang der 80er aus den Metropolen der USA nach Europa rasant entwickelt hatte.
Diese Graffiti-Szene hat bis heute tiefe Wurzeln in der Hamburger Stadt- und Kulturlandschaft hinterlassen. So sollen mit der Ausstellung die soziokulturellen Impulse für mehr Integration und Diversität, die diese weitvernetzte jugendliche Subkultur mit sich brachte, deutlich und nachvollziehbar gemacht werden. Den Kindern wurde anhand von kleinen Geschichten und Anekdoten – auch und vor allem aus dem Leben des Kurators – die Entwicklung der Graffiti-Szene von der illegalen, kriminellen Seite bis hin zur legalen, heute nun museumsreifen Kunst dargelegt.
Pädagogisch besonders wertvolle Hinweise, bitte nicht „wild“ irgendwelche Hauswände oder Dinge zu besprühen, da dies Sachbeschädigung sei und per Gesetz bestraft würde, sondern sich gerne an dafür freigegebenen Plätzen, Wänden und Objekten mit Sprayen zu üben, wurde den Kindern gut vermittelt. Überhaupt zeigte der Museumsführer – in der Sprayerszene nur als „Davis“ bekannt – großes pädagogisches Potential, indem er immer wieder darauf hinwies, dass es wirklich wichtig sei, sich im legalen Raum zu bewegen, und zum Beispiel Sprayen sehr teuer sei, aber die illegale Beschaffung der Spraydosen in letzter Konsequenz deutlich teurer werden könnte.
Nach der etwa einstündigen Führung und einem kleinen, von uns mitgebrachten Imbiss, ging es dann quer durch Planten un Blomen und das Schanzenviertel zum Bunker in der Schanze. Als Highlight lernten die Kinder auf einer kleinen freigegebenen Fläche selbst zu sprayen und ein jeder übte sich im Sprayen kleiner Kreise auf die Bunkerwand.
Es war eine außergewöhnlich gute, spannende und interessante mehrstündige Veranstaltung, die nicht zuletzt auch bei uns Erwachsenen mehr Verständnis für gute Graffiti-Kunst geweckt hat und vielleicht bei dem einen oder anderen Kind Motivation für eigene Graffitibilder geschürt hat.
Bericht: Katharina v. Podewils, Hubertus v. Barby