20.04.2022 | Regionalverband Oberfranken

Die Kleinsten werden getragen

Von einer sicheren Basis aus die Welt erkunden: Naturkita an der Reichen Ebrach setzt im Krippenalltag auf Tragehilfen

Erzieherin mit Kleinkind im Tragetuch und weiteres Kind neben sich am Fenster der Naturkita Schlüsselau

Gerade bei den Kleinsten gehört es für Erzieherinnen und Erzieher zum Alltag: Sie bücken sich zu den Kindern hinunter, um mit ihnen auf Augenhöhe zu sein, oder nehmen sie hoch, wenn die Kleinen Trost brauchen. Die Johanniter-Naturkita in Schlüsselau geht noch einen anderen Weg. Die Erzieherinnen nutzen bei der Betreuung der Ein- bis Dreijährigen Tragehilfen wie Tragetücher oder Kleinkindtragen. Kita-Leiterin Sabine Leichsenring-Knoblach ist überzeugt, dass davon alle profitieren: „Die Kinder erfahren beim Tragen Bindung und Nähe, es erleichtert ihnen die Eingewöhnung und das Ankommen in der Kita. Die Kinder fühlen sich sicher und gut aufgehoben, sie sind ausgeglichener und haben von Beginn an einen guten Bezug zu den Erzieherinnen.“

Aber auch die Eltern, deren Einverständnis selbstverständlich vorab abgefragt wird, begrüßen das Tragen in der Kita, weil ihre Kinder im wahrsten Sinne des Wortes gut aufgehoben sind und sie bedürfnisorientiert betreut werden. Bisher haben alle Eltern das Angebot dankend angenommen.

Und nicht zuletzt profitieren auch die Mitarbeiterinnen: „Das hat zwei Aspekte: Zum einen können sie dem Bedürfnis der Kinder nach Nähe nachgehen und haben dabei ihre Hände frei z.B. für die anderen Kinder oder für Erledigungen im Gruppenalltag. Zum anderen hat es auch einen gesundheitlichen Aspekt: Das Tragen mit entsprechenden Tragesystemen ist deutlich rückenschonender als das Tragen auf dem Arm oder das ständige Hocken beziehungsweise Vornüberbeugen“, erklärt Sabine Leichsenring-Knoblach.

Die Kita-Leiterin ist selbst zertifizierte und geprüfte Trageberaterin, sodass sie ihre Mitarbeiterinnen, die alle entsprechend geschult wurden, kontinuierlich begleiten und anleiten kann. Die eingesetzten Systeme ermöglichen ein ergonomisches Tragen und werden individuell auf das jeweilige Kind und die Betreuungsperson eingestellt.

Und wann wird ein Kind getragen? „Die Kinder werden getragen, wenn sie signalisieren, getragen werden zu wollen, zum Beispiel indem sie die Arme hochstrecken oder beim Absetzen anfangen zu weinen. Einigen Kindern hilft es auch beim Einschlafen, da sie direkten Körperkontakt dazu brauchen und nicht gerne alleine im Bett einschlafen“, so die Kita-Leiterin. Und eine wichtige Rolle spielt natürlich auch die Erfahrung der Fachkräfte: „In der Regel spürt man es, wenn das Kind es braucht getragen zu werden.“

Besonders praktisch sind die Tragehilfen, wenn es raus in die Natur geht. Selbst die Kleinsten können so bei Ausflügen in die nahe Umgebung dabei sein, selbst wenn es zum Beispiel im nahe gelegenen Wald mal über Stock und Stein geht. Und wenn die Beine der Kleinen müde werden, ist das Tragen in der Tragehilfe angenehmer, als das relativ beschwerliche Tragen auf dem Arm. Aber gerade auch bei den Alltagstätigkeiten im Kindergarten können die Kinder in der Trage auf Augenhöhe dabei sein, Eindrücke sammeln und von einer sicheren Basis aus ihre Umwelt erkunden.