Angehende Notfallsanitäter üben Personenrettung
Feuerwehr und Johanniter trainieren gemeinsam beim dritten Traumatag
Es ist der Alptraum eines jeden Autofahrers: Der Radfahrer ist durch die Windschutzscheibe geflogen und liegt jetzt schwerverletzt mitten in den Scherben auf der Kühlerhaube, halb im Fahrzeug. Was für den Autofahrer eine Ausnahmesituation ist, ist auch für die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst eine Herausforderung – technisch und medizinisch. Szenarien wie diese haben jetzt die Ortsfeuerwehr Langenhagen, die Flughafenfeuerwehr am Hannover Airport und die Johanniter-Unfall-Hilfe gemeinsam trainiert.
In erster Linie richtet sich dieser Fortbildungstag an die Auszubildenden zum Notfallsanitäter im dritten Lehrjahr der Johanniter-Rettungswachen Langenhagen, Garbsen und Wunstorf. Doch auch die ehren- und hauptamtlichen Einsatzkräfte der Feuerwehr profitieren von diesem Training. Denn hier treffen beide Parteien auf Einsatzgeschehen, die im normalen Alltag seltener vorkommen. Für den Rettungsdienst bedeutet das, dass Verletzungen medizinisch versorgt werden müssen, die aufgrund starker Gewalteinwirkung auf den Körper entstanden sind. Im Fachjargon heißen diese Verletzungsmuster Trauma.
Dieser sogenannte Traumatag hat jetzt zum dritten Mal stattgefunden. Der Gedanke dahinter: Die Szenarien sollen so realistisch wie möglich sein und Auszubildende und Einsatzkräfte auf den Ernstfall vorbereiten. „Wir schaffen den angehenden Notfallsanitätern und Notfallsanitäterinnen hier einen geschützten Rahmen, in dem sie realitätsnah üben können“, sagt Nils Hoffmeyer, Notfallsanitäter und Praxisanleiter bei den Johannitern in Langenhagen und federführend in der Organisation des Trainings. „Hier dürfen sie Fehler machen und können daraus viel für die Praxis lernen.“ Für die Ausbilder ist auch der Praxistransfer wichtig. In der dreijährigen Ausbildung bekommen die Auszubildenden das notwendige Handwerkzeug für die Versorgung dieser Verletzungsmuster vermittelt, an diesem Tag sollen sie ihr Wissen anwenden. Bei den angehenden Notfallsanitätern kommt das gut an. „Für mich ist das hier eine Riesenchance“, sagt Michelle Plitzko, Auszubildende in der Johanniter-Rettungswache Garbsen. „Wir können uns ausprobieren und mich beruhigt es für Einsatzalltag. Ich weiß jetzt, wo ich mich verbessern kann.“
Und nicht nur das: Ein wichtiger Punkt neben dem medizinischen Aspekt ist die Kommunikation über Organisationsgrenzen hinweg. Bei Einsatzszenarien wie einem herabgestürzten Pkw aus einem Parkhaus oder einer eingeklemmten Person unter einem Fahrzeug ist eine enge und gut abgestimmte Kooperation mit der Feuerwehr unerlässlich. Im Ernstfall ist sie lebensnotwendig. „Gerade die Zusammenarbeit mit anderen Einsatzkräften war sehr lehrreich“, sagt Stella Linke, Auszubildende zur Notfallsanitäterin auf der Rettungswache Langenhagen. „Plötzlich mussten wir mehr als eine Person im Einsatz koordinieren. Diese Möglichkeit haben wir in der Schule in diesem Ausmaß nicht, das geht nur in der Praxis.“
Für die Johanniter steht die medizinische Versorgung der Verletzten im Fokus, für die Einsatzkräfte der Feuerwehren geht es in erster Linie um die technische Rettung. Autos werden stabilisiert, Scheiben herausgeschnitten und Autodächer abgetrennt, damit die Verletzten schnellstmöglich aus ihrer misslichen Lage gerettet werden können. Dies geht nur Hand in Hand. „Dieses Training ist auch für uns eine willkommene Gelegenheit, Einsatzkräfte zu schulen, die noch nicht so erfahren sind“, sagt Oliver Schütte, stv. Stadtbrandmeister in Langenhagen. „Von dieser Zusammenarbeit profitieren beide Seiten. Wir können viel voneinander lernen und herausarbeiten, wie wir in Einsätzen effizient zum Wohl der Patienten agieren können und müssen.“
Insgesamt haben sich an dem Trainingstag rund 40 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Johannitern beteiligt: Dabei waren sechs Auszubildende der Johanniter, 14 Einsatzkräfte der Ortsfeuerwehr Langenhagen und zwölf Kräfte der Flughafenfeuerwehr. Unterstützung gab es von der Realistischen Unfalldarstellung der Johanniter aus Langenhagen und Ronnenberg sowie von Fachkräften aus dem Rettungsdienst der Johanniter in Langenhagen und Wunstorf. Ein großer Dank geht außerdem an die Ehrenamtlichen der Verpflegungsgruppe, die die Beteiligten den Tag über mit Essen und Trinken versorgt haben.