70 Jahre Johanniter-Unfall-Hilfe
Eine der größten Hilfsorganisationen Deutschlands feiert Jubiläum. 70 Jahre nach Gründung stehen Flüchtlingshilfe und Pandemiebekämpfung im Fokus der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
Am 7. April 1952 wurde die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. ins Vereinsregister des Amtsgerichtes in Bad Pyrmont eingetragen – die offizielle Geburtsstunde des Vereins. Seither hat sich die zunächst rein ehrenamtlich getragene Organisation zu einem großen Sozialdienstleister entwickelt und zu einer der größten Hilfsorganisationen in Deutschland.
Mit rund 25.000 Beschäftigten, mehr als 43.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern und unterstützt von 1,2 Millionen Fördermitgliedern engagieren sich die Johanniter heute in den Bereichen Rettungs- und Sanitätsdienst, Katastrophenschutz, Erste-Hilfe-Ausbildung und berufliche Bildung, Betreuung und Pflege von alten und kranken Menschen, Fahrdienst für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Hospizarbeit, Unterstützung für Geflüchtete und einer Vielzahl anderer Hilfeleistungen im karitativen Bereich sowie in der humanitären Hilfe im Ausland.
Ursprünge nach britischem Vorbild
Am Anfang stand die Überzeugung von Mitgliedern des deutschen Johanniterordens, dass sich die Gesundheitsversorgung im Nachkriegsdeutschland verbessern lasse. Als Vorbild diente die Schwesterorganisation „St. John Ambulance“, die in der britischen Besatzungszone mit der Erste-Hilfe-Ausbildung von Polizei, Feuerwehren und der breiten Bevölkerung begonnen hatte.
Aufbau des Rettungdienstes
Auch bei der neugegründeten Johanniter-Unfall-Hilfe stand zunächst die Erste-Hilfe-Ausbildung im Mittelpunkt. Rasch folgten jedoch weitere anspruchsvolle Aufgaben für die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Dazu zählten Sanitätsdienste bei Großveranstaltungen wie dem Evangelischen Kirchentag 1956 in Frankfurt am Main und die Einrichtung von Unfallhilfsstellen an Autobahnen, aus denen sich später der professionelle Rettungdienst entwickelte. Es folgten zahreiche große Hilfseinsätze wie bei der Sturmflut in Hamburg im Jahr 1962 und nach dem verheerenden Erdbeben 1976 im norditalienischen Friaul.
Hausnotruf, Pflege, Kitas
In den folgenden Jahren bauten die Johanniter ihre Aktivitäten kontinuierlich aus: Hinzu kamen Unterstützungsangebote wie Menüdienste, der Hausnotruf und die ambulante Pflege. Mit mehr als 530 Kinderstageseinrichtungen bundesweit zählt die Johanniter-Unfall-Hilfe heute zudem zu den großen gemeinnützigen Kita-Trägern in Deutschland.
Hilfseinsätze im In- und Ausland
Ihre Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit als Partner von Bund, Ländern und Kommunen konnten die Katastrophenschutzeinheiten der Johanniter insbesondere anlässlich der letzten großen Hochwasser an Elbe, Oder und Saale und erneut während der Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 unter Beweis stellen. Mehr als 3000 überwiegend ehrenamtliche Kräfte der Johanniter waren in den Wochen danach vor Ort im Einsatz, um Betroffene zu retten und zu betreuen – der bis dato größte Hilfseinsatz in der Geschichte der Organisation.
Auch bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie waren die Johanniter in ganz Deutschland gefordert. Mehr als 5 Millionen Impfungen verabreichten sie in ihren Impfzentren und mit ihren mobilen Impfteams.
Seit dem Angriff auf die Ukraine sind die Johanniter erneut im Einsatz: Schon wenige Tage nach Beginn des Krieges konnten sie die ersten Hilfsgüter in die Region bringen, mehr als 500 Tonnen sind es inzwischen. Dabei bewährten sich ihre über Jahre aufgebauten Beziehungen zu Partnerorganisationen in Osteuropa. Auch innerhalb Deutschland sind die Johanniter dieser Tage wieder vielerorts im Einsatz, um Geflüchtete aufzunehmen und zu betreuen, zum Beispiel auch im Landkreis Harburg, in Mecklenburg-Vorpommern oder in Schleswig-Holstein.
Lesen Sie hier ein Interview mit dem Ehrenamtlichen Dirk Walter, der seit 69 Jahren bei den Johannitern dabei ist.