05.05.2021 | Johanniter-Krankenhaus Bonn

5. Mai: Welthändehygienetag – die wichtigsten Fragen

Fragen an Anja Wallau, Curriculare Krankenhaushygienikerin

„Händewaschen nicht vergessen!“ – Diesen Satz hat sicherlich jeder in seiner Jugend zu hören bekommen. Doch wie wichtig Handygiene wirklich ist, merken wir in diesen Zeiten ganz besonders. Nicht nur das Corona-Virus, sondern auch eine Vielzahl anderer Keime, Bakterien und Krankheitserreger tummeln sich auf Oberflächen rund um uns herum. Der Welthändehygienetag lädt dazu ein, sich noch einmal stärker mit dem Thema auseinander zu setzen. Frau Anja Wallau, curriculare Krankenhaushygienikerin der Johanniterkliniken und ihr Team sind verantwortlich für die Hygienevorkehrungen für Mitarbeiter und Patienten.

Hygiene ist in Zeiten des Coronavirus besonders wichtig. Was tun Ihre Mitarbeiter?

In der Krankenhaushygiene wird hauptsächlich mit Standards gearbeitet, welche entsprechend den gültigen Empfehlungen stets aktualisiert und in unseren Hygieneplänen dokumentiert werden. Ein wesentlicher- wenn nicht sogar der wesentlichste- Bestandteil aller Standards ist die hygienische Händedesinfektion mit dem Ziel, Krankheitserreger zu eliminieren, deren Übertragungen zu unterbinden und Infektionsketten zu unterbrechen. Neben der indirekten Übertragung der Coronaviren durch die Hände kommt auch der direkten Übertragung durch Ausscheidung von Tröpfchen-Aerosol-Gemischen beim Atmen, Sprechen, Husten, etc. eine große Bedeutung zu. Die weit überwiegende Zahl der Übertragungen ist im Nahbereich, d. h. in einer Entfernung von 1 – 1,5 Metern, zu beobachten.

Daher tragen zurzeit alle Mitarbeiter eine korrekt sitzende FFP-2 Maske und halten sich an die im öffentliche Raum geltenden Hygieneregeln (AHA-L). Auf eine entsprechende Raumlüftung und Einhaltung des notwendigen Abstands wird geachtet.  

Welche Patienten sind besonders gefährdet?

Schwere Verläufe sind eher selten. Das Risiko für einen schweren COVID-19 Krankheitsverlauf steigt bei Personen etwa ab dem 60. Lebensjahr sowie bei dem Vorliegen bestimmter Vorerkrankungen, z.B. Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes mellitus, Schwächung des Immunsystems und Vorerkrankungen von Lunge, Leber und Niere. Rauchen und starkes Übergewicht stellen ebenfalls Risikofaktoren dar.

Was können Angehörige und Besucher von Pflege- und Krankeneinrichtungen tun?

Familie und Freunde sollten von nicht notwendigen Krankenbesuchen absehen.

Bei einem erforderlichen Besuch erfolgt zunächst eine Triagierung an der Krankenhauspforte.  Zudem ist ein tagesaktueller negativer Test auf SARS-CoV-2 vorzuweisen. Unter Einhaltung der Hygienevorschriften ist dann ein Krankenbesuch möglich.

Warum ist gerade die Händedesinfektion so wichtig?

Unsere Hände sind unser wichtigstes Arbeitswerkzeug. Um keine Keime zu übertragen, sollten Hände vor Tätigkeiten mit Infektionsrisiko desinfiziert werden. Nur so können wir eine ausreichende Keimreduktion gewährleisten. Händewaschen ist in diesem Fall nicht ausreichend. Bis auf wenige Ausnahmen sind Händewaschungen auf ein notwendiges Minimum zu beschränken, um unnötigen Hautirritationen vorzubeugen. Die Händedesinfektion ist die wirksamste Einzelmaßnahme zur Unterbrechung von Infektionsketten. Gerade im Rahmen der SARS-Cov-2 Pandemie wird einem bewusst, wie wichtig die Verfügbarkeit von wirksamen Händedesinfektionsmittel ist.

 

Wie macht man es richtig?

Wichtigste Voraussetzung für die Händedesinfektion ist eine gesunde Haut. Eine gute Hautpflege bildet deswegen die Grundlage für die richtige Handhygiene.

Für die hygienische Händedesinfektion muss das Desinfektionsmittel in ausreichender Menge und gleichmäßig auf den trockenen Händen verteilt werden. Wichtig ist dabei, dass genügend Lösung aufgetragen wird, um für die Dauer der vom Hersteller festgelegten Einwirkzeit (normalerweise 30 Sekunden) einen satten Feuchtfilm an allen Stellen, inkl. Nagelfalzen, Handgelenken und Unterarmen aufrechterhalten wird. Dafür benötigt man ca. 3 ml Desinfektionsmittel. Erst dann ist von einer signifikanten Keimreduktion auszugehen.

Was passiert, wenn wir es nicht richtig machen?

30 Sekunden erscheinen den meisten Menschen recht lang. Diese Zeit muss man sich aber nehmen, sonst verbleiben Benetzungslücken, die nicht ausreichend desinfiziert sind. Und genau hier lauern versteckte Verbreitungsrisiken. Um dieser Problematik vorzubeugen, üben wir mit unseren Kolleginnen und Kollegen die richtige Händedesinfektion mit Hilfe eines speziell präparierten Mittels und eines UV-Lichtes. Sie desinfizieren sich die Hände und sehen anschließend etwaige Schwachstellen unter dem UV-Licht. Dieses Vorgehen hat einen sehr guten Lerneffekt.

Aber nicht nur die richtige Durchführung der Händedesinfektion ist Voraussetzung für eine Unterbrechung der Infektionskette, sondern auch der Zeitpunkt, wann sie durchgeführt wird. Von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) wurde ein Modell geschaffen, welches im Patientenalltag die 5 Indikationen der Händedesinfektion definiert:

  1. Vor Patientenkontakt
  2. Vor aseptischen Tätigkeiten
  3. Nach Kontakt mit potentiell infektiösem Material
  4. Nach Patientenkontakt
  5. Nach Kontakt mit der direkten Patientenumgebung

Dieses Modell ist eine sinnvolle Hilfestellung für alle Mitarbeiter.

Zudem spielt die Compliance des Personals bei der Händedesinfektion eine wichtige Rolle und hat damit einen direkten Einfluss auf die Übertragung von pathogenen Erregern und die Entstehung von im Krankenhaus erworbenen Infektionen. Daher ist eine immer wieder vorzunehmende Schulung dieser Einzelmaßnahmen notwendig, da ansonsten die Effektivität unterbrochen wird.

Anja Wallau, Oberärztin Innere Medizin, Intensivmedizin und Curriculare Krankenhaushygienikerin