4. Februar: Weltkrebstag 2023
Auswirkungen der Pandemie auf die Zahl der Neuerkrankungen sind spürbar und Digitalisierung gewinnt in der modernen Krebstherapie an Bedeutung
Bonn. Bedingt durch die Pandemie wurden in den letzten drei Jahren viele Vorsorgeuntersuchungen abgesagt. Experten haben deshalb steigende Krebsfälle nach Corona prognostiziert. Ist diese schlechte Prognose bei Neuerkrankungen eingetreten?
„Was wir heute wissenschaftlich belegen können, ist, dass Krebspatienten gut durch Corona Erkrankungen kommen. Allerdings verschlechtert sich die Heilungsprognose für Krebspatienten die Corona hatten. Insgesamt sind die Zahl der Neuerkrankungen an Krebs im Jahr 2022 gestiegen, bestätigt Prof. Dr. Yon-Dschun Ko, Ärztlicher Direktor der Johanniter-Kliniken Bonn und Chefarzt der Abteilung für Hämatologische Onkologie die Entwicklung.
„Während der Pandemie wurden die Diagnosen geringer, weil die Leute nicht in die Krankenhäuser oder zum Arzt gegangen sind, aus Angst sich mit Covid-19 zu infizieren. Beispielsweise wurden 20 Prozent weniger Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen durchgeführt“. Derzeit ist es für Prof. Ko noch zu früh, um breite Aussagen zu treffen. Denn auch heute ist der Normalzustand, wie vor Covid-19 noch nicht wieder erreicht. „Viele Patientinnen und Patienten gehen immer noch nicht zum Arzt. Für 2023 insgesamt erwarten wir allerdings wieder eine Verbesserung in der Früherkennung“, so der Experte.
Digitalisierung immer wichtiger in der Krebstherapie
Die Heilung von Krebs ist ohne digitale Hilfsmittel nicht mehr vorstellbar. Das gilt für die Organisation der Patientenversorgung ebenso wie für die modernen personalisierten Behandlungsmethoden der Onkologie. „Die Therapie, die wir anwenden, muss da ankommen, wo sie gebraucht wird”, erläutert Prof. Dr. Yon-Dschun Ko „ohne die Digitalisierung als zentraler Baustein der Zukunft werden wir da nicht weiterkommen.”
In der Onkologie ist die klassische Chemotherapie inzwischen in den Hintergrund gerückt, wie Prof. Ko erläutert: „In den vergangenen 15 Jahren wurden rund 150 neue Medikamente entwickelt, die nichts mehr mit Chemotherapie zu tun haben.” Damit habe aber auch die Komplexität der Behandlung zugenommen. „Wir kommen nicht am Roboter vorbei, wir kommen nicht an der stereotaktischen Strahlentherapie vorbei und wir kommen vor allen Dingen nicht an der zielgerichteten Therapie und der Immuntherapie vorbei, die das eigene Immunsystem anregt, den Krebs zu bekämpfen.”
Die Lebenserwartung bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen habe sich verfünffacht bis versechsfacht. „Das, was wir tun, das bringt auch was”, betont Prof. Ko. Die Vielfalt der Behandlungsmethoden könne aber keine Ärztin und kein Arzt allein im Kopf behalten. Herz der Zusammenarbeit, wie dem Onkologischen Zentrum in Bonn, bilde ein molekulares Tumorboard von Ärzten aller beteiligten Fachrichtungen, das zielgerichtete Therapiemöglichkeiten aufzeigen könne.
Organisatorisch wichtig sei erstens eine Konzentration auf die zentralen Säulen der medizinischen Versorgung. „Letztlich folgt das Gesundheitswesen den Todesursachen. Ein Drittel der Menschen stirbt an Krebs, ein Drittel an Herz-Kreislauferkrankungen”, weiß Prof. Ko, „wir haben hier also ein Riesenproblem zu bewältigen.”
Entscheidend ist laut dem Ärztlichen Direktor der Bonner Johanniter-Kliniken eine noch bessere Ausrichtung auf eine vorrangig ambulante Versorgung: „Die Fragen, die wir uns heute stellen müssen, sind folgende: Wie können wir Patientinnen und Patienten früher entlassen und schaffen wir es, sie dort besser zu versorgen? Dazu bauen die Johanniter für den Einzugsbereich von Bonn und dem Rhein-Sieg Kreis in dem rund 1,1 Millionen Menschen leben, von denen jährlich rund 7.000 neu an Krebs erkranken, digitale Strukturen u.a. mit Onlinesprechstunden auf, um diese neue Art von Betreuung zu organisieren“.