21.05.2022 | Johanniter-Krankenhaus Bonn

21. Mai: Europäischer Adipositas Tag

Jährlich am 21. Mai findet der Europäische Adipositas Tag statt. In der Bevölkerung, aber auch bei einem Teil der Betroffenen, besteht ein enormes Informationsdefizit bei dem Thema.

Und das obwohl krankhafte Fettsucht (Adipositas) von Experten mittlerweile als Volkskrankheit eingestuft wird. „Krankhaftes Übergewicht ist in den Industriestaaten zur Epidemie geworden“, erklärt Prof. Dr. Andreas Türler, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie im Bonner Johanniter-Krankenhaus. „Und durch die Corona-Pandemie, den Lockdown und durch Homeoffice hat sich die Situation noch einmal verschlimmert, da mehr und ungesünder konsumiert wird,  so der Experte. Prof. Türler leitet des zertifizierte Referenzzentrum für Adipositas am Johanniter-Krankenhaus in Bonn. Das Zentrum, welches 2011 gegründet wurde, ist das größte in der Region. Jährlich werden hier mehrere hundert Patienten betreut, von denen mehr als 200 operiert werden.

Menschen mit schwerem Übergewicht werden für ihre chronische Krankheit noch häufig diskriminiert. Selbst Entscheider im Gesundheitswesen und Politiker verstehen oft nicht oder wollen es nicht wahrhaben, dass Adipositas eine chronische Krankheit ist. Betroffenen wird oft ein Mangel an Willenskraft unterstellt, Trägheit oder die Weigerung, scheinbar naheliegende „Lösungen“ umzusetzen: „weniger essen, mehr bewegen“. Aber wie bei allen chronischen Erkrankungen sind die Ursachen komplex und reichen viel tiefer; sie können genetisch, psychologisch, soziokulturell, ökonomisch und umweltbedingt sein – häufig kommen viele Faktoren zusammen.

Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die eine adäquate Behandlung dringend erforderlich macht. In Deutschland hat sich laut der Deutschen Adipositas-Gesellschaft in den letzten 20 Jahren der Anteil an fettleibigen Menschen bei den Männern um 39 Prozent und bei den Frauen um 44 Prozent erhöht. Eine weitere Zunahme fand sich in den letzten Jahren vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Auch der Anteil der adipösen Patienten hat in den letzten Jahren in Deutschland weiter zugenommen. Diese beginnt ab einem Body-Mass-Index von 40.

Aus Prof. Türlers Sicht besteht in der Bevölkerung, aber auch bei einem Teil der Betroffenen, ein Informationsdefizit über den Zusammenhang zwischen Adipositas (Fettleibigkeit) und den schwerwiegenden Folgeerkrankungen, wie Diabetes, Bluthochdruck oder Krebs. Um auf die Belange der Betroffenen aufmerksam zu machen, veranstalten die Bonner Johanniter-Kliniken regelmäßig Informationsveranstaltungen zu dem Thema Adipositas.

Welche Behandlung im Einzelfall sinnvoll ist, hängt vom Schweregrad der Adipositas ab. Hinzu kommen persönliche Risikofaktoren und Begleiterkrankungen. Auch das Alter und die Wünsche der Patientinnen und Patienten beeinflussen die Therapieentscheidung. Natürlich spielt Ernährung und Bewegung eine Rolle. Hinzu kommt eine Beratung der Betroffenen und eine Anleitung für ihr Verhalten.

Und falls alles das nicht zum gewünschten Erfolg führt, können auch Operationen bei Adipositas auch zum Einsatz kommen.

In Europa hat sich die Zahl der übergewichtigen Menschen in den letzten 30 Jahren verdreifacht. Nach aktuellen Hochrechnungen werden im Jahre 2030 über 50 Prozent der Europäer fettleibig sein. In Deutschland ist mittlerweile jeder zweite Bürger übergewichtig und sogar jeder fünfte Bürger adipös mit einem Body-Mass-Index von über 30 kg/m². Tendenz steigend. Damit hat Deutschland in Sachen Fettleibigkeit in Europa eine führende Rolle eingenommen. Das Wissen über krankhaftes Übergewicht als komplexe und chronische Erkrankung muss deshalb vor allem in Deutschland erhöht werden.

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