Wir arbeiten, wie im Regelkindergarten auch, nach dem bayrischen Erziehungs- und Bildungsplan. Unsere Angebote finden dagegen fast ausschließlich im Freien statt.
Die Erziehung im Waldkindergarten ist ganzheitlich orientiert, d.h. die Kinder werden sozial, emotional, intellektuell, gestalterisch und körperlich gefördert. Den wesentlichen Einflussfaktor stellt die Natur selbst dar. Kinder erfahren ihre Welt durch vielfältige Selbstaktivitäten. Ihr Wissen basiert zum großen Teil auf real gemachten Erfahrungen. Kinder haben ein hohes Maß an Neugier, Energie, Lerneifer und Kreativität. Der Wald bietet unerschöpfliches Potenzial, all diese Eigenschaften auszuprobieren.
Die nachfolgend aufgeführten Erfahrungsbereiche geben die Richtung an, was wir den Kindern im Wald und in der Natur ermöglichen wollen.
Ziele der Waldpädagogik
1) …Natur und Umwelt als Lebensgrundlage zu erhalten und zu schützen.
„Man schützt was man liebt“, dieser Ausspruch gilt auch für die Arbeit im Waldkindergarten. Die Kinder erfahren und erleben den Wald mit allen Sinnen, lernen die natürlichen Abläufe im Wandel der Jahreszeiten kennen. Durch das Lernen mit Kopf, Herz und Hand wird ein natürliches Gespür für die Natur entwickelt. Mit Fragen und die natürliche Neugier der Kinder kann spielerisch Wissen erlangt werden: Wie unterscheidet sich das Birkenblatt vom Ahorn? War das eine Amsel oder ein Eichelhäher? Welche Tiere haben hier ihre Spuren hinterlassen? Die Kinder lernen so den sorgsamen Umgang mit ihrer natürlichen Umwelt und begreifen sich als ein Teil davon.
2) …Sinnesschulung durch unmittelbares Erleben
Das Ganzheitliche Lernen steht im Waldkindergarten im Vordergrund. Es ist ein Unterschied ob ein Kind einen Baum im Bilderbuch betrachtet oder ihn mit den Händen berührt, spürt wie das Harz klebt, welche Tiere unter der Rinde leben, wie er riecht und sich anfühlt. Im Wald sind die Kinder die ganze Zeit mit den vielfältigsten Sinneserfahrungen beschäftigt: Es gibt überall etwas zu betrachten, zu riechen, zu hören, zu spüren. Durch die Stille im Wald gewinnt jedes Sinneserlebnis noch an Intensität und kann unmittelbarer erlebt werden. Den Kindern wird die Zeit für diese intensiven Erlebnisse gelassen.
3) …Phantasie und Kreativität zu fördern
Kaum Vorgaben von außen in Form von Spielzeug oder Materialien beeinflussen die Kinder und geben ihnen die Möglichkeit ihres eigenen Spiels. Der Phantasie und Kreativität sind hierbei keine Grenzen gesetzt: die Wurzel wird zum Motorrad, der Busch zur Ritterburg, das Loch im Boden zum Suppentopf. Die natürliche Neugierde der Kinder kann sich im Wald und in der Natur frei entfaltet und ausgelebt werden. Das Probieren und Entdecken im Spiel bietet intensive Erlebnisse. Die Kinder müssen auch mehr miteinander kommunizieren um sich ihr Spiel gegenseitig zu erläutern oder es gemeinsam weiterzuentwickeln. Hierdurch wird auch die Sprachentwicklung und Kommunikationsfähigkeit gefördert.
4) …Entwicklung von sozialen Kompetenzen
Das Miteinander steht im Waldkindergarten ganz oben auf der Prioritätenliste. Gemeinsam mit den Erzieherinnen planen die Kinder den Tag im Wald oder in der Natur. Die Kinder lernen, sich gegenseitig zu helfen, aufeinander aufzupassen, aufeinander zu warten, Rücksicht auf die Kleineren und Schwächeren zu nehmen. Auch auf den gewaltfreien und respektvollen Umgang miteinander wird im Wald viel Wert gelegt. Dazu kommt die Rücksichtnahme auf die Flora und Fauna. Sie wissen, was es heißt, Verantwortung für sich und andere und für ihre natürliche Umwelt zu übernehmen. Die Gruppe gibt Sicherheit, alle sind aufeinander angewiesen. Auch Konflikte werden in der Gruppe gemeinsam und konstruktiv gelöst.
5) …Wertorientierung
Die ganzheitlichen Erfahrungen im Waldkindergarten lassen die Kinder einen Sinn für die Schönheit und Einzigartigkeit der Natur entwickeln. Durch das Verständnis natürlicher Zusammenhänge stellen sie eine emotionale und natürliche Verbindung zu ihrer Umgebung her und begreifen sich als einen Teil davon, passen sich dem natürlichen Rhythmus an. Das Wort Leben bekommt eine ganz neue, greifbarere Bedeutung und gewinnt an Wert.
6) …Förderung von motorischen Fähigkeiten
Kinder wollen sich bewegen, der Bewegungsdrang ist ihnen angeboren. Durch die Vielfalt an Bewegungsmöglichkeiten im Wald und in der Natur werden Koordination, Motorik und auch Kraft gefördert. Die Kinder können laufen, rennen, springen, klettern, kriechen, balancieren. Das vielfältige Angebot an Bewegungsmöglichkeiten fördert die Geschicklichkeit, die Ausdauer und das Bewusstsein für den eigenen Körper. Durch den großen Freiraum, den die Kinder im Wald und in der Natur haben, bauen sich auch Aggressionen nicht so schnell auf und die Kinder sind ausgeglichener.
7) …Selbstvertrauen
Durch ständiges Ausprobieren und Erproben neuer Möglichkeiten lernen Kinder auch ihre eigenen Grenzen kennen und können Situationen besser einschätzen. Jedes Kind verfügt über besondere Fähigkeiten und Stärken, die es in der natürlichen Umgebung ausbilden, weiterentwickeln und in den Dienst der Gruppe stellen kann. Es lernt auch mit Ängsten umzugehen und Unsicherheiten mit Hilfe der Gruppe zu überwinden. Hierdurch werden die Persönlichkeit und das Selbstvertrauen des einzelnen Kindes gestärkt.
8) …Rahmen durch Regeln und Rituale
Gerade in einem Waldkindergarten, der den Kindern ein Höchstmaß an Bewegungs- und Entfaltungsmöglichkeiten bietet, kommt der gemeinsamen Erarbeitung und Einhaltung von Regeln eine große Bedeutung zu. Jedes Mitglied der Gruppe muss sich diesbezüglich auf den anderen verlassen können.
Auch feste Rituale sind für Kinder wichtig, hier unterscheidet sich der Waldkindergarten gar nicht so sehr von Regeleinrichtungen. Der gemeinsame Morgenkreis eröffnet den Tag, die Gruppe findet zueinander und plant gemeinsam den Tagesablauf. Das Frühstück wird gemeinsam eingenommen, vorher wird auf das Händewaschen Wert gelegt. Um 13 Uhr nehmen wir gemeinsam unsere zweite Brotzeit ein und lassen den Tag bis 14 Uhr ausklingen.