Mortezas Geschichte

Morteza Samadi ist 23 Jahre alt – und hat schon vieles erlebt. In Afghanistan war er ein bekannter Reporter und Fotojournalist, hat unter anderem für internationale Nachrichtenagenturen und das lokale Fernsehen gearbeitet – bis die Taliban ihn verhaften, weil Morteza über Proteste von Frauen in Herat berichtet. Das ist den neuen Machthabern ein Dorn im Auge.

Im Gefängnis foltern sie Morteza. „Die Taliban haben mich Waterboarding ausgesetzt“, berichtet er. „Außerdem haben sie mich tagelang ohne Essen in einen dunkeln Raum gesperrt. Danach hielten sie mir eine Pistole an den Kopf, um Geständnisse zu erzwingen. Es war die Hölle!“

Nach Monaten kommt Morteza frei und versteckt sich, um nicht erneut verhaftet zu werden. Durch seine Arbeit hat er Kontakt zu Organisationen wie den Reportern ohne Grenzen und den Journalists for Human Rights. Sie helfen ihm und seiner Familie, aus dem Land zu kommen. Es geht nach Pakistan, wo die Samadis ein Jahr in Islamabad warten, während Deutschland und Kanada den Asylantrag prüfen. Im August 2022 ist es endlich soweit: Morteza und seine Familie steigen in den Flieger nach Deutschland. Über Hannover und Dölzig geht es nach Einsiedel zu den Johannitern.

„Ich bin überglücklich, hier in Sicherheit zu sein, zusammen mit meiner Familie“, sagt Morteza. „Natürlich vermisse ich meine Heimat, meine Freunde, meine Arbeit. Aber ich kann nicht mehr zurück und möchte in Deutschland neu anfangen.“

Jetzt lernt Morteza fleißig deutsch, will sich später eine Arbeit suchen – am liebsten natürlich wieder als Journalist und Fotograf.