Ministerium rudert bei Corona-Test in Schulen und Kindergärten wieder zurück
Regionalverband Westthüringen der Johanniter hatte bereits eine Fülle an Vorbereitungen getroffen
Creuzburg Einmal hü und – einmal hott. Katharina Rothe-Philipps ist die Enttäuschung über das „Kommando zurück“ anzumerken. Zunächst hatte sich das Vorstandsmitglied des Johanniter-Regionalverbands Westthüringen darüber gefreut, dass auch Thüringens Hilfsorganisationen im Gesundheitswesen die Autorisierungen erhielten, um Corona-Schnelltests bei Lehrern und Erziehern aus interessierten Schulen bzw. Kindergärten durchführen zu können. Das Interesse seitens der Einrichtungen ist enorm, viele Anfragen erreichten die Geschäftsstelle der Johanniter in Creuzburg. Mit großem Kraftaufwand bereiteten sich die Johanniter in den letzten Tagen auf die zusätzliche Arbeit vor – mit der Schulung der Testteams, der Koordinierung und Abstimmung von Terminen mit den Schulen und Kindergärten sowie der Organisation der Schutzbekleidung und der Bestellungen der erforderlichen Tests. „Sechs Test-Teams mit je einer examinierten Krankenschwester und einer Organisationskraft haben wir gebildet“, erzählt Katharina Rothe-Philipps.
Aus dem Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport erhielt der Regionalvorstand erst am späten Mittwochabend den Hinweis, dass das Ministerium nun eine andere Priorisierung verfolge. Der plötzliche Sinneswandel sieht vor, nun ausschließlich Abschlussklassen aus weiterführenden Schulen und deren Lehrer schnell zu testen. Der Regionalverband Westthüringen, der neben der Wartburgregion auch die Kreise Gotha, Unstrut-Hainich und Eichsfeld betreut, hatte mit 18 Schulen bereits feste Termine vereinbart. Andere angefragte Schulen warten noch ein entsprechendes Signal ihres Schulträgers ab. Aktuell seien 13 Schulen in den Kreisen des Johanniter-Regionalverbands Westthüringen noch nicht versorgt, auch nicht mit einem Schularzt oder anderen Verbänden der Wohlfahrtspflege. Mit neun Schulen im Wartburgkreis führen die Johanniter intensive Gespräche zur Terminfindung für die Testungen. Enttäuschung breitet sich bei der Leiterin des Regionalverbands aus, weil sie auf den Kosten der Anfahrt sitzen bleibt. „Bis in den südlichen Wartburgkreis ist ein Team mehr als eine Stunde unterwegs“, sagt sie.
Bezüglich der Corona-Tests erhalten die Johanniter an einem Wochentag Unterstützung von dem in Erfurt niedergelassenen Neurologen Dr. Oliver Tiedge. Viele Eisenacher kennen den Oberarzt als Leiter der Multiple-Sklerose-Ambulanz am St.-Georg-Klinikum. Er weiß, dass die Hauptlast in der Frage der Corona-Tests bei den ambulant tätigen Ärzten liegt. Bestens durch die Johanniter vorbereitet, kann Oliver Tiedge an seinem wöchentlichen Testtag zwar viele Schnelltests erledigen, aber nicht genug. Ohne die selbständigen Testteams sei ein wöchentlicher Test-Rhythmus nicht einzuhalten. Für positiv schnell getestete Personen richteten die Johanniter auf ihrem Parkplatz in Creuzburg eine Drive-In-Abstrichstelle ein. „Für Privatpersonen, die beispielsweise sicher die Großmutter besuchen wollen, haben wir eine Schnelltestsprechstunde ohne Begegnungsverkehr eingerichtet“, sagt Katharina Rothe-Philipps. Telefonische Anmeldung ist erforderlich.
„Nur mit regelmäßigen Tests ist das Infektionsgeschehen positiv zu beeinflussen“, sagt Katharina Rothe-Philipps. Werden Infizierte rechtzeitig erkannt und in Quarantäne geschickt, lasse sich die Ansteckungsgefahr minimieren.
Bild und Text: Norman Meißner