Was läuft schief im Rettungsdienst?

Der Rettungsdienst in NRW steht vor großen Herausforderungen: Damit Menschen in Not sich auch in Zukunft auf die Notfallsanitäterinnen und Notärzte verlassen können, muss die Politik das Ruder herumreißen.
 

Denn die Leistungsfähigkeit der Notfallrettung ist angesichts einer chronischen Überlastung des Personals, zu geringer Ausbildungsquoten, fehlgeleiteter Einsätze,  Kleinstaaterei, Digitalisierungsstau und einem Mangel an Fachkräften massiv gefährdet. Die Zeit für tiefgreifende Reformen drängt.

Steuert die Landespolitik im neuen Rettungsgesetz NRW nicht klar dagegen, wird die Qualität der Notfallrettung abnehmen. Konkret würde das bedeuten: Es dauert spürbar länger, bis die Retter im Notfall zum Patienten kommen. Das finden wir Johanniter absolut inakzeptabel. Denn es geht uns um das Allerwichtigste: Menschenleben und Gesundheit!

Für manchen Experten ist es bereits "15 nach 12"

Jonas Reimann, ehem. Referent Rettungsdienst/DRK

Jonas Reimann, Notfallsanitäter und ehemaliger Referent Rettungsdienst beim Deutschen Roten Kreuz Nordrhein, findet klare Worte für den Status Quo im Rettungsdienst. Er sieht das System über seine Grenzen hinaus belastet und am Rande des Kollaps, wenn nicht sehr bald Last von den Rettungskräften genommen wird.

Fachkräftemangel ein wesentlicher Belastungsfaktor

Ein Faktor, der zur aktuellen Notlage des Rettungsdienstes beiträgt, ist der massive Fachkräftemangel. Auch wenn das Interesse an der Ausbildung zur Rettungssanitäterin oder zur Notfallsanitäterin sehr hoch ist, fehlen dennoch in allen Bereichen qualifizierte Fachkräfte. Diese Schieflage ist auf die Jahre seit 2014 zurückzuführen, als die dreijährige Ausbildung zum/zur Notfallsanitäter/in eingeführt wurde. Die Finanzierung der Ausbildung musste zunächst größtenteils oder sogar vollständig von den ausbildenden Stätten geleistet werden. Krankenkassen und Kommunen entzogen sich in den ersten Jahren ihrer Pflicht, die Ausbildung der Fachkräfte zu finanzieren, wodurch in den Jahren 2014 bis 2018 deutlich zu wenig Nachwuchskräfte ausgebildet wurden. Dieser Ausbildungsstau hält bis heute an und je nach Kommune und finanziellen Mitteln gibt es auch heute noch zu wenig Ausbildungsmöglichkeiten.