21.03.2025 | Landesverband Nordrhein-Westfalen

Für 1,3 Millionen Patienten 575 Mal um die Erde in 1.630 Arbeitsjahren

14 Jahre Johanniter-Fahrdienst im Kassenärztlichen Notfalldienst für die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe enden Ende März.

Seit 2011 ist die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. eine verlässliche Partnerin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) in der akutmedizinischen Versorgung in ganz Westfalen (mit Ausnahme von Bielefeld, wo seinerzeit der Arbeiter-Samariter-Bund den Zuschlag erhielt). Die Johanniter-Fahrdienste unterstützen die ambulante Versorgung durch Vertragsärztinnen und -ärzte bei notdienstlichen Hausbesuchen immer dann, wenn Arztpraxen geschlossen sind und die Patientinnen und Patienten sich an die “116 117” wenden: am späten Nachmittag, den Abend- und Nachstunden, an Wochenenden und Feiertagen.

575 Erdumrundungen in 1.630 Arbeitsjahren

Die im Schnitt knapp 300 speziell geschulten Mitarbeitenden haben in den zurückliegenden 14 Jahren in über 1,3 Millionen Einsätzen knapp 23 Millionen Kilometer zurückgelegt und rund 3 Millionen Einsatzstunden geleistet. Das sind – bildlich gesprochen – 575 Erdumrundungen und 1.630 Arbeitsjahre. Im Schnitt waren es pro Jahr rund 75.000 Einsätze und etwa 1,3 Mio. zurückgelegte Kilometer: eine enorme Leistung, die dazu beigetragen hat, die kassenärztliche Akut- und Notfallversorgung an dutzenden Standorten von Südwestfalen über das Ruhrgebiet bis nach Lippe sicherzustellen. Dabei sind über die Jahre viele eingespielte Ärzte-Fahrer-Teams entstanden, was zu einer durchweg hochwertigen Einsatzgestaltung geführt hat. Neben dem Fahrdienst begleiteten die Mitarbeitenden der Johanniter die diensthabenden Ärztinnen und Ärzte auf dem Fußweg zu den Patientinnen und Patienten und übernahmen auch organisatorische Aufgaben. Die Zuverlässigkeit und Freundlichkeit des Personals wurde stets von allen Beteiligten auf allen Seiten hervorgehoben.

Neuausschreibung aus Kostengründen 

Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe hatte sich im Herbst aus Kostengründen entschlossen, diese Dienstleistung neu auszuschreiben. Die Johanniter hatten sich mit einem qualitativ hochwertigen Angebot daran beteiligt, aus Kostengründen aber leider nicht den Zuschlag erhalten. Somit endet die Zusammenarbeit von KVWL und Johannitern im Kassenärztlichen Notfalldienst zum 31. März 2025; die KWVL hat dementsprechend den Vertrag gekündigt. Bereits im Oktober letzten Jahres war es zu einer Reduktion um rund ein Drittel des Auftragsvolumens gekommen.

Bedauern über Entscheidung und Dank an die Mitarbeitenden

“Wir bedauern die Entscheidung der KVWL zugunsten von billigeren Anbietern sehr. Wir befürchten einen Rückschritt für die Versorgungsqualität der Patientinnen und Patienten und der Servicequalität für Ärztinnen und Ärzte”, sagte Tobias Gellermann, Regionalvorstand aus dem Regionalverband Östliches Ruhrgebiet, wo der Johanniter-Dienst zentral koordiniert wurde.

“Bei allen Mitarbeitenden im Fahrdienst bedanken wir uns jetzt schon ganz herzlich für die langjährige Zusammenarbeit, ihr großes Engagement, ihre Zuverlässigkeit, Freundlichkeit und die Umsichtigkeit im Dienst. Sie alle haben einen großen Beitrag zur Akut- und Notfallversorgung für die Menschen in ganz Westfalen geleistet”, so Landesvorstand Udo Schröder-Hörster.

Bemühung um individuelle Lösungen

Die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. hat sich als christliche Arbeitgeberin, die regelmäßig in Branchen-Rankings (Focus, Wohlfahrt Intern etc.) Bestnoten erhält, in jedem Einzelfall darum bemüht, den Fahrerinnen und Fahrern eine adäquate Anschlussperspektive zu bieten, zum Beispiel im Hausnotrufdienst. Dies ist auch oft gelungen. Dennoch waren betriebsbedingte Kündigungen leider bei einigen der Mitarbeitenden nicht gänzlich zu vermeiden. Diese haben die Johanniter zum 31. März natürlich unter Einhaltung aller gesetzlichen und tariflichen Bedingungen der Arbeitsvertragsrichtlinien der Johanniter ausgesprochen. 

Die Johanniter bedauern die betriebsbedingten Kündigungen zum Ende der Auftragszeit des KÄND-Fahrdienstes, den wir gerne weiter geleistet hätten, ausdrücklich und wünschen allen Mitarbeitenden für den weiteren beruflichen Weg alles Gute. Von einigen Mitarbeitenden wissen wir, dass sie bereits Arbeitsverträge mit einem der neuen Anbieter im KÄND-Fahrdienst ab dem 1. April abgeschlossen haben. 

Johanniter weiter im Einsatz

Unabhängig vom Fahrdienst im KÄND bleiben alle anderen wichtigen Dienste und Angebote der Johanniter-Regionalverbände in Westfalen unverändert erhalten: Im Rettungsdienst und Katastrophenschutz, Ambulanter Pflege und Hausnotruf, Kitas und OGS, Ehrenamt und Jugendarbeit und vielem mehr bleiben die Johanniter weiter unverändert engagiert und verlässlich im Einsatz.


Hintergrund
Unter der einheitlichen Rufnummer 116 117 betreiben die kassenärztlichen Vereinigungen den kassenärztlichen Notfalldienst (KÄND). Er steht Versicherten außerhalb der Praxiszeiten offen. Hier werden akute medizinische Bedarfe behandelt, die nicht bis zur nächsten Praxissprechstunde aufgeschoben werden können, aber auch nicht so gravierend sind, dass eine Einlieferung in ein Krankenhaus durch den Rettungsdienst nötig ist. Der Johanniter-Fahrdienst brachte im Rahmen des Notfalldienstes Ärztinnen und Ärzte außerhalb der Praxiszeiten zu den Erkrankten, die ihre Wohnung nicht verlassen können und medizinische Hilfe benötigen.