Philipp Franz, Vertrauensperson für das Fürsorgekonzept

„Wenn sich alle für ihren Arbeitsbereich sicherer fühlen, dann ist das ein sehr gutes Gefühl“

Philipp Franz kümmert sich im Norden um die Umsetzung des Fürsorgekonzeptes.

Im Rahmen unseres Jahresthemas „Team Johanniter“ stellen wir Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen unserer Hilfsorganisation vor. Wir haben sie gefragt, warum sie bei den Johannitern arbeiten und was ihren Job so besonders macht. Diesmal: Philipp Franz.

Seit 2022 ist der 44-Jährige im Landesverband Nord als Vertrauensperson für das Fürsorgekonzept verantwortlich - eine besondere Verantwortung, denn er ist damit erste Ansprechperson für alle Kolleginnen und Kollegen, die Beratung zum sensiblen Thema der sexualisierten Gewalt suchen. Im Interview erzählt, wie er zu den Johannitern kam und was er an seiner Tätigkeit besonders schätzt.

Was machst du bei den Johannitern? 

„In meiner Rolle als Vertrauensperson arbeite ich im Bereich Prävention und gebe Workshops zum Thema sexualisierte Gewalt am Arbeitsplatz. Darüber hinaus berate ich Kolleginnen und Kollegen zum Thema und bearbeite Fallmeldungen für den ganzen Landesverband.“

Wie bist du zu den Johannitern gekommen?

„Ich bin im Internet über die ausgeschriebene Stelle als Vertrauensperson gestolpert und fand die Tätigkeitsbeschreibung sehr spannend. Zu der Zeit habe ich nach einer beruflichen Veränderung gesucht und wollte gerne stärker praxisbezogen in einer größeren Organisation arbeiten. Zu dem Zeitpunkt hatte ich über acht Jahre in der Wissenschaft im Bereich der sozialwissenschaftlichen Sexualforschung gearbeitet und wollte mein Fachwissen sinnstiftend in die Praxis einbringen.“

Arbeitest du gerne bei den Johannitern? Wenn ja, warum?

„Ich arbeite gerne bei den Johannitern und fühle mich hier sehr wohl. Ich bin zwar noch nicht so lange dabei, finde den wertschätzenden Umgang und das kollegiale Miteinander jedoch besonders positiv. Inhaltlich kann ich mich mit meinem Fachwissen einbringen und lerne weiterhin viel im Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen.“ 

Was machen die Johanniter für dich als Arbeitgeber aus?

„Für mich ist die große inhaltliche und organisatorische Freiheit bezüglich meiner Arbeit von besonderer Bedeutung. Beruflich kommt so keine Langeweile auf und in meinem Familienalltag hilft es mir, nachmittags meine Kinder betreuen zu können. Auf der inhaltlichen Ebene erlebe ich ein sehr gutes Zusammenspiel mit meinen Kolleginnen und Kollegen. In der Summe leisten wir alle einen wichtigen Beitrag, damit die Organisation sich weiterentwickeln kann. Diese Arbeit und Zusammenarbeit erlebe ich als sehr sinnstiftend und motivierend.“

Was magst du an deiner Tätigkeit besonders?

„Als Vertrauensperson bin ich mit Präventionsveranstaltungen in allen Regionalverbänden und allen Diensten unterwegs. Darüber komme ich mit sehr vielen Menschen bei den Johannitern in Kontakt und in Austausch, was mir sehr viel Spaß macht. Deshalb kommt bei mir nie Langeweile auf. Sexualisierte Gewalt ist zwar ein ernstes Thema, gleichzeitig merke ich immer wieder, wie es allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hilft, über das Thema in einen Austausch zu gehen. Wenn dann am Ende des Tages eine stärkere Sensibilisierung unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für das Thema geschaffen wurde und sich alle für ihren Arbeitsbereich sicherer fühlen, dann ist das natürlich ein sehr gutes Gefühl.“ 

„Job-Mythen“: Gibt es bestimmte Klischees zu deinen Tätigkeiten? Wenn ja, welche? 

„Häufig kommt die Nachfrage, warum so eine Aufgabe denn keine Frau macht (obwohl wir ja in den Regionalverbänden fünf Kolleginnen haben).“

Und wie würdest du diesen Klischees entgegnen? 

„Frauen sind im Arbeitskontext ganz eindeutig häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen, deshalb ist die Frage nach einer Frau als Vertrauensperson total nachvollziehbar und in den Regionalverbänden habe ich ja auch fünf Kolleginnen als Vertrauenspersonen. Dennoch kommt das Thema geschlechtsübergreifend vor. Im Kern einer Fallmeldung im Rahmen des Fürsorgekonzepts geht es für mich immer darum, eine problematische Situation möglichst schnell und strukturiert zu lösen. Hierbei hilft mir mein Know-how als systemischer Berater, unabhängig vom Geschlecht, um wertschätzend und lösungsorientiert für alle Kolleginnen und Kollegen in so einer Situation beratend und begleitend da zu sein.

Ich war einmal über eine Rückmeldung zu meinem Beruf sehr verwundert. Da wurde mir gesagt, dass es mit so einem Schutzkonzept ja schwierig wäre, jemanden bei der Arbeit kennen zu lernen. Das hat mich sehr verwundert, weil das ja zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind: Niemand hat etwas dagegen, wenn sich Menschen auf der Arbeit kennenlernen. Ein Flirt passiert ja auf Augenhöhe. Sexualisierte Gewalt ist jedoch das Gegenteil, denn hier werden von einer Seite ausgehend persönliche Grenzen überschritten und das darf nicht passieren – da gibt es kein Wenn und Aber.“