Ayse Eberle, Mitarbeiterin Finanzbuchhaltung in Hamburg, jetzt Stuttgart
„Power und Action zuhause, Ruhe und Struktur auf der Arbeit - das passt perfekt zu meiner Lebensphase.“
Im Rahmen unseres Jahresthemas „Team Johanniter“ stellen wir Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen unserer Hilfsorganisation vor. Wir haben sie gefragt, warum sie bei den Johannitern arbeiten und was ihren Job so besonders macht. Diesmal: Ayse Eberle.
Ayse Eberle, 37, hat einen ungewöhnlichen beruflichen Werdegang: Die gelernte Bürokauffrau engagierte sich lange in der Flüchtlingshilfe, bevor sie eher zufällig in der Buchhaltung der Landesgeschäftsstelle Nord ihren Traumjob fand. Im Interview erzählt sie uns, wie sie zu den Johannitern kam, warum sie ihre Arbeit liebt und was sie in ihrer Freizeit gerne macht.
Wie bist du zu den Johannitern gekommen?
„Mir ist es wichtig, eine sinnvolle Arbeit auszuführen. Vorher war ich dreieinhalb Jahre bei den Maltesern in der Flüchtlingshilfe tätig: Ich habe die Belegungspläne für die Unterkünfte umgesetzt und mich um alles organisatorische gekümmert. Während meiner Elternzeit bin ich von Stuttgart nach Hamburg gezogen. Da die Malteser hier in Hamburg keine geeignete Stelle für mich frei hatten, habe ich mich bei anderen Hilfsorganisationen umgeschaut und bin bei den Johannitern fündig geworden. Ein erneuter Einstieg in die Flüchtlingshilfe wäre für mich nicht in Frage gekommen, der Zeiteinsatz und die emotionale Herausforderung doch sehr hoch sind, das konnte ich in Teilzeit nicht mehr leisten. Also habe ich mich umorientiert und im November 20219 die Stelle als Assistenz in der Finanzbuchhaltung in der Landesgeschäftsstelle Nord gefunden. Ursprünglich hatte ich eine Ausbildung zur Bürokauffrau gemacht, das passte also gut.“
Arbeitest du gerne bei den Johannitern?
„Ich arbeite sehr gerne bei den Johannitern, weil ich ein tolles Team um mich habe. Die Atmosphäre ist sehr harmonisch und freundlich, was ein wichtiger Grund war, warum ich mit dem Umzug zurück in meine Heimat Stuttgart so lange gewartet habe. Mein Team ist sehr empathisch und geduldig - ursprünglich wollte ich da nie wieder weg. Der Abschied fällt mir sehr schwer, aber ich gehe aus familiären Gründen und dies lässt sich leider nicht umgehen - am liebsten würde ich alle mitnehmen.“
Was machen die Johanniter für dich als Arbeitgeber aus?
„Die Johanniter sind eine sehr aufgeschlossene Organisation. Einige Menschen, denen ich begegne, haben es im Leben oft schwer gehabt oder Schicksalsschläge erlitten. Die Johanniter geben diesen Menschen eine Perspektive, etwa durch einen Ausbildungsplatz oder Praktika, das ist mir sehr positiv aufgefallen. Es wird sehr auf die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geachtet. Egal, welches Anliegen man hat: Es wird von Seiten des Arbeitgebers und der Vorgesetzten immer versucht, eine Lösung zu finden, die für alle passt.“
Was magst du an deiner Tätigkeit besonders?
„Die Arbeit in der Flüchtlingshilfe hat viel emotionale Stärke erfordert. Das war sehr kräftezehrend und zeitintensiv. Als ich Mama wurde, wurde mir klar, dass ich emotional etwas Ruhigeres tun musste. Ich wollte aber trotzdem etwas Gutes tun - auch in einem Bürojob. Die Buchhaltung kam mir sehr gelegen, da es tatsächlich mein Lieblingsfach in der Ausbildung war. Ich mag das strukturierte und ruhige Arbeiten und die lösungsorientierte Herangehensweise. Es gibt viele Routinearbeiten, aber trotzdem immer wieder Herausforderungen und vielfältige Aufgaben. Die Arbeit gibt mir einen ruhigen Ausgleich zu meinem turbulenten Familienleben: Power und Action zuhause, Ruhe und Struktur auf der Arbeit. Das passt gerade perfekt zu meiner Lebensphase. Und als Ausgleich tanze ich in meiner Freizeit Breakdance. Das ist mehr als ein Tanz: Es ist eine Kultur und eine Lebenseinstellung - mein Ausbruch aus dem Alltag.“
Hast du in Bezug auf deine Arbeit bei den Johannitern eine besondere Geschichte, die du mit uns teilen möchtest?
„Ich habe als Assistenz angefangen, mit dem Verarbeiten der Eingangsrechnungen. Das Team war sehr aufgeschlossen, so habe ich schnell mehr Einblick in die Abläufe bekommen und wollte mich stärker einbringen. Meine Vorgesetzten Christian Renning und Ivonne Mebes haben mein Potenzial erkannt, und ich konnte ein internes Trainee-Programm beginnen, um andere Aufgaben in der Finanzbuchhaltung zu übernehmen. Anfang des Jahres musste ich leider allen mitteilen, dass ich aus familiären Gründen zurück in den Süden ziehen werde. Trotz meines geplanten Umzugs nach Stuttgart stand mein Team hinter mir und hat mich tatkräftig unterstützt, so dass ich das Trainee-Programm durchzuziehen konnte. Und nicht nur das: Es war sofort klar, dass ich bei den Johannitern bleiben sollte - nur eben nicht mehr im Landesverband Nord, sondern im Landesverband Baden-Württemberg. Mich hat überwältigt, dass sich meine beiden Vorgesetzten so für mich eingesetzt haben, dass ich dort unterkomme. 'Jetzt ziehen wir das richtig durch!', sagten sie zu mir. Dass das geklappt hat, ist großartig! Ich möchte mich bei meinem ganzen Team für die letzten fünf Jahre bedanken. Egal, was ich gefragt habe - und ich habe am Anfang viel gefragt! - nie wurde mir das Gefühl gegeben, dass eine dumme Frage dabei war. Sie sind auf alles eingegangen und haben es mir mit einer Engelsgeduld erklärt.“
„Job-Mythen“: Gibt es bestimmte Klischees zu deinen Tätigkeiten?
„Typisch für die Buchhaltung? Da denkt man oft an Schlipsträger, die introvertiert, trocken und humorlos sind. So habe ich mir die Buchhaltung am Anfang auch vorgestellt: sorgfältig, akkurat, spaßbefreit. Aber tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Klar gibt es feste Abläufe, und wir müssen bei unserer Arbeit sehr genau sein, schließlich geht es um Geld und Rechnungen, die bezahlt werden müssen. Aber wir sind ein aufgeschlossenes Team, und die Arbeit ist alles andere als trocken. Wir lachen viel, wir wachsen mit neuen Herausforderungen und bleiben am Puls der Zeit.“