Andreas Kröger, Hausnotruf-Einsatzdienst, Landkreis Harburg
„Man spürt im täglichen Tun, dass wir eine Hilfsorganisation sind.“
Im Rahmen unseres Jahresthemas „Team Johanniter“ stellen wir Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen unserer Hilfsorganisation vor. Wir haben sie gefragt, warum sie bei den Johannitern arbeiten und was ihren Job so besonders macht. Diesmal: Andreas Kröger.
Dass Andreas Kröger mal im Hausnotruf-Einsatzdienst arbeitet, hätte er sich nicht träumen lassen. Der 58-Jährige hat viele Jahre in der Hotelbranche gearbeitet, suchte aber eine Veränderung. Im Porträt berichtet er von seinem Werdegang.
Dass Andreas Kröger mal im Hausnotruf-Einsatzdienst arbeitet, hätte er sich nicht träumen lassen. Der 58-Jährige hat viele Jahre in der Hotelbranche gearbeitet, suchte aber eine Veränderung. Der Zufall half ihm dann: Seine Ziehtochter absolvierte ein Freiwilliges Soziales Jahr bei den Johannitern und erzählte beim gemeinsamen Abendessen, dass noch Personal für den Hausnotruf-Einsatzdienst gesucht werden würde. „Ich war ein wenig unsicher, ob ich dieser Aufgabe wirklich gewachsen bin, habe mich dann aber beworben und nach dem Vorstellungsgespräch stand schnell fest, dass hier arbeiten möchte.“
Kröger ließ sich bei den Johannitern zum Sanitätshelfer ausbilden und gehört mittlerweile schon seit fünf Jahren dem Team des Hausnotruf-Einsatzdienstes der Johanniter im Regionalverband Harburg an. „Wenn ich mein Berufsleben so resümiere, dann ist es meine Erfüllung, hier zu arbeiten. Man spürt im täglichen Tun, dass wir eine Hilfsorganisation sind. Es fühlt sich an wie eine große Familie, die ständig wächst, aufeinander achtet und sich unterstützt, wenn es nötig ist.“
Andreas Kröger ist für Senioren, die gestürzt sind oder sich unwohl fühlen und deshalb den Hausnotrufknopf drücken, der Retter. "Der überwiegende Teil der Einsätze ist auf Stürze zurückzuführen. Oft verletzen sich die Senioren dabei und schaffen es nicht mehr, allein aufzustehen. Sie liegen dann hilflos in der Wohnung", erzählt er. Für genau diesen Fall ist ein Wohnungsschlüssel beim Johanniter-Einsatzdienst deponiert. So muss zusätzlich kein Schlüsseldienst beauftragt werden und Kröger kommt zügig in die Wohnung. Was ihn dort erwartet, weiß er nie genau: "Vor Ort ist dann Detektivarbeit gefragt, denn die Zentrale hat mir den Fall nur in Kurzform geschildert. Wie es aber tatsächlich um den Hilfesuchenden steht, das kann ich erst beurteilen, wenn ich ihn sehe."
Die schönsten Einsätze sind für den Hausnotruf-Mitarbeiter die, bei denen nichts Ernsthaftes passiert sei: "Wenn ich einem Kunden nur aufhelfen muss und er dann aus vollem Herzen danke sagt – das ist ein schönes Gefühl", sagt der Quereinsteiger.
Kröger hat lange als Hotelfachmann gearbeitet und weiß, wie wichtig Kommunikation, Menschenkenntnis und Lebenserfahrung sind. „Bei meinen Einsätzen treffe ich auf die unterschiedlichsten Leute, die sich in einer Notsituation befinden. Da ist Fingerspitzengefühl erforderlich“, sagt der Experte. So gebe es Menschen, die die Dramatik der eigenen Situation verdrängen und sich weigern, ins Krankenhaus zu fahren, obwohl dies medizinisch dringend erforderlich ist. „Da nehme ich mir dann die ein, zwei Minuten Zeit, um denjenigen zu überzeugen, dass die Fahrt ins Krankenhaus wichtig ist, weil es sonst möglicherweise zu spät ist.“ Und wenn es mal zu einem schwierigen Einsatz kam, der ihn belaste, wisse er immer, wo er Unterstützung bekomme. „Das ist wichtig, dass man solche Situationen nicht mit nach Hause nimmt, sondern mit jemandem darüber sprechen kann.“
Inzwischen nimmt Kröger das Thema Vereinsamung immer öfter wahr. „Wenn ich zu einem Einsatz bei alleinlebenden Senioren gerufen werde, dann kommen sie oft ins Erzählen, dass sie zwar Kinder und Enkelkinder haben, diese aber weit weg wohnen oder keine Zeit haben, sich zu kümmern. Viele versuchen sich auch zu rechtfertigen, warum sie so wenig Sozialkontakte haben.“ Da kommt es auf Krögers Fingerspitzengefühl an – sich beim Kunden nach Beendigung des Einsatzes vernünftig zu verabschieden und mit einem guten Gefühl die Wohnung zu verlassen. „Tür auf, Einsatz absolvieren, Tür zu und weg gibt es bei mir nicht. Die Menschlichkeit darf in unserem Job niemals verloren gehen.“