Präventionsarbeit im Sportverein

„Pro Schulklasse sind es ein bis zwei betroffene Kinder“

Gerade im Teamsport kommt es auf Vertrauen an. Dazu zählt auch Präventionsarbeit. (Symbolbild)

Nicht nur in unserem eigenen Verband ist uns Präventionsarbeit wichtig: Wir unterstützen auch andere Verbände und Vereine dabei, ein Präventionskonzept gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen umzusetzen. Dazu hat Helena Hasenkamp, Fachstelle für Kinderschutz im Landesverband Nord, eine Schulung beim Hamburger Basketball Verband e.V. durchgeführt. Denn gerade im Sport gehört regelmäßiger Körperkontakt dazu.


Sensibilisierung ist der erste Schritt: Zum dritten Mal hat Helena Hasenkamp, Bereichsleiterin Kinder, Jugend und Freiwilligendienste im Landesverband Nord, eine Schulung zur Prävention sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen für den Hamburger Basketball Verband e.V. (HBV) angeboten. In ihrer Funktion als Fachstelle Kinderschutz hat sie dazu Mitte April 36 angehende Trainerinnen und Trainer an das sensible Thema herangeführt. In der Sporthalle des Gymnasiums HH-Lokstedt lernten die Teilnehmenden in vier Unterrichtseinheiten, was Kindeswohlgefährdung bedeutet, wie man sie erkennt und welche Präventionsmaßnahmen es gibt. Auch Begrifflichkeiten wie „Catcalling“, „Cybergrooming“ oder „Sexting“ und die rechtlichen Grundlagen aus dem Strafgesetzbuch zum Thema Besitz, Erwerb und Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen standen auf der Tagesordnung.

„Mir ist wichtig, dass die Teilnehmenden wissen, wie Täterinnen und Täter vorgehen, also wie sie beispielsweise das Vertrauen von Kindern und Jugendlichen gewinnen oder wie der Machtmissbrauch funktioniert. Auch sollten sie Symptome bei den Betroffenen lesen können, das können sichtbare Spuren am Körper sein, aber auch Essstörungen oder Verhaltensänderungen. Nur so können sie im Fall der Fälle potenzielle Kindeswohlgefährdung erkennen und verhindern“, so Hasenkamp. „Mit meiner Schulung möchte ich den Trainerinnen und Trainern einerseits sensibilisieren, andererseits Handlungssicherheit geben und ihnen aufzeigen, wie sie einen sicheren Raum für ihre jungen Teams schaffen können – und wo sie selbst bei Bedarf Hilfe finden.“ Besonders im körperbetonten Teamsport sind die Grenzen zwischen normaler Berührung im sportlichen Kontext und einer Grenzüberschreitung fließend. Mit Beispielen aus dem Sportalltag führte Hasenkamp dies der Gruppe vor Augen. „Der motivierende Klaps auf den Po, Anzüglichkeiten in der Umkleidekabine oder ungewollte Hilfestellung beim Training – es gibt viele Situationen, die grenzwertig sind“, erklärt Hasenkamp. „Nicht alles ist gleich ein sexualisierter Übergriff, aber ich muss mir meiner besonderen Position als Trainerin oder Trainer bewusst sein. Vorsicht ist auch geboten, wenn ich als Trainerin oder Trainer allein bin mit einem Kind. Diese Situationen sollten vermieden werden. Hilfreich sind gemeinsame Regeln, die die Teams erarbeiten – zum Beispiel, dass erst geduscht wird, wenn der Trainer oder die Trainerin die Umkleidekabine verlassen hat. Diese Regeln sollten allen Teammitgliedern bekannt sein und sie sollten regelmäßig geprüft und ergänzt werden – das gibt allen Beteiligten Sicherheit.“

Zum Abschluss der Schulung erhielten alle Teilnehmenden ein Handout mit wichtigen Hilfestellungen. „Je mehr Menschen in die Lage versetzt werden, potenzielle Kindeswohlgefährdung zu erkennen, desto besser", so Hasenkamp. „Denn laut aktuellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt man, dass in Deutschland pro Jahr eine Million Mädchen und Jungen von sexueller Gewalt betroffen sind. Das sind pro Schulklasse ein bis zwei betroffene Kinder.“