Susanne Deuter: Traumberuf auf Umwegen

„Lasst uns gemeinsam den Pflegeberuf aufwerten“

Susanne Deuter hat ihren Traumberuf in der Pflege gefunden.

Susanne Deuter hat verschiedene Berufe ausprobiert, bevor sie ihre Berufung gefunden hat: Seit 2010 arbeitet sie in der Pflege und seit 2014 beim Ambulanten Pflegedienst der Johanniter in Lübeck. Im Interview berichtet die 39-Jährige, was ihr der Beruf bedeutet und warum aus einer Notlösung für sie ein Traumjob geworden ist.
 


Was haben Sie gemacht, bevor Sie im Pflegedienst gearbeitet haben?
„Ich hatte allerlei Jobs: Ich war Friseurin, Bäckereifachverkäuferin, habe als Betreuungskraft in der Pflege gearbeitet und war auch in verschiedenen Mini-Jobs tätig.“

Warum haben Sie sich für eine Arbeit im Bereich Pflege entschieden?
„Eigentlich war Pflege für mich nur eine Notlösung, um nach der Elternzeit den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt zu schaffen. Aber dann hat es mir so gut gefallen, dass ich nun schon seit zwölf Jahren in diesem Bereich arbeite.“

Wie sind Sie auf Ihre neue Tätigkeit vorbereitet worden?
„Ich habe 2010 einen sechsmonatigen Kurs im Bereich Pflege belegt, gefördert von der Agentur für Arbeit.“

Wie haben Sie den Quereinstieg empfunden, besonders in der Anfangsphase? War es eine große Umstellung?
„Ja, das war es. Es war eine Riesenherausforderung für mich, da es ja ein komplett anderes Arbeitsgebiet war als alles, was ich bis dahin gemacht hatte. Ich wäre fast verzweifelt und hatte wirklich Zweifel, ob es das Richtige für mich ist. Aber ich wollte nicht aufgeben und dann habe ich mich durchgebissen. Heute bin ich sehr froh darüber. Mittlerweile habe ich bei den Johannitern sogar noch zwei weitere vertiefende Ausbildung draufgesattelt: Seit 2018 bin ich examinierte Pflegefachkraft hier in Lübeck und kann zusätzlich auch beratende Aufgaben übernehmen, zum Beispiel, wenn Angehörige Fragen zu pflegerelevanten Themen haben. Und da ich mein Wissen und meine Erfahrung weitergeben wollte, habe ich den zwölfmonatigen Kurs zur Praxisanleiterin absolviert und kann nun unsere Auszubildenden anhand des Ausbildungsplans Schritt für Schritt auf ihren Pflegeberuf vorbereiten. Das macht mir großen Spaß.“

Was sind Ihre Aufgaben im Pflegedienst?
„Ich übernehme alle Leistungen der SGB 5 und 11, das sind die Sozialgesetzbücher, die die Leistungen in der Pflege regeln und besagen, worauf Pflegebedürftige mit Pflegestufe einen gesetzlichen Anspruch haben. Zu meinen Aufgaben zählen zum Beispiel die Körperpflege mit Waschen oder Unterstützung bei Toilettengängen, aber auch die Medikamentenverwaltung, Verbandswechsel, Kompressionsbehandlung, Betreuung von Pflegebedürftigen, Beratung der Angehörigen – das Gebiet ist unwahrscheinlich groß und sehr abwechslungsreich. Es wird nie langweilig.“

Und was mögen Sie daran besonders?
„Besonders mag ich die Arbeit mit den Menschen, das Gefühl, gebraucht zu werden und etwas Gutes, Sinnvolles zu tun.“

Was würden Sie anderen Menschen empfehlen, die eine neue berufliche Perspektive suchen?
„Habt den Mut, etwas Neues auszuprobieren! Für mich war es damals eine Notlösung, ich hätte nie gedacht, dass das mein Beruf werden könnte. Nun bin ich seit zwölf Jahren glücklich in meinem Arbeitsfeld.“

Vielen Dank für das Interview, liebe Frau Deuter. Gibt es noch etwas, was Ihnen zu diesem Thema auf der Seele brennt?
„Ja. Pflege hat leider so einen schlechten Ruf bei vielen Menschen. Lasst uns gemeinsam den Pflegeberuf aufwerten und die Pflege verbessern: Durch mehr Personal sind alle stärker entlastet, dann steigt die Stimmung wieder, da die Pflegekräfte weniger Stress und weniger körperliche Belastung spüren. Mehr Leute, die in der Pflege arbeiten, bedeutet auch bessere Pflege für unsere Pflegebedürftigen – egal, ob jung, ob alt. Das ist mir ein Anliegen.“