forsa-Umfrage: Fast jeder Vierte engagiert sich in der Corona-Pandemie
Kein Lockdown für die Nächstenliebe: Viele Menschen kümmern sich in der Pandemiezeit um ihre Mitmenschen. Das ist eines der Ergebnisse einer forsa-Befragung im Auftrag der Johanniter im Norden
Seit Anfang 2020 bestimmt die Corona-Pandemie das Leben weltweit. Doch die Kontaktbeschränkungen haben die Menschen nicht daran gehindert, sich für andere einzusetzen: Fast ein Viertel (23 Prozent) der befragten Bundesbürgerinnen und -bürger gibt an, sich im Rahmen der Corona-Pandemie ehrenamtlich engagiert zu haben. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung unter 1.025 Personen ab 18 Jahren, die das Meinungsforschungsinstitut forsa im Mai 2021 im Auftrag des Landesverbandes Nord der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. durchgeführt hat. Alle Ergebnisse der Studie und Grafiken zum Download
Die Befragten haben sich zum Beispiel in der Nachbarschaftshilfe, beim Maskennähen, als Einkaufshilfe oder im Aufbau der Teststellen eingebracht. Befragte ab 45 Jahren waren nach eigenen Angaben etwas häufiger ehrenamtlich aktiv als Jüngere. Bei den Johannitern im Landesverband Nord ist die Zahl der Ehrenamtlichen im Corona-Jahr 2020 von 3.826 auf 4.039 gestiegen (Stand 31.12.2020). Im Regionalverband Schleswig-Holstein Süd/Ost engagieren sich derzeit rund 290 Menschen aktiv in den Bereichen Sanitätsdienst, Erste-Hilfe-Ausbildung, Katastrophenschutz, Hospizarbeit, Trauerbegleitung von Kindern und Jugendlichen, beim Gesundheitsmobil, in der Motorradstaffel, Tauchergruppe oder Logistikgruppe. Mehr Infos zum ehrenamtlichen Engagement
Losgelöst von der Corona-Pandemie gibt sogar jeder Zweite an, sich ehrenamtlich zu engagieren. Mit 55 Prozent stechen die Über-60-Jährigen beim Engagement besonders hervor. Eine etwas geringere Aktivität ist bei den 30- bis 44-Jährigen mit 44 Prozent zu finden. „Das ist nicht sehr überraschend, schließlich ist diese Altersgruppe mit Beruf und Familie besonders stark eingespannt – oft auch mit der Pflege der eigenen Eltern“, erläutert Matthias Rehberg, zuständiger Bereichsleiter im Regionalverband Schleswig-Holstein Süd/Ost. In Pandemiezeiten haben sich viele Ehrenamtliche digital getroffen und virtuelle Dienstabende durchgeführt, um sich fachlich auf dem Laufenden zu halten.
„Ohne das Engagement der Helfenden ist die Bewältigung von Pandemie-Lagen nicht denkbar – die Ehrenamtlichen haben zum Beispiel den schnellen Aufbau der Testkapazitäten überhaupt erst ermöglicht“, so Rehberg. Auch bei größeren Schadenslagen, wie aktuell bei den Überschwemmungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, kommen die Ehrenamtlichen zum Einsatz – davon zehn Ehrenamtliche aus dem Regionalverband Schleswig-Holstein Süd/Ost.
Gefragt nach den Bereichen, in denen sie sich engagieren, nennen die befragten Aktiven am häufigsten die Bereiche Sport und Bewegung (25 Prozent, Männer: 33 Prozent, Frauen: 17 Prozent). Am zweithäufigsten nennen sie Religion und Kirche (22 Prozent, Männer: 16 Prozent, Frauen: 27 Prozent). Auf den Plätzen drei bis fünf folgen die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (19 Prozent), die Bereiche Kunst, Kultur und Musik (19 Prozent) und die Unterstützung älterer oder erkrankter Menschen (18 Prozent). Fast jeder Zehnte (9 Prozent) engagiert sich in den Bereichen Katastrophen- und Bevölkerungsschutz (Männer: 12 Prozent, Frauen: 5 Prozent).
Die Johanniter setzen sich bundesweit für eine stärkere gesellschaftliche Anerkennung des Ehrenamtes, für die Reform des Gesetzes über den Zivilschutz und die Katastrophenhilfe des Bundes und für die bundeseinheitliche Gleichstellung aller ehrenamtlich Helfenden im Bevölkerungsschutz ein.
Engagement für die Mitmenschen
Die Gründe für das ehrenamtliche Engagement sind vielfältig: Über die Hälfte (56 Prozent) gibt an, etwas für andere Menschen tun zu wollen. Für zwei Drittel der weiblichen Befragten (66 Prozent) ist dies die wichtigste Begründung (Männer: 46 Prozent). „Es gibt das Vorurteil, dass die Menschen zunehmend an sich selbst denken. Unsere Umfrage zeigt jedoch auf, dass die meisten Ehrenamtlichen sich für die Mitmenschen einsetzen wollen. Das ist ein gutes Signal für unsere Gesellschaft, die stark auf Individualität setzt“, sagt Sandra Zitzer, Mitglied im Landesvorstand Nord.
Berufliche Verpflichtungen sprechen gegen Ehrenamt
Die repräsentative Befragung hat auch in Erfahrung gebracht, welche Gründe gegen ehrenamtliches Engagement sprechen: Menschen ohne Ehrenamt begründeten dies am häufigsten mit beruflichen Verpflichtungen (47 Prozent), gefolgt von familiären Verpflichtungen (30 Prozent). Letztere hindern jede dritte Frau (36 Prozent), jedoch nur jeden vierten Mann (24 Prozent) am Engagement.
Die forsa-Befragung fand statt im Rahmen des Johanniter-Jahresthemas „Ehrenamt“, mit dem die Johanniter im Landesverband Nord auf das Engagement aller Helferinnen und Helfer aufmerksam machen wollen.