11.02.2023 | Regionalverband Schleswig-Holstein Süd/Ost

11.2. – Europäischer Tag des Notrufs

Wann wähle ich die 112 – und wann die 116 117? Rettungsdienstexperte Matthias Rehberg der Johanniter aus Lübeck klärt auf

Zwei Notfallsanitäterinnen der Johanniter versorgen eine Patientin in einem Rettungswagen mit einer Infusion.
Wann wählt man die 112 – und wann die 116 117? 112 wählt man nur bei echten Notfällen – also immer dann, wenn eine lebensbedrohliche Situation eingetreten ist.

Die Rufnummer 112 ist nicht nur in Deutschland die Telefonnummer für den Rettungsdienst. 1991 beschlossen die damaligen Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU), die Notrufnummer zu vereinheitlichen. 2008 wurde das Vorhaben in der EU vollständig umgesetzt, und seitdem erreicht man in allen Mitgliedstaaten unter der 112 den Rettungsdienst.

Die 112 als besondere Nummer
Matthias Rehberg, Bereichsleiter Einsatzdienste der Johanniter in Lübeck, erläutert die wesentlichen Besonderheiten dieser Nummer: „Die 112 ist in der gesamten Europäischen Union rund um die Uhr erreichbar. Sie ist aus dem Mobilfunknetz wie aus dem Festnetz kostenfrei. Nutzt man ein fremdes Handy, kann der Notruf auch ohne Entsperr-Code getätigt werden.“ Gut zu wissen: Es muss nicht unbedingt ein Handynetz des eigenen Anbieters verfügbar sein. Es reicht aus, wenn irgendein Netz verfügbar ist, um den Notruf abzusetzen.

Weitere Verbreitung
Außerhalb der Europäischen Union wird die 112 in der Schweiz, Island, Norwegen, Russland, Türkei und der Ukraine genutzt. Viele weitere Länder nutzen die 112 zusätzlich zu eigenen Notrufnummern – so dass Anrufer direkt an die lokale Rettungsleitstelle weitergeleitet werden. „Trotzdem sollte man sich vor dem Urlaub informieren, welche wichtigen Telefonnummern im Ausland gelten, damit man im Notfall nicht lange suchen muss“, so Rehberg.

Die 112 – nur für echte Notfälle
Doch wann wählt man die 112 – und wann die 116 117? Den Notruf 112 wählt man nur bei echten Notfällen – also immer dann, wenn eine lebensbedrohliche Situation eingetreten ist. „Dazu zählen neben schweren Unfällen zum Beispiel Vergiftungserscheinungen, Verdacht auf Herzinfarkt oder Schlaganfall, Kreislaufkollaps, Bewusstlosigkeit, schwere Atemnot, tiefe Schnittwunden, größere Brandverletzungen oder starker Blutverlust“, erklärt Rehberg. Doch immer häufiger werden die Rettungskräfte auch bei leichteren Verletzungen oder Grippesymptomen gerufen. „Viele Menschen sind unsicher, was sie tun sollen, und wählen dann die 112.“ Eine starke Belastung für die Rettungskräfte: „Im schlimmsten Fall steht der Rettungsdienst dann für einen Notfall möglicherweise erst zeitverzögert zur Verfügung. Dabei gibt es für diese weniger kritischen Fälle auch eine Lösung: die 116 117.“

Die 116 117 – bei nicht lebensbedrohlichen Beschwerden
Bei nicht lebensbedrohlichen Beschwerden außerhalb der Sprechzeiten der hausärztlichen Praxen sollten sich Betroffene an die Telefonnummer 116 117 wenden, wenn die Behandlung nicht bis zum nächsten Tag warten kann. Unter der 116 117 ist der ärztliche Bereitschaftsdienst der kassenärztlichen Vereinigungen zu erreichen. Das gilt zum Beispiel bei einer starken Erkältung, einer Magen-Darm-Infektion, bei Schüttelfrost oder hohem Fieber. Auch bei akuten Erkrankungen von Kindern können Eltern sich telefonisch an die 116 117 wenden. Überall in Deutschland sind niedergelassene Ärztinnen und Ärzte im Einsatz, die Patientinnen und Patienten in dringenden medizinischen Fällen ambulant behandeln – auch nachts, an Feiertagen und Wochenenden. Die deutschlandweit geltende Telefonnummer 116 117 funktioniert ohne Vorwahl, ist kostenlos und kann vom Festnetzanschluss wie vom Mobiltelefon gewählt werden.

Die 112 als ein Teil der Rettungskette
Die 112 ist jedoch nur ein Teil der Ersten Hilfe. Besonders bei Bewusstlosigkeit oder einem Atemstillstand kommt es darauf an, nicht nur schnell den Rettungsdienst zu rufen, sondern auch selbst Erste Hilfe zu leisten. „Die wichtigsten lebensrettenden Sofortmaßnahmen sollte jeder kennen und anwenden können, um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken“, so Rehberg. Die wichtigsten Handgriffe lernt man in einem Erste-Hilfe-Kurs. Die Johanniter empfehlen, die Kenntnisse regelmäßig aufzufrischen – am besten alle zwei Jahre.

Weitere Informationen unter www.johanniter.de/erstehilfe