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17.06.2024 | Dienststelle Ortsverband Nordenham

Wenn es bei der Rettung der Schwächsten schnell gehen muss

Evakuierung einer Pflegeeinrichtung: Nordenhamer Johanniter trainieren den Ernstfall

Für Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz ist es eine gefürchtete Alarmierung, wenn die Räumung einer stationären Pflegeeinrichtung oder einer Wohngemeinschaft angeordnet wird. Um schnell reagieren zu können, absolvierten Ehrenamtliche des Ortsverbands Nordenham der Johanniter-Unfall-Hilfe ein Praxistraining und merkten dabei, wie anspruchsvoll diese Aufgabe ist.

Das Training im Haus Tongern, einer stationären Pflegeeinrichtung mit 72 Plätzen in Nordenham, war auf Anregung aus der Helferschaft entstanden. „Unsere Johanniter-Tagespflege ist in demselben Gebäude untergebracht“, erläutert Markus Wedemeyer, Ortsverbandsarzt der Nordenhamer Johanniter und einer der Trainer des Abends. „Vor einigen Jahren haben unsere Bevölkerungsschützer die teilweise Räumung einer psychiatrischen Pflegeeinrichtung wegen eines Feuers mitten in der Nacht unterstützt." Das habe bleibenden Eindruck hinterlassen, so dass in der Helferschaft der Wunsch entstand, eine solche Räumung zu üben.

Die Führungskräfte der Hilfsorganisationen versuchen, so spät wie möglich zu räumen, erläutert Wedemeyer zu Beginn. 72 Menschen, von denen alle in irgendeiner Weise auf Hilfe angewiesen sind, seien nur unter hohem Aufwand sicher aus der Einrichtung zu bringen und auf andere Weise angemessen unterzubringen. Deshalb suche man zunächst - wie damals auch geschehen - nach Möglichkeiten, in sichere Bereiche im Gebäude zu evakuieren. Das sei auch im Haus Tongern so, das die Ehrenamtlichen unter Führung von Tina Wessels im abendlichen Betrieb besichtigen konnten. Die ehrenamtliche Ortsbeauftragte ist im Hauptberuf Pflegedienstleitung im stationären Teil des Hauses. „Wir haben eine jederzeit verfügbare Unterlage, wo wie viele Menschen wohnen und welche Hilfe diese benötigen", erzählt sie auf dem Weg über eine Station. Hier konnten die Helfenden selbst nachvollziehen, wie im Ernstfall erst von einer Nachbarstation hierher evakuiert wird, bevor man mit den Bewohnern das Haus verlässt. Es gehe auch darum, betont Wessels, „insbesondere die Menschen mit Demenzerkrankungen in einer gewohnten Umgebung zu lassen, soweit das möglich ist.“ In einigen Aufenthaltsbereichen konnten die Helfenden am eigenen Leib erfahren, wie Menschen mit Demenz auf Einsatzkräfte reagieren.

In einem zweiten Teil trainierten die Helfenden die schnelle Evakuierung von Menschen, die selbst nicht mehr gehfähig sind. „Wir können dann nicht darauf warten, dass ausreichend Tragen verfügbar sind“, erklärt Tina Wessels. Daher seien alle Betten mit Rettungstüchern ausgestattet, die im Notfall eine schnelle Rettung erlauben, indem Matratze und Deckbett einfach mitgenommen werden. Gemeinsam mit der Ausbilderin und examinierten Krankenschwester Melanie Willms demonstrierte Wessels das Hilfsmittel und übte mit den Ehrenamtlichen verschiedene Szenarien. Dazu gehörte auch die Rettung über ein Treppenhaus sowie - wenn die Kräfte im Einsatz knapp werden - die Evakuierung eines pflegebedüftigten Menschen durch einen einzelnden Helfenden. Im schlimmsten Falle habe man wenig Zeit und es müsse schnell gehen.

„Eine erfolgreiche Räumung fußt auf einem Überblick über die Lage“, schloss Wedemeyer das Training und sprach dabei die anwesenden Einsatzführerinnen und -führer an. „Wenn dann das Team seine Hilfsmittel noch gut beherrscht, bekommt man die Lage auch in den Griff.“ Mit dem Abend sind die Ehrenamtlichen der Johanniter aus Nordenham diesem Ziel einen großen Schritt näher gekommen.