Das eigene Wohl zurückgestellt
Johann Saathoff zeichnet Auricher Johanniter für Ahrtal-Einsatz aus
Mit kleinen Aufmerksamkeiten wie einem gebundenen Notizbuch „für Wünsche, Ideen und Erlebnisse“ und einem Schokoladen-Weihnachtsmann bedankten sich Ortsbeauftragter Sebastian Schulze und Dienststellenleiterin Helene Frieden während der Weihnachtsfeier des Ortsverbands Aurich der Johanniter-Unfall-Hilfe bei ihren ehrenamtlichen Helfenden und hauptamtlichen Mitarbeitenden für ihr Engagement im zu Ende gehenden Jahr. „Ohne euren außergewöhnlichen Einsatz wäre als das, was wir 2024 wieder geleistet haben, nicht möglich gewesen“, sagte Helene Frieden. Anschließend gab es noch eine große Aufmerksamkeit – für einen Einsatz, der bereits 2021 erbracht wurde. Johann Saathoff (SPD), Mitglied des Bundestages (MdB) und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, überreichte im Auftrag seiner Chefin, Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die Ehrenmedaille Fluthilfe 2021. Damit zeichnet die Bundesrepublik Deutschland Corinna und Axel Keßler, Hanna Jürgens, Nadine Greß, Lena Rabenstein und Sebastian Schulze für ihre besonderen Verdienste nach der Flutkatastrophe im Ahrtal aus. Alle sechs gehörten zum ersten Kontingent aus Weser-Ems, das vom Land Niedersachsen als Unterstützung der Kräfte vor Ort als Amtshilfe entsandt worden war. „Sie haben das Wohl und die Unversehrtheit von Anderen über Ihr eigenes gestellt“, sagte Saathoff bei der Überreichung der Urkunden. „Dafür gilt unser großer Dank.“
In seiner Laudatio ging Johann Saathoff auch auf das Scheitern der Bundesregierung und die Herausforderungen für die Zukunft ein. „Ich bedaure das Aus der Regierung sehr“, betonte er. „Wir sind noch lange nicht fertig.“ Als er das Amt des Staatssekretärs im Bundesinnenministerium 2021 übernommen habe, sei es nicht sehr begehrt gewesen. „Es gab spannendere Ämter“, sagte er. Dann kam der Angriff Russlands auf die Ukraine, 2023 die Weihnachtshochwasser und die Erkenntnis, dass Extremwetterlagen mit entsprechenden Folgen zur Normalität werden. Plötzlich war das Thema Bevölkerungsschutz in aller Munde. „Wir müssen den Begriff neu definieren“, sagte Saathoff. Das heißt, Zuständigkeiten überdenken und konsequent neu entwickeln. Im Juli 2022 hat die Bundesregierung die Resilienzstrategie vorgelegt, mit der die Bevölkerung besser auf Notlagen vorbereitet werden soll. Dazu gehören Konzepte wie die für die Teilnehmenden kostenlosen Kurse Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten, die auch von den Auricher Johannitern sehr erfolgreich durchgeführt werden. Dazu gehört aber auch die Stärkung der Hilfsorganisationen. „Was hätten wir 2021 gemacht ohne die Ehrenamtlichen der Hilfsorganisationen“, sagte Saathoff. „Um unsere ehrenamtlichen Katastrophenschützer beneidet uns die ganze Welt. Viele versuchen das Konzept zu kopieren, und wir geben unsere Erfahrungen gerne weiter.“
Denn auch wenn der Einsatz kostenlos und freiwillig ist, sind die Ehrenamtlichen ausgebildet und ausgerüstet wie Profiretter. Dafür habe auch die Bundesregierung gesorgt. „Wir haben massiv Fahrzeuge angeschafft“, sagte Saathoff. Warnungen können heute auf die Mobiltelefone der Bürgerinnen und Bürger geschickt werden, sogar lokal gesteuert. Die Menschen seien sensibilisiert worden für Gefahren. Was Saathoff gerne noch erledigt hätte, ist die Entwicklung eines Konzeptes zum Umgang mit Spontanhelfenden. „Die Katastrophe im Ahrtal hat gezeigt, dass die Menschen bereit sind, sofort und ohne groß zu fragen anderen zu helfen.“ Die Steuerung dieser Einsätze sei aber noch nicht ausgereift. „Es gibt noch viele Herausforderungen. Die können wir aber nur gemeinsam angehen“, rief er in Richtung der Auricher Johanniter. „Wir können im Ministerium viele tolle Pläne schmieden. Aber ohne die Ehrenamtlichen, die es umsetzen, können wir gar nichts bewegen. Sie machen es erst möglich.“ Johann Saathoff schloss mit einem Appell: „Wir müssen uns auf Situationen vorbereiten, von denen wir glaubten, dass wir uns nicht auf sie vorbereiten müssen. Lassen Sie es uns angehen.“