02.06.2024 | Regionalgeschäftsstelle Hannover

Johanniter im Herzen - Hermann Fraatz ist gestorben

Ende der vergangenen Woche starb Hermann Fraatz, früherer ehrenamtlicher Regionalvorstand, nach langer Krankheit. Die Nachricht ließ viele Mitarbeitende und Helfende innehalten. Viele kannten ihn. Alle, die ihn kannten, schätzten ihn.

Hermann Fraatz, der sich fast zwanzig Jahre lang mit hoher Motivation ehrenamtlich für die Johanniter in Hannover engagierte, ist in der vergangenen Woche in der Nacht von Donnerstag auf Freitag im Alter von 78 Jahren gestorben - einen Tag vor dem Landeswettkampf 2024. Er wäre so gerne dabei gewesen in Otterndorf. Hätte inmitten seiner Leute gesessen und die Stimmung genossen. Hätte die Gelegenheit genutzt, um ein paar Witze zu erzählen. Hätte nicht nur den siegenden Teams gratuliert, sondern allen Teilnehmenden. Wäre abends auf der Bierbank weitergerutscht, damit Platz für alle ist. Er konnte nicht dort sein und war es doch. Landesverbandspastorin Inge Matern erinnerte während des Begrüßungsgottesdienstes an Hermann Fraatz, alle dort Teilnehmenden legten eine Schweigeminute für ihn ein. Und dann war er Teil des Wettkampfes, war mit im Zelt, am See, am Bierwagen. Weil überall über ihn gesprochen wurde. Weil so viele aus der Johanniter-Familie ihn kannten und eine Geschichte von, mit oder über ihn zu erzählen wussten.

"Es gibt die, die immer da sind. Das bist Du!" Nach fast zwei Jahrzehnten ehrenamtlichen Engagements für die Johanniter wurde Hermann Fraatz am 9. August 2019 im Stephansstift von seiner Aufgabe als ehrenamtlicher Regionalvorstand entpflichtet, und sein Neffe und Patensohn Matthias Miersch (MdB/SPD) beschrieb ihn mit diesem Satz so liebevoll und anerkennend, dass es keine weiteren gebraucht hätte (es folgten noch viele). In der Gottesdienst-Predigt zuvor hatte RV-Pastor Karl-Ludwig Schmidt die Frage gestellt: "Wer will heutzutage schon gerne ein Diener sein?" Es war eine rhetorische Frage. Für Hermann Fraatz war es ein Geschenk, anderen Menschen mit seinem Wissen, seinem Können, seinen Kontakten helfen zu können. Als gebürtiger Hannoveraner war er bestens vernetzt. Der frühere Erste Kriminalhauptkommissar hatte durch seine 40 Jahre im Polizeidienst unzählige Namen und Nummern in seinen Kontakten, die zu Menschen führten, die ihm nicht nur gerne halfen, sondern sich auch immer über ein Gespräch mit ihm freuten. Warum? Weil sein Interesse ehrlich war. Weil er auf seine kurze Frage "Und? Wie geht's?" an die Entgegenkommenden auf dem langen Flur der Regionalgeschäftsstelle am Kabelkamp 5 immer einplante, dass die Antwort auch länger ausfallen konnte - und sich Zeit dafür nahm. Ebenso wie für die Geburtstagsgrüße per SMS, die er selbst nach seiner Entpflichtung noch verlässlich an viele Johanniter schickte. Landesvorstand Uwe Beyes führte mit Hermann Fraatz zusammen bis 2017 den Regionalverband Niedersachsen Mitte. Er sagt: "Meine Zusammenarbeit mit Hermann war einzigartig, geprägt von gegenseitiger Wertschätzung und hohem Vertrauen. Er hat es immer wieder verstanden, den Blick auf das Ehrenamt und die Jugend zu lenken, um die Arbeit dort wahrzunehmen, anzuerkennen und langfristig zu finanzieren. Das war ihm immer wichtig, das wird von ihm bleiben."

Mit seinem Engagement für die JUH begonnen hatte Hermann Fraatz als Ortsbeauftragter des OV Hannover-Wasserturm. Für die Johanniter hatte ihn Dienststellenleiter Michael Homann begeistern können. Die beiden hatten sich bereits 1996 während des ATP-Turniers in Hannover kennen- und schätzen gelernt. Als der OV nach der Expo2000, auf der Hermann Fraatz als stellvertretender Sicherheitschef tätig war, einen neuen Ortsbeauftragten suchte, fuhr Michael Homann zu Hermann Fraatz in die Polizeidirektion und fragte an - mit Erfolg. Im Dezember 2001 wurde Hermann Fraatz Mitglied der Johanniter und nahm seine ehrenamtliche Arbeit auf. Michael Homann erinnert sich gerne zurück: "Die Zeit mit Hermann Fraatz an meiner Seite als Ortsbeauftragter bleibt unvergesslich. Eine der schönsten Geschichte mit ihm war sein Einsatz als Peter Ustinov-Double während der Expo, als er den Schauspieler beim Fahren eines Golf Cars, übrigens an der Seite von Verona Feldbusch, ersetzte."

Hermann Fraatz und die JUH, das war ein Dreamteam. SEINE Mitarbeitenden und SEINE Helfenden lagen ihm als Ortsbeauftragter und später als Regionalvorstand ebenso am Herzen wie all' diejenigen, die die Hilfe der Johanniter als Patienten, Klienten oder Kunden in Anspruch nahmen. Eines seiner Herzensprojekte war U.D.O., die Unterkunft für drogenabhängige Obdachlose in Hannover-Lahe. Er wusste um die Schicksale der Menschen dort und setzte sich mit hohem persönlichen Einsatz für sie ein. Nach wie vor bietet U.D.O. bis zu 76 Drogenkranken ein sicheres Obdach. Sein Blick lag beständig auf dem Ehrenamt. Unvergessen die Geschichte, wie es ihm gelang, eine Hannoveranerin zu einer überraschend hohen Geldspende zu bewegen, mit der ein Einsatzwagen mit Transportboxen für die Rettungshundestaffel des OV Hannover-Wasserturm finanziert werden konnte. Das Fahrzeug wurde damals nicht nur gesegnet. Es bekam auch einen Namen: Erika, nach seiner Sponsorin. Und ganz besonders engagierte Hermann Fraatz sich für die Johanniter Jugend. "Sie ist unser Fundament", sagte er immer wieder. Denn wer sich schon früh für andere engagiere, werde es sein Leben lang nicht mehr lassen können. Für sein engagiertes Arbeiten für die JUH wurde Hermann Fraatz über die Jahre ausgezeichnet mit dem Leistungsabzeichen Bronze, dem Leistungsabzeichen Silber, dem Leistungsabzeichen Gold, dem Ehrenzeichen und dem Ehrenzeichen am Bande.