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25.07.2021 | Regionalgeschäftsstelle Braunschweig

„Nagelprobe – aktueller Katastrophenfall und Corona prüfen uns jetzt“

Besuch vom Bundestagskandidaten und jetzigen MdB Carsten Müller (CDU) bei den Johannitern in Braunschweig/Austausch auch zum aktuellen Einsatz der Johanniter in Rheinland-Pfalz

MdB Carsten Müller (Zweiter von links) zu Besuch bei den Regionalvorständen Dirk Gähle (Zweiter von rechts), Sven Heine (rechts) sowie Dienststellenleiter Marc Wegner. Das Einsatzfahrzeug war vergangenes Wochenende in Rheinland-Pfalz - und ist daher noch mit Schlamm verschmiert. Foto: Johanniter/Engel

Braunschweig. Erschütternd und tragisch, welches Leid in den deutschen Hochwassergebieten herrscht. Carsten Müller will nicht bewerten, sondern den Austausch nutzen, um sich ein Bild zu machen und um auch zu erfahren, was Politik tun und wo sie unterstützen kann. „Es ist eine Nagelprobe für uns in Deutschland – der aktuelle Katastrophenfall und Corona prüfen uns jetzt.“

Der Termin mit den beiden Regionalvorständen Harz-Heide, Dirk Gähle und Sven Heine, sowie dem Braunschweiger Dienststellenleiter Marc Wegner bestand schon vor dem aktuellen Katastrophenfall. Müller wollte sich informieren, wie die Johanniter in Coronazeiten gearbeitet haben, welche Belastungen entstanden sind, was funktioniert hat und was verbesserungswürdig ist. Doch standen die derzeitigen Ereignisse von Anfang an greifbar im Raum. So berichten Heine und Wegner über den Einsatz der Johanniter in Rheinland-Pfalz. Die 90 ehrenamtlichen Kräfte aus den Regionalverbänden Südniedersachsen und Harz-Heide (Braunschweig, Celle, Salzgitter und Uelzen) haben in Bad Neuenahr-Ahrweiler ab Sonntag einen Behandlungsplatz 50, eine mobile Krankenstation, aufgebaut und in Betrieb genommen. Aktuell sind Kollegen:innen aus dem Regionalverband Weser-Ems vor Ort und organisieren die hausärztliche Grundversorgung und helfen mit Decken, Seife und Handtüchern.

 „Im Katastrophenfall herrscht erst einmal absolutes Chaos. Das ist ganz normal, das müssen wir akzeptieren und dann vor Ort sehen, was an welchen Stellen getan werden muss“, sagt Marc Wegner. „ Das ist das Wesen und die Aufgabe eines Einsatzes im  Katastrophenschutz, es ist eine dynamische Lage.“ Schnell kam das Gespräch auf Themen wie Freistellung und Lohnfortzahlung für die ehrenamtliche Helferschaft. Müller, selbst aus dem Braunschweiger THW kommend, berichtete von seiner Überraschung, als er in seinen Gesprächen auch mit anderen Hilfsorganisationen erkennen musste, dass deren Einsatzkräfte hier nicht mit dem THW und den Freiwilligen Feuerwehren gleichgestellt sind. Das heißt, dass in einem Notfall wie jetzt, die Ehrenamtlichen nicht automatisch von ihrem hauptamtlichen Arbeitplatz freigestellt werden. „Hier kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen und Schwierigkeiten bei Arbeitgebern – sogar den behördlichen“, berichtet der ehrenamtliche Regionalvorstand Heine. Der Bundestagsabgeordnete versprach, sich hier mit Nachdruck – auch in seiner Fraktion – einzusetzen, dass dieses Mindestmaß der Anerkennung für die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer unbedingt erreicht werden müsste.

Doch neben der Unwetterkatastrophe steht Deutschland weiterhin vor großen, so noch nie dagewesenen Herausforderungen, darin waren sich alle Gesprächsteilnehmer einig. Die Pandemie ist noch lange nicht vorbei, die steigenden Inzidenzwerte und auch die Prognosen der Fachleute lassen nicht auf Besserung hoffen. „Hier kommen noch große Aufgaben auf uns zu angesichts auch der Unsicherheiten um eventuelle Schließungen von Impfzentren und die damit verbundene Personalsituation“, betont Dirk Gähle. Materialbeschaffungen, Resilienz der Gesellschaft, die steigenden Bedarfszahlen im Rettungsdienst aufgrund des Anspruchsdenkens der Bevölkerung, aber auch immer wieder die bessere Vernetzung und Zusammenarbeit auf allen Ebenen im Bevölkerungsschutz – viele Themen wurden angerissen, sodass dieses intensive Gespräch auf Wunsch Carsten Müllers fortgesetzt wird.

Doch vorher geht der Einsatz in Rheinland-Pfalz fürs Johanniter-Ehrenamt weiter. Noch heute rücken 26 Helferinnen und Helfer vom Regionalverband Harz-Heide erneut aus – allein 13 vom Ortsverband Braunschweig. Auch mit dabei: die Helfer Sven Heine und Marc Wegner.